Wir sind die Deutschen Kasachstans! Wir sind Kasachstaner!

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Das Jahr 2019 wurde zum Jahr schwerwiegender Veränderungen im politischen und sozialen Leben der Republik, eine Zeit des Wandels, welcher das Volk Kasachstans noch mehr vereinte.

Die Vertreter von 127 Ethnien der Republik unterstützten den klaren und verständlichen Mechanismus der Kontinuität, der von dem ersten Präsidenten dem Elbasy Nursultan Nasarbajew vorgeschlagen wurde, als Kasym-Zhomart Tokaew zum Oberhaupt des Staates auserwählt wurde. Und als Unglück über die Menschen von Arys kam, nahmen sie in einem gemeinsamen Impuls an der Aktion „Арыс, біз біргеміз!“ teil, um den Opfern Hilfe zu leisten. In diesem Jahr begehen die Deutschen Kasachstans, zusammen mit ihren Landsleuten, die im Ausland leben, das 30.-jährige Jubiläum der Bewegung „Wiedergeburt“. Im Jahr 1964 erhielten die sowjetischen Deutschen, die ihres Rechts auf Identität beraubt wurden und grausame Repressionen und die Deportation durchlitten, ihre Freiheit zurück: Zeitungen in deutscher Sprache wurden herausgegeben, Bücher deutscher Schriftsteller wurden gedruckt, Rundfunk- und Fernsehprogramme wurden ausgestrahlt, ein deutsches Theater wurde eröffnet, die Kinder in den Schulen lernten Deutsch als Muttersprache. Es fanden Treffen von Delegierten der deutschen Bevölkerung mit der Führung der UdSSR statt, die auf die vollständige Rehabilitierung der sowjetischen Deutschen abzielten.

Die Zeitungen „Neues Leben“, „Freundschaft“ sprachen offen über die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und die Wiederherstellung der Sprache und Kultur, über die Stärkung der nationalen Identität. Im Jahr 1989 wurde die unionsweite Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ gegründet, und im Oktober 1992 wurde auf dem ersten Kongress der Deutschen Kasachstans der Rat gebildet, der später in den Verband der Gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ (AOONK) umbenannt wurde. Er vereinigte alle regionalen gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen der Republik.

Im Land entstanden Kulturzentren, fanden deutsche Kulturfestivals und deutsche Sprachkurse statt. Seit den Jahr 1995 ist die AOONK „Wiedergeburt“ Mitglied der Volksversammlung Kasachstans.

Ungeachtet dessen, dass in den ersten zehn Jahren die Aktivitäten der Gesellschaft weitgehend mit dem Problemen der Ausreise derer zusammenhingen, die in die historische Heimat übersiedeln wollten (es gingen 800.000 Menschen), ließ es die Frage, „Wie kann denen geholfen werden, die hier blieben und für immer hier bleiben werden?“ zu, eine leistungsfähige Struktur der Selbstorganisation und starke regionale Gesellschaften zu schaffen und ein System der Beziehungen mit Deutschland aufzubauen. Wir sind allen dankbar, die den Ursprung für den Werdegang unserer Selbstorganisation gelegt haben: die Vorsitzenden in verschiedenen Zeiten waren Adam Merz, Christian Driller, Konstantin Erlich, Aleksandr Dederer, der die gesellschaftliche Vereinigung rund 24 Jahre lang leitete.

Seit dem Moment der Unabhängigkeit Kasachstans nehmen die Deutschen der Republik aktiv am wirtschaftlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und öffentlichen Leben des Landes teil. Die Namen so berühmter Persönlichkeiten, wie Iwan Sauer, Georgij Prokop, Nikolaj Miller, Gerold Berger, Ernst Boos, Erwin Gossen, Eduard Ajrich, Johan Merkel, Natalja Gellert, Wasilij Rozinow, Wjatscheslaw Ruf oder Sergej Blok sind in aller Munde.

Zu diesen Namen können auch noch jene hinzugefügt werden, die nach Deutschland gezogen sind, dort gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten erworben haben, nach Kasachstan zurückgekehrt sind und zu dessen Gunsten gearbeitet haben. Dies sind Aleksand Lorenz, Waldemar Wegelin, Aleksandr Saberfeld und viele andere.

