Johann Merkel


Johann Merkel ist ein Staatsmann. Seit 1984 leistet er erfolgreich in den Behörden der Staatsanwaltschaft Kasachstans seinen Dienst. Er arbeitete auf verschiedenen Posten in der staatlichen Rechtsabteilung und der Abteilung für Strafverfolgung und Gerichtswesen der Administration des Präsidenten der Republik Kasachstan. Er brachte es zum Deputaten im Senat des Parlaments, wo er das Komitee für regionale und Branchenentwicklung leitete. Seit Beginn 2008 ist er erster Stellvertreter des ersten Staatsanwaltes der Republik Kasachstan.

Johann Dawidowitsch ist bekannt in Kasachstan.  Insbesondere unter den Juristen. Er ist 51 Jahre alt, und in diesem halben Jahrhundert hat er eine glänzende Karriere abgelegt, wobei er seinen Höhepunkt in den Jahren der Unabhängigkeit des souveränen Kasachstans erreichte.

Merkel ist ein angesehener Kasachstandeutscher. Er arbeitet aktiv mit der Deutschen Gemeinschaft Kasachstans zusammen, welche im wesentlichen das größte in der GUS existierende ethnokulturelle Zentrum „Wiedergeburt“ bildet. Er wird oft in die Reihen offizieller Delegationen eingezogen, welche in die Bundesrepublik und andere europäische Länder reisen. Viele seiner Verwandten leben heute in ihrem historischen Vaterland, in Deutschland, aber er selbst, sich freuend über offene Grenzen und den Möglichkeiten der Zusammenarbeit, bleibt ein echter Patriot Kasachstans, Staatsdiener, großer Fachmann im Bereich der Rechtsordnung in der Republik, dem Volk würdig dienend, seinem Heimatland einen enormen Dienst erweisend.

Die Ursprünge des Phänomens dieses Menschen liegen in seiner Kindheit. Er wurde in eine deutsche Familie geboren. Seine Großmutter und sein Großvater wurden zusammen mit den Kindern, so wie hunderttausend anderer Russlanddeutscher, gewaltsam aus dem Gebiet Saratow, aus dem Wolgagebiet nach Kasachstan deportiert. Dies geschah im harten Jahr des Umbruchs 1941. Die Familie von Johann Dawidowitsch landete in dem kleinen Dörfchen Trambowka im Kreis Enbekschildersk im Gebiet Koktschetaw.

Es war ein äußerst landwirtschaftlich geprägtes Gebiet“ – erinnert sich J. Merkel. – Der Vater hat, soweit ich mich erinnern kann, immer viel gearbeitet. Vom Morgenrot bis zum Abendrot. Er war Maschinenschlosser, Brigadier, er kannte sich hervorragend mit der Technik und mit den Menschen aus. Außerdem beendete er die kasachische Schule und sprach fließend auf Kasachisch. Die Leute achteten ihn sehr, schätzten ihn für seine Sachkunde und für seinen Fleiß…

Aber alle in der großen Familie der kokschetawer Merkels (vier Söhne und zwei Töchter) wussten um ihre Verpflichtungen, wuchsen folgsam und fleißig auf. Die umfangreiche Hauswirtschaft führte die Mama Ida Germanowna, und die Kinder halfen ihren Eltern von den frühesten Jahren an. Dank dieses Zusammenwirkens und dieser Beharrlichkeit standen die Merkels fest auf beiden Beinen und konnten dem Nachwuchs ermöglichen, zu studieren, und ihren Weg im Leben zu suchen und zu finden.

Johann absolvierte erfolgreich zuerst die vierte Klasse, danach die achtjährige Schule und anschließend die Mittelstufe. In dem kleinen Dorf