Rudolf Friman. Kräks – päks – fäks

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Im Uspensker Kreis im Gebiet Pawlodar kennen viele Menschen Rudolf Friman: Als ausgebildeter Regisseur und spezialisierter Fremdenführer nimmt er seit seiner Kindheit gerne an schulischen Laienaufführungen und Veranstaltungen teil, die den deutschen Feiertagen gewidmet sind. Für die Unterstützung der Deutschen in seiner Region wurde er von der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt Pawlodar ausgezeichnet.

Vor allem aber verbinden die Dorfbewohner (und nicht nur die) den Namen Rudolf mit Taschenspielertricks, mit magischen Kartentricks sowie… der Materialisierung von Aquarienfischen. Und außerdem all das ohne das behelfsmäßige „Abra-Kadabra“ und den schwarzen Zylinder. Mit einer einfachen magischen Bewegung verwandeln sich die Karten in den Händen von Rudolf Friman im Handumdrehen in ergebene Kameraden und wechseln die Farbe, und ein auf Papier gezeichneter Fisch erwacht in einem Wasserglas zum Leben und wedelt dort charismatisch mit Schwanz und Flossen.

Alle „Spezialeffekte“ sind jedoch echt, genauso wie der Zauberer selbst, der sich mit den schönen und durchdachten Tricks bestens auskennt. Obwohl er erst vor relativ kurzer Zeit angefangen hat, solche Streiche zu spielen – im Jahr 2018. Aber ohne mit der Wimper zu zucken, bietet Rudolf gerne jedem an, die kniffligen Spiele mit dem Multiversum zu spielen, oder atemberaubende Wunder meisterhaft darzustellen, so dass das Publikum in Ohh und Ahh verfällt, in die Hände klatscht und vor Staunen die Augen aufreißt. Kurz gesagt, er arrangiert einen vollständigen Horror, indem er die Illusionen in wahre Magie verwandelt…

– Grundsätzlich weiche ich sehr selten von meinem Standardformat ab, ich versuche, es nicht mit den Tricks zu übertreiben. Die Hauptsache ist, dass es interessant und lustig ist, und dass die Intrige bewahrt wird. Für einen Regisseur ist das wichtig, – merkt Rudolf Friman an und fährt fort: – Von der Schulbank an habe ich an verschiedenen Paraden teilgenommen, habe getanzt, mich mit Parodien in Kurzauftritten beschäftigt, also haben mir meine Lehrer nach dem Schulabschluss in meinem Heimatdorf Olgino geraten, in den Bereich der Kultur zu gehen, Regisseur zu werden. Und so habe ich studiert und bin als Spezialist in meinen Kreis zurückgekehrt. Ich habe im örtlichen Haus der Kultur des Dorfes Uspenka gearbeitet. Und erst vor vier Jahren begann ich, mich für Zaubertricks zu interessieren. Um ehrlich zu sein, ich habe nicht einmal davon geträumt, nicht geahnt, niemals gedacht, dass ich mein Leben diesem Kunstbereich widmen würde. Beispielsweise waren die meisten Männer meiner Familie auf dem Bau tätig. Ich bin wahrscheinlich der einzige, der diesen Weg eingeschlagen hat. Plötzlich kamen mir die Tricks in den Sinn: Ich habe mir keine Arbeit ausgesucht, sondern die Arbeit selbst hat mich gefunden.

An den Wochentagen tritt die Magie in den Hintergrund und mach der Hauptbeschäftigung Rudolfs Platz – der Durchführung von Exkursionen im Heimatkundemuseum des Uspensker Kreises im Gebiet Pawlodar. Nicht minder kreativ geht der Magier an die Museumsarbeit heran: Wenn er über die Geschichte seiner Heimatregion spricht, dann tut er dies kreativ und mit Ausdruck.

– Zuerst habe ich ein paar Videoclips für die sozialen Netzwerke gedreht: Instagram, Tik-Tok usw. Ich habe einige Requisiten bestellt, und ich wurde nach und nach zu Firmenfeiern und Kindergeburtstagen eingeladen. Anfangs musste ich noch selbst auf mich aufmerksam machen, musste Anzeigen aufgeben, deshalb bin ich kostenlos aufgetreten. Eine gute Bewertung und die positiven Emotionen waren bereits eine Belohnung für mich, – erzählt Rudolf Friman. – Aber nach und nach wurde ich bereits für Veranstaltungen für Erwachsene, für Jubiläen eingeladen. Und so habe ich dann auch über ein Honorar gesprochen. Jetzt arbeite ich mit Musikern zusammen: Zwei Leute führen Kompositionen auf und singen, und ich agiere als Moderator und als Illusionist. Die Zuschauer reagieren begeistert mit tosendem Applaus, besonders wenn sich Bowlingkugeln oder lebende Goldfische aus einem Stück Papier materialisieren. Dann werde ich sogar um Zugabe gebeten.

