So unterschiedlich kann der „Johannistag“ sein

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In Westkasachstan wurde der Johannistag gefeiert: in Aktobe am Schreibtisch und mit Büchern, in Aktau mit Liedern und Spielen am Meer.

Die Deutschen Kasachstans beschäftigen sich immer öfter mit der Geschichte und den Traditionen ihrer Vorfahren. Noch vor wenigen Jahren war der Johannistag kaum bekannt – im Allgemeinen wussten man über den Feiertag bescheid, aber er fand keine weite Verbreitung. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch alles geändert. In der Gesellschaft „Wiedergeburt“ Aktjubinsk glaubt man, dass die Verfügbarkeit von Informationen, auch durch das Internet, das wachsende Verlangen nach Wissen befriedigt werden konnte:

– Alles ist heute viel einfacher. Um mehr über diesen Feiertag zu erfahren, darüber, wie er vor vielen Jahren gefeiert wurde und wie er heute gefeiert wird, reicht es aus, Zugang zum World Wide Web zu haben. Ich freue mich, dass junge Menschen ihr Wissen mit der älteren Generation teilen.

Im vergangenen Jahr feierten die Aktivisten des Klubs der deutschen Jugend von Aktjubinsk den Johannistag noch in der Natur mit den traditionellen Sprüngen über das Feuer und Kränzen auf dem Wasser, doch dieses Mal war alles anders. Den Staffelstab „der Bildung“ übernahmen die Zuhörer der deutschen Sprachkurse. Lehrerin Irina Beljajewa versuchte, die Ursprünge des Johannistags zu erklären.

– Der Feiertag ist bekannt für seine Volksrituale, die mit der Sommersonnenwende und der höchsten Blüte der Natur verbunden sind. Die Prozesse symbolisieren Fruchtbarkeit, daher werden sie von Handlungen mit Feuer, Wasser und Vegetation repräsentiert. Hauptsächlich nehmen junge Leute an den festlichen Ritualen teil, – erklärt Irina.

Larisa Tlegenowa feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Jedoch hindert sie dieses Alter nicht daran, sich als „Jugendliche“ einzustufen.

– Ich habe zum ersten Mal von diesem Feiertag gehört. Im Unterricht haben wir mit Illustrationen und Textgeschichten gearbeitet, wir haben verschiedene Aufgaben gelöst und Lieder gesungen. Besonders interessant erschien mir der Ritus mit dem Feuer: In ganz Deutschland wurden Feuer entzündet, und die Jugendlichen sind durch die Flammen gesprungen. Vielleicht gehen wir auch zusammen mit meinem Mann und den Kindern in die Natur. Es ist ja gefährlich, über das Feuer zu springen, aber auf jeden Fall werden wir Kränze flechten, – sagt Larisa mit einem Lächeln.

Zur gleichen Zeit lauschten hunderte Kilometer von Aktobe entfernt am Ufer des Kaspischen Meeres mehr als zwei Dutzend Aktivisten der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Mangystau ebenfalls einem kleinen Vortrag über die Bräuche des Feierns des Johannistags.

– Wir haben den Sonnenaufgang beobachtet. Wir schwiegen ein paar Minuten in Stille und eröffneten dann den Feiertag mit einem Vortrag, – erzählte die Koordinatorin des Netzwerkes der Begegnungszentren Darja Maschinskaja. – Es war wichtig, sich die Informationen über den Tag des Heiligen Johannes aufmerksam anzuhören, da wir später eine Prüfung durchführten. Wer falsch antwortete, wurde mit Wasser übergossen.

Nach dieser Prüfung war es nötig, sich aufzuwärmen. Es war allerdings nicht erlaubt, am Strand Feuer zu entzünden. Deshalb beschlossen die Teilnehmer der Feier, über ein rotes Band zu springen. All dies geschah zu den Klängen der Gitarre von Kirill Wejdenbach.

Eine der Aktivistinnen der Gesellschaft, Ljudmila Panfila, gab spontan einen Workshop über das Weben von Kränzen:

– Meine Tochter Taisija und ich nehmen zum ersten Mal am Johannistag teil. Die Gefühle sind unbeschreiblich. In unserer Datscha wachsen Minze und Zitronengras. Wir haben Stängel mit Blättern gepflückt und Kränze mit den Teilnehmern der Veranstaltung geflochten. Dabei gibt es nichts Schwieriges, das wurde den Kindern schon im Bastelunterricht beigebracht.

Der „Johannistag“ endete traditionell mit einem Bad. Zuerst bestrichen sich die Kinder und die Erwachsenen mit Schlamm und wuschen diesen dann anschließend ab, um sich so von Groß, Traurigkeit und negativen Emotionen zu befreien.

Vorbereitet von Dmitrij Schinkarenko

Übersetzung: Philipp Dippl

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