Der soziale Bereich: Alle erreichen!

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Die Arbeitsgruppe für soziale Fragestellungen besteht aus fünf Ärzten und einem Betreuer für soziale Dienste. Alle sind aus der Region. Das heißt, es sind Menschen, die an der vordersten Front des modernen sozialen und kulturellen Lebens arbeiten und dessen Probleme durch und durch kennen. Und das bedeutet, sie haben das Recht, unter gemeinschaftlichen Mühen einen Teil des historischen Dokumentes zur Entwicklung der deutschen Ethnie Kasachstans fachmännisch zu erarbeiten. Um es gleich zu sagen: der soziale Block des Programms zur Entwicklung ist der umfangreichste und komplizierteste, da er auf diese oder jene Weise mit vielen anderen Bereichen der bereits 30-jährigen Arbeit der Selbstorganisation zusammenhängt. Wie sieht das allgemeine Bild der sozialen Unterstützung verschiedener Gruppen der deutschen Ethnie aus? Und was soll in den nächsten fünf Jahren getan werden, damit die erheblichen Anstrengungen Früchte tragen und die Aufwendungen den Optimismus und den Glauben der Repräsentanten unserer Ethnie in die Zukunft vermehren?

Es gibt, trotz des langjährigen Exodus in die historische Heimat, immer noch viele Deutsche in Kasachstan – ungefähr 180.000 Menschen. Wie Umfragen zeigen, leben zwei Drittel von ihnen nicht schlechter, sondern besser als die Repräsentanten anderer Ethnien des Landes. Das übrige Drittel hat mit verschiedenen sozialen Schwierigkeiten zu kämpfen, welche sich entweder selbstständig lösen oder mit der Hilfe staatlicher Unterstützungsprogramme, zum Beispiel „Енбек“ oder „Рухани жангыру“.

Ein Teil der Probleme wird von der Stiftung „Wiedergeburt“ aufgefangen: die Aufgaben werden auf Kosten von humanitärer Hilfe aus Deutschland, örtlicher Sponsoren oder eigener Einkünfte gelöst, den technischen Teil erfüllen die Regionalgesellschaften der Deutschen und Freiwillige. Die Rede ist in erster Linie von der Versorgung der verbliebenen Arbeitssoldaten, der Familien Verfolgter, Invaliden verschiedener Gruppen, kinderreicher und auseinandergebrochener Familien mit Lebensmitteln und Medikamenten, von der Organisation von Interessenszirkel verschiedener Altersgruppen, Kuraufenthalte für Veteranen der Arbeit und so weiter.

Unerwartet konnte man folgende Information auf der Konferenz hören: viele der Bedürftigen nehmen keinerlei Unterstützung in Anspruch, weder staatliche noch die der gesellschaftlichen Stiftung. Sie wissen überhaupt nichts über die Angebote, andere wollen ihre Bedürftigkeit nicht bekanntmachen, die dritte Gruppe hat einfach alles seinem Lauf gelassen. Dies ist in erster Linie bei den Aktivisten der Regionalgesellschaften fehlgeschlagen. Oft sind keine besonderen Anstrengungen und Kosten nötig: die Bevölkerung muss besser über die zusätzlichen Angebote zur Problemlösung informiert werden. „Sie müssen einfach bei der Hand genommen, zu den staatlichen Sozialversicherungsbehörden, und dann zu uns zur Abrechnung gebracht werden“, – erschallte es auf der Bühne der Konferenz. Hierzu wurde vorgeschlagen, die Listen der letzten Volkszählung zu verwenden, die sich in den Akimaten befinden.