Rudolf sagt, er arbeitet ausschließlich mit hochgekrempelten Ärmeln und neigt dazu, die Tricks langsam vorzuführen – damit alles „sauber und offen“ vor dem Publikum passiert. Und wenn es im Anzug des Illusionisten Geheimtaschen geben sollte, dann bleiben sie geheim, und niemand wird davon etwas erfahren…

– Was steckt hinter meinen Zaubertricks? Weniger Fingerfertigkeit als Talent, vielleicht sogar ein kleines bisschen Begabung. Ich weiß, es klingt nicht gerade bescheiden, aber es ist wahr, – sagt der Zauberer aus dem Dorf Olgino. – Alle meine Bewegungen sind für die Augen des Publikums leicht wahrnehmbar, sodass niemand an der Existenz der Magie zweifelt… Wissen Sie, ich bin ein Fan des russischen Illusionisten Sergej Listopad. Ich schaue mir regelmäßig die Videos seiner Auftritte an und bin erstaunt, was für einzigartige Dinge er in Anwesenheit des Publikums macht. Im besten Sinne des Wortes natürlich. Ich möchte das gleiche professionelle Niveau erreichen wie er. Glauben Sie, das wird klappen?

Ich nicke zustimmend: ohne Zweifel. Ich ich stelle Rudolf eine Gegenfrage: was hält er von der Aussage des deutschen Schriftstellers und Erzählers Jakob Wassermann: „Menschen, die eine Berufung haben, leben wie im Halbschlaf; nur Träumer, die ihre Augen für die ganze Welt offen haben, leben das Leben in vollen Zügen“. Der Zauberer antwortet ohne zu zögern:

– Das ist eine strittige Aussage. Man kann nicht einen Traum leben, aber es ist auch schwer, ohne einen Traum zu leben. Ohne einen Traum, ohne Inspiration ist es unmöglich, Meisterwerke zu schaffen und die Öffentlichkeit zu überraschen. Ich denke, dass eine Person zuallererst motiviert sein sollte. Meine Vorfahren sind zum Beispiel Wolgadeutsche, die zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges nach Kasachstan deportiert wurden. Wir feiern noch immer, genauso wie unsere Großväter und Urgroßväter, deutsche nationale Feiertage… Meine Vorfahren hatten also die Motivation, die schwere und von Hunger geprägte Kriegszeit zu überleben – es war notwendig, die Kinder großzuziehen. Ohne Motivation ist es unmöglich, zu überleben. Und natürlich ist es unmöglich ohne die Unterstützung von guten Bekannten, Freunden und Familie. Ich danke Erzhan Smagulow und Maksim Babitsch, den kreativen Mitarbeitern des regionalen Hauses der Kultur des Dorfes Uspenka, dafür, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, mich zu beweisen. Ich möchte auch meinen Eltern ein großes Dankeschön sagen, für ihre Arbeit und Erziehung, dafür, dass sie ihre ganze Seele in mich gesteckt haben. Darüber hinaus spreche ich dem gesamten Kollektiv des Hauses der Kultur im Dorf Uspenka und des Geschichts- und Heimatkundemuseums des Uspensker Kreises meine Dank aus.

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Wilmina Gerzen, Deutschlehrerin der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar in dem Dorf Olgino, Fremdsprachenlehrerin und stellvertretende Direktorin für Bildungsarbeit an der Mittelschule Olgino im Uspensker Kreis, Gebiet Pawlodar:

– Die deutsche Sprache hat Rudolf mit großer Freude in der Schule gelernt. Nach der elften Klasse hat er sogar die Deutschprüfung bei mir im Wahlfach abgelegt. Rudolf wurde von der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar für die Unterstützung der Deutschen in seiner Region ausgezeichnet – er hat die deutsche Polka erlernt und getanzt. Er ist im Auftrag unserer deutschen Gesellschaft bei einem Festival aufgetreten. Er hat gerne Gedichte auswendig gelernt. Rudolf ist eine in jeder Hinsicht talentierte Person mit sehr viel kreativem Potential.

Инстаграм Рудольфа – https://instagram.com/rudolf_magic?igshid=YmMyMTA2M2Y

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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