Es gibt jemanden, um den man sich kümmern muss und auf den man sich in seinen Sorgen verlassen kann

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Mehr als 700 Repräsentanten der deutschen Ethnie leben unter dem Dach des Zentrums für Sozialleistungen (ZSU) der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ der Hauptstadt. Darüber berichtete ihr Koordinator Elena Schwarz unserem Korrespondenten. Zwei Mal in der Woche kommen zehn bis zwölf Menschen in das deutsche Kulturzentrum, ziehen Sportklamotten an, nehmen spezielle Stöcke in die Hand und begeben sich in den nächsten Park. Dies ist die Sektion des Nordic Walking. Unter den Trainierenden sind Menschen der unterschiedlichsten Altersgruppen und Biografien. Die aktivste Teilnehmerin des Marsches ist Aleksandra Korotkowa, die vor kurzem 90 (!) Jahre alt wurde. Die jüngste der Gruppe ist Olga Root (sie ist fast halb so alt). Aber mit den Veteranen mithalten schafft nicht jeder. Bewegung, frische Luft, Kommunikation – das ist die größte Belohnung für die Teilnehmer dieser Ausflüge.

Auf der Liste Angelegenheiten und Anliegen des ZSU stehen auch eher prosaische, aber nicht weniger wertvolle Dinge. Vor mir liegt eine Liste der Arbeit mit den Begünstigten: Invaliden, Rehabilitierte, Arme, kinderreiche Familien… Die Zahlen sind unterschiedlich, aber jeder von ihnen ist Mensch. Die Grafiken von Arbeitslosen, Waisenkindern, Invaliden und Menschen in Pflegeheimen sind mit Nullen gefüllt. Das heißt, es sieht alles gar nicht mal so schlecht aus.

Und welche Wohltaten erhalten die Deutschen kostenlos von der Stiftung „Wiedergeburt“?

Zwei Mal im Jahr begibt sich vom Büro der Regionalgesellschaft der Hauptstadt ein Personenwagen „Chevrolet“ auf die lange Reise, bis zur Decke vollgeladen mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf. Das ist Zucker, Pflanzenfett, Gretschka, Nudeln, Reis oder Tee. Neben den Bewohnern der Hauptstadt betreut das ZSU Landsleute, die in den Kreisen des Gebietes leben. Derer gibt es acht: Arschalinsk, Akkul, Astrachan, Ermentau, Egendykol, Kurgaldschinsk, Zelinograd und Schotandinsk. Und wo man die stadtnahen Kreise in zwei Stunden erreichen kann, so dauert die Fahrt in die entfernteren den ganzen Tag. In Akkul und Erejmentau gibt es eigenen Zweigstellen, die von Olesja Sejwald und Nina Kuznetzowa geleitet werden: sie benachrichtigen über die Ankunft der Lebensmittellieferungen, treffen und begleiten die Transporte aus der Hauptstadt.

Außerdem gibt die Gesellschaft für die Prozente der Bankkonten Kranken mit chronischen Krankheiten Ausgleichszahlungen für Medizin, die in der Apotheke gekauft wurde. Ebenso arbeitet das ZSU der Hauptstadt erfolgreich mit der Zahnklinik AZAT-DENTEC zusammen. Die Repräsentanten der deutschen Gesellschaft erhalten hier ermäßigten Zahnersatz und andere Hilfeleistungen.

Die Akademie für Senioren

Ebenso geheimnisvoll sind die Gruppenfahrten für die Arbeitsveteranen in das erstklassige Kurheim „Zhumbaktas“ gekennzeichnet, welches sich auf dem Gebiet des bekannten Kurortes Burabaj befindet. Zuerst waren dies übliche Kuraufenthalte. Heute wird nur noch der Vormittag zur Stärkung der Gesundheit aufgebracht. In der zweiten Tageshälfte finden Deutschkurse, Computerkurse und Informationsveranstaltung zum Kennenlernen der Traditionen und Bräuche der deutschen Ethnie statt. An den letzten Fahrten nahmen auch Jugendliche und Kinder teil – und es gab keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Generationen. Ganz im Gegenteil konnte man demonstrativ gegenseitige Wertschätzung und rührende Fürsorge füreinander beobachten. Übrigens gehen die Computerkurse im Stadtbüro weiter: Die Großmütter und Großväter meistern eifrig den Umgang mit den Notebooks, die speziell zur Erfüllung dieser Aufgabe angeschafft wurden.

Wenn man die schmalen Korridore des früheren Kindergartens entlang läuft, hört man hinter den Türen der kleinen Zimmer und Lehrsäle, wie eine Kinderstimme fleißig eine bekannte Melodie aus der deutschen Folklore summt… Und hier werden die Zahlenwörter wiederholt. Und dort ist Stille: Mit den Computern wird durch Kopfhörer kommuniziert… Aber an manchen Tagen der Woche klingen durch das ganze Büro die Lieder unserer Omas aus der Gesangsgruppe „Späte Blumen“. Dann ist es hier lustig, aber auch etwas traurig, weil man nur schwer die erste Spalte des Berichts vergessen kann. In ihr stehen nur zwei Ziffern: 3 + 1 Witwe eines Arbeitssoldaten. Nennen wir die Arbeitssoldaten beim Namen: Rudolf Zelmer (96 Jahre), Iwan Friz (95 Jahre), Lilija Tajchreb (95 Jahre).

Insgesamt leben in der Hauptstadt und den bereits genannten Kreisen mehr als 17.000 Repräsentanten der deutschen Ethnie. Und das bedeutet, dass es für die Stiftung „Wiedergeburt“ jemanden gibt, um den sie sich kümmern muss, und auf den man sich mit seinen Sorgen verlassen kann.

Walerij Schewalje

Übersetzung: Philipp Dippl

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