Für die zukünftigen erfolgreichen Bürger, die ihren eigenen Weg in die Zukunft fortführen, wurden sie zu strahlenden Beispielen der jungen Generation.

Auf der vergangenen Sitzung der Volksversammlung Kasachstans wies Nursultan Nasarbajew an, den Technologietransfer zu aktivieren und Investitionen anzulocken. Der Elbasy hat bereits zuvor wiederholt angemerkt, dass „die Verbindungen entlang der tausendfachen deutschen Diaspora in Kasachstan und der kasachischen Deutschen, die in die Bundesrepublik umgesiedelt sind, zu einer lebendigen Brücke „der Volksdiplomatie“ und des kulturellen Austausches wurden“.

Die Deutschen Kasachstans arbeiten bereits aktiv in diese Richtung. So hat die GS „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ Kooperationsvereinbarungen mit dem Ostausschuss der deutschen Wirtschaft, mit der Vertretung der deutschen Wirtschaft in Kasachstan sowie der Union der deutschen Bauern geschlossen. Es wird eine Wirtschaftsplattform geschaffen, dessen Hauptziel die Konsolidierung der Unternehmer aus der deutschen Ethnie der Republik, die Entwicklung der Partnerschaft mit Unternehmern und Firmen in Deutschland sein soll.

Mit der Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung wurde im Oktober 2018 das erste Deutsch-Kasachstanische Agrarforum veranstaltet, welches das Potential der Entwicklung und den Technologietransfer im Agrarsektor aufzeigte. Im Rahmen erzielten Vereinbarungen wird am Aufbau eines Kompetenzzentrums für Milcherzeuger gearbeitet, welches bewährte Praktiken und Kenntnisse in der Veterinärmedizin und der Futtermittelproduktion weitergibt. Die Aktivitäten zur Vorbereitung des zweiten Forums haben begonnen, und es soll traditionell gestaltet werden.

Deutschland ist der Führer in der Entwicklung und der Anwendung der Technologie der Industrie 4.0. Und die Deutschen Kasachstans sind bereit, diese Erfahrungen konsequent anzuwenden und weiterzugeben, unter anderem in der Landwirtschaft. Am besten für die Einführung der Elemente der Industrie 4.0 sind heute die Bergbau- und der metallurgische Sektor. Wir haben einige deutsche Firmen herangezogen, welche eine Reihe von Projekten zur Digitalisierung von Herstellungsprozessen realisieren, mit unserer Unterstützung wurden ihre Repräsentanten in Kasachstan eröffnet.

Besondere Aufmerksamkeit verdient das duale Ausbildungssystem, dank dem hochqualifizierte Fachkräfte ausgebildet werden können. Die Regierung Kasachstans ist bereit, Hochschulen unter Einbeziehung ausländischer Partner an Geschäftsführungen zur Durchführung dieser Praxis zu vermitteln.

Erste Erfahrungen gibt es bereits – die Polytechnische Hochschule Kentau (heute Kasachsich-Deutsche), gegründet im Jahr 2011 auf Basis des Transformatorenwerkes Kentau, schloss einen Vertrag mit dem deutschen Konzern TÜV Rheinland Akademie GmbH. Die Studenten der Hochschule erhalten ein Diplom auf internationalem Standard. In Almaty bietet diese Möglichkeit die Deutsch-Kasachische Universität, welche seit dem Jahr 1999 Studenten in innovativen Berufen nach deutschem Standard unterrichtet.

In diesen Jahren wurde viel getan. Aber das Leben steht nicht still, es kommen neue Generationen, Probleme und Lösungsansätze, die Arbeitsformen mit den Menschen verändern sich. Es wurde eine Reformierung der Selbstorganisation durchgeführt, im Jahr 2017 fand eine landesweite Konferenz statt, auf welcher ein neues Leitungsgremium gewählt wurde – das Kuratorium. Als Priorität dessen Arbeit haben wir die Offenheit und maximale Reichweite der Aktivitäten des republikweiten Rates und der regionalen Organisationen der Deutschen, die im Land leben definiert.

