Wir müssen das Andenken an unsere Vorfahren in Würde halten!

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Sehr geehrte Landsleute! Liebe Freunde!

Liebe Landsleute, ich wende mich an Sie im Zusammenhang mit dem Tag des Gedenkens an die Opfer politischer Repressionen, welcher gemäß des Dekretes des Präsidenten Nursultan Nasarbajew jährlich am 31 Mai in Kasachstan begangen wird.

Die Multinationalität unserer Republik entstand als Folge politischer Repressionen – zu verschiedenen Zeiten wurden Tausende von Menschen verschiedener Nationalitäten hier her verwiesen. Deshalb ist der 31. Mai ein besonderer Tag für jeden von uns.

Nicht vergessen ist die Hungersnot der 1930er Jahre, welche an der Wolga, in der Ukraine und in Russland herrschte, auf das Schicksal der Kasachen wirkte sie sich jedoch am stärksten aus. Die ursprünglich nomadisch lebenden Menschen verloren aufgrund totalitärer Politik tausende von Tieren – der Quell ihres Lebens. Und erlebte in der Folge kolossale Bevölkerungsverluste.

Auch für das deutsche Volk ist dies ein denkwürdiger Tag, zusammen mit dem 28. August 1941, als das Dekret über die Deportation der Deutschen und die Liquidation der Republik der Wolgadeutschen erlassen wurde.

Ich sage immer – die Quelle unserer heutigen Freundschaft mit allen Ethnien der Republik wurde genau in diesem Moment geboren: trotz des Hungers hat die örtliche Bevölkerung mit unseren Vorfahren das letzte Stück Brot geteilt.

Was ich an diesem Tag sagen möchte… Zuallererst möchte ich die Hoffnung bekunden, dass sich fortan die Geschichte nie wieder wiederholen möge, und dass Menschen nicht mehr aufgrund ihrer nationalem Merkmale leiden werden, sondern dass Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit unser Leben immer bestimmen mögen.

Zweitens möchte ich, an meine Landsleute, die Deutschen Kasachstans gerichtet, dazu aufrufen, das Andenken an unsere Vorfahren, welche unvorstellbare Belastungen und Mühsal ertragen mussten, und trotzdem ihre besten Eigenschaften bewahrten, in Würde zu halten.

Ich bin beeindruckt von dem Buch mit den Erinnerungen Rudolf Pljukfelders, 1928 in der Ukraine geboren, welches ich gelesen habe. Seine Familie wurde von den schrecklichen Repressionen heimgesucht – im Jahr 1941 wurden der Vater und der Bruder erschossen, und er wurde mit seiner Mutter nach Sibirien deportiert, wo er in einer Kohlemine arbeitete.

Schrecklicher Hunger, Kälte und unermüdliche Arbeit haben seinen Lebenswillen nicht gebrochen. In seiner Freizeit hat er aktiv Sport getrieben, erzielte glänzende Erfolge, hatte aber bis zum Jahr 1956, als er unter der Kommandantur stand, keine Gelegenheit, an Wettkämpfen teilzunehmen. Sein Leben ist eine wirkliche Leistung: Mit 36 Jahren, ein sehr hohes Alter für einen Sportler, wurde er Olympiasieger im Gewichtheben.

Wenn man das Buch liest, denkt man unfreiwillig an diese schreckliche Zeit, an seine Eltern, die so viel durchgemacht haben, man ist durchdrungen von tiefem Respekt an sie, an ihr Gedenken. Man bewundert, wie sie ihr ganzes Leben lang die hellsten Merkmale unseres Volkes trugen – die Liebe zur ihrer Sprache, der Glaube an Gott, Anstand, die besondere Beziehung zu der Arbeit und den Menschen. Ich möchte allen, aber zuallererst der Jugend, wünschen, dass wir ebenfalls unsere Anstrengungen zur Bewahrung unserer Muttersprache und unserer Kultur aufbringen, damit die Deutschen stolz und wir stolz auf uns sein können!

Abgeordneter von Mazhilis des Parlaments der Republik Kasachstan, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ Dr. Albert Rau

Übersetzung: Philipp Dippl

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