Jakob Zwinger

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Held der sozialistischen Arbeit, Teilnehmer zweier Parteitage der KP Kasachstans, zweimaliger Träger des Leninordens, Vorsitzender der Engels-Kolchose.

Jakob (Jakow) Zwinger wurde 1915 geboren. Die Armut führte ihn zum Dienst bei Kulaken. Seit 1929 war er Kolchosbauer, Leistungsrechner, Traktorist und Leiter einer Traktorbrigade, ab 1933 Vorsitzender der Kolchose „1. Mai“ in seiner Heimatrepublik der Wolgadeutschen. Nach zwei Jahren Armeedienst kehrte er in seine heimatliche Kolchose zurück, wo man ihn zu deren Vorsitzenden wählte. Im Januar 1940 wird er Mitglied der WKP(B) und stellvertretender Vorsitzender des Kanton-Exekutivkomitees Engels. Die Sowjetmacht wusste jedoch die Verdienste und die Hingabe ihrer Bürger nicht zu schätzen: Sie erklärte die Sowjetdeutschen zu Spionen und verbannte sie nach Sibirien, in zentralasiatische Republiken und nach Kasachstan. Das Los der strafrechtlich Repressierten traf auch Zwinger. Er wurde in die Kulundasteppe deportiert. Dort bekam er einen primitiven Getreidemäher, zwei Kamele und einen deutschen Jungen zugeteilt und wurde aufgefordert, die verderbende Ernte einzufahren.Tag und Nacht verbrachte Jakob Zwinger auf dem Feld beim Erfüllen der Aufgabe. Am Schluss der Arbeiten erschienen der Sekretär des Kreisparteikomitees und der Vorsitzende des Kreisexekutivkomitees direkt auf dem Feld und brachten ihn geradewegs in den Kolchosevorstand, obwohl er das strikt ablehnte, weil er nach sechs Schuljahren nur mangelhaft gebildet war, schlecht Russisch sprach und deutscher Volkszugehörigkeit war.

So wird er, ein verfolgter Deutscher, zum Vorsitzenden einer Kolchose während der gesamten Kriegsjahre und schafft durch seinen aktiven Einsatz Voraussetzungen für den Sieg im Hinterland. Im Januar 1946 wird Jakob Zwinger zum Dolmetscherdienst in eine Gruppe der sowjetischen Truppen nach Berlin gerufen. Auf die Frage, was er dort gemacht habe, gab er den Bescheid: „Mit der örtlichen Bevölkerung gearbeitet.“ Am Schluss wurden ihm die Gebiete seiner weiteren Verwendung angeboten – Altai, Nowosibirsk, Omsk, Orenburg, Kustanai. Während der Arbeitszeit in seiner Heimatrepublik an der Wolga hatte sich Zwinger oft mit der Bevölkerung des benachbarten Gebiets Uralsk getroffen und bewahrte warme Erinnerungen an die Kasachen in sich. Er entschied sich nun für Kustanai. Dort wurde ihm die Position des Vorsitzenden der Engels-Kolchose angeboten, in der er 30 Jahre lang arbeitete und große Erfolge erzielte. Der Viehbestand erhöhte sich von 37 Kühen und 27 Säuen auf insgesamt 2850 Tiere, darunter 833 Milchkühe, 3130 Schweine und mehr als 250 Pferde.

Die Kolchose überbot den Produktions- und Verkaufsplan von Getreide an den Staat auf mehr als das Dreifache und lieferte in die Kornspeicher des Landes mehr als 100.000 Zentner davon. Für seine Verdienste wurde Jakob Zwinger zwei Mal mit dem Leninorden geehrt, wurde Held der sozialistischen Arbeit und Teilnehmer zweier Parteitage der KP Kasachstans. Mehr als 20 Jahre lang verlebte er im Ruhestand. Man konnte dabei nicht gerade von einer „wohlverdienten Rente“ sprechen, denn sie betrug monatlich nur 3600 Tenge, die seiner Ehefrau 2000 Tenge. „Wir sind schon dankbar“, sagte Zwinger, „die Kolchose vergisst uns nicht. Und ansonsten brauchen wir ja nicht viel“, seufzte er mit Bitterkeit.
Der Verdiente Veteran starb im Jahr 1999.

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