Mit der Unterstützung der Regierungen von Kasachstan und Deutschland wird ein Förderprogramm für die deutsche Ethnie realisiert. In dessen Rahmen findet Projektarbeit im ethnokulturellen, sozialen, sprachlichen und anderen Bereichen statt. Die Jugend hat die Möglichkeit, Stipendien für das Studium an den Universitäten für den Beruf „Lehrer für deutsche Sprache“ zu erhalten, was zur Entwicklung der deutschen Sprache im Land beiträgt.

In den Regionen gibt es Begegnungszentren und Jugendklubs, welche zur Konsolidierung der deutschen Bevölkerung beitragen, sowie für alle diejenigen, die sich für die deutsche Sprache und die Kultur interessieren. Für die heranwachsende Generation stehen Sonntagsschulen und Zentren für Vorschulbildung offen. In ganz Kasachstan werden Deutschkurse organisiert.

Heute strebt die Gesellschaftliche Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ danach, die Rolle der Deutschen Kasachstans sowohl im Leben der Zivilgesellschaft, als auch in der Entwicklung der deutsch-kasachischen Beziehungen zu stärken.

Die 180.000 heute in Kasachstan lebenden Deutschen werden weiterhin daran arbeiten, neue Technologien zu erschließen und Kommunikation aufzubauen, um die Probleme der Bewahrung der deutschen Sprache, der nationalen Kultur und der gemeinsamen historischen Erinnerung zu lösen. Es entsteht ein Informationsfreiraum: sowohl in gedruckter Form, als auch in elektronischer Version erscheint wöchentlich die „Deutsche Allgemeine Zeitung“, es gibt das Portal wiedergeburt.kz, den YouTube-Kanal „Die Deutschen Kasachstans“, Ereignisse aus dem Leben der Ethnie werden täglich in den populären sozialen Netzwerken beleuchtet. Und das Wichtigste ist: die aktiven Mitglieder unserer Organisation planen zuversichtlich ihre Zukunft.

Unter Beteiligung von Wissenschaftlern und Experten wurde das Programm zur Entwicklung der deutschen Ethnie Kasachstans ausgearbeitet, welches alle Tätigkeitsbereiche der Selbstorganisation umfasst. Momentan ist es zur öffentlichen Diskussion auf dem Internetportal wiedergeburt.kz veröffentlicht.

Die Priorität der Entwicklung liegt auf der Jugend, auf ihrer Wettbewerbsfähigkeit, welche, wie bekannt ist, durch die angemessene Bildung, Professionalität, Sprachkenntnisse, Verantwortung und  Fleiß erreicht wird.

Ende September dieses Jahres planen wir, Jubiläumsveranstaltungen zum 30. Jubiläum unserer gesellschaftlichen Organisation durchzuführen. In diesen Tagen wird das republikweite Festival der deutschen Kultur stattfinden. Aber das Hauptziel wird nicht nur die gedankliche Verarbeitung des zurückgelegten Weges sein, sondern auch der Blick in die Zukunft unseres Volkes – es wird das verabschiedete Entwicklungsprogramm vorgestellt.

Der Elbasy sagte: „Nur jedes Land lebt glücklich und in Reichtum, welches stark ist in seiner Einheit, froh in seiner Arbeit, einträchtig mit seinen Menschen“. Und wir, die Deutschen Kasachstans, die wir ein einzigartiges historisches Schicksal und eine Mission haben, leisten einen Beitrag zum Wohl unserer Heimat – Kasachstan. Die Tradition, die Sprache und die Kultur bewahrend, sind wir Teil eines multinationalen Volkes. Und heute erklären wir stolz: „Wir sind die Deutschen Kasachstans! Wir sind Kasachstaner!“

Material aus der republikweiten Zeitung „Kazachstanskaja Prawda“ (Nr. 126 vom 04.07.19)

 Albert Rau, Deputierter der Mazhilis des Parlamentes der Republik Kasachstan, Vorsitzender des Kuratoriums der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“

 Übersetzung: Philipp Dippl

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