In der letzten Zeit wurde ein neues Wort in den Sprachgebrauch der Mitarbeiter der Botschaften und Konsulate Deutschlands und Kasachstans aufgenommen – der Heimkehrer. Die Rede ist von den Spätaussiedlern, die aus welchen Gründen auch immer sich dazu entschieden haben, für längere Zeit oder sogar für immer wieder in unser Land zurückzukehren. Zum Beispiel wollen ältere Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland den Sommer mit ihren Enkeln auf der Datscha oder einfach so in Kasachstan verbringen. Hier treten unumgänglich Probleme mit den Visa auf. Oder: die Familie, die eine Zeit lang in Deutschland gelebt hat, und bereits die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hat, entscheidet sich dazu, zur dauerhaften Niederlassung nach Kasachstan zurückzukehren. Auch das passiert.

Und in letzter Zeit ist dies noch nicht mal so selten. Natürlich verliert der Heimkehrer nach der Annahme der kasachstanischen Staatsbürgerschaft die deutsche Rente von mehreren hundert Euro und empfängt nur noch unsere, minimale, nur etwas mehr als 50.000 Tenge. Es entsteht ein Konflikt zwischen den Gesetzen beider Länder, der Mensch empört sich, aber heute kann man nichts machen. Natürlich ist dies eine zwischen staatliche politische Aufgabe, die, wie immer in solchen Fällen, nur unser Führer Albert Rau lösen kann.

Angesichts des ausreichenden Informationsstandes unserer Leute über das Lebensniveau in Deutschland, ist im Programm zur Entwicklung der deutschen Ethnie die Hauptaufgabe in den nächsten fünf Jahren benannt – die Verbesserung der Bedingungen für die Deutschen Kasachstans. Ein Teil der Hebel wurde bereits angesprochen.

Nicht weniger relevant ist die Verringerung der Arbeitslosigkeit, die Anwerbung von Deutschen in das Kleinunternehmertum oder Unterstützung von Leistungsempfängern, die nicht in der Lage sind, ihre sozialen Probleme selbst zu lösen. Mit allen Kräften muss die Lage der deutschen Familien, die von der staatlichen sozialen Unterstützung und der unserer Stiftung abgeschnitten sind, aufgedeckt und analysiert werden. Hier müssen die Anstrengungen der Regionalgesellschaften neu bewertet werden. Leider haben einige von ihnen, die bereits seit vielen Jahren jährliche Zuschüsse erhalten, eine Erwartungshaltung eingenommen und ein kleines Vermögen angespart, mit dem sie von Jahr zu Jahr arbeiten.

Zur Wiederbelebung ihrer Arbeit wurde ein Vorschlag gemacht: neben der Ausbildung von Deutschlehrern die Aufnahme von Abiturienten und Studienanfängern in die Abteilungen der Sozialarbeiter zu organisieren. Sie verstärken den Personalbestand der Gesellschaften der Deutschen und bringen frische Problemlösungen ein. Kurse für Pflegespezialisten in der Alten- und Krankenpflege helfen ebenfalls. Zu Ereignissen in den Regionen werden Besuche von Ärzten, Dozenten oder Künstlern. Für die Funktionäre wird es eine Ehrensache sein, Pflegeaufenthalte in Deutschland für Kinder mit komplizierten Erkrankungen zu organisieren. Natürlich wäre es großartig, junge Menschen für die gemeinsame Arbeit zu gewinnen. Die älteren Landsleute können sich noch an die Muttersprache erinnern und beherrschen es noch, in ihr zu sprechen. In der Sprache, die nicht ein einziger Dozent an der Universität oder Lehrer an der Schule lehrt.

Die gemeinsamen Siege im Allgemeinen werden zu bedeutenden Tatsachen im Leben verschiedener Generationen. Und das ist manchmal stärker als rein soziale Siege. Schließlich erklang auf der Konferenz nicht zufällig: „Ohne die deutsche Jugend gibt es keine deutsche Sprache – und keine Perspektiven“. Lasst uns optimistisch sein und allem zum Trotz das Gegenteil tun: wenn es die Jugend gibt, gibt es auch die Muttersprache, und das bedeutet: dann gibt es auch uns – die Deutschen Kasachstans!

Walerij Schewalje

Übersetzung: Philipp Dippl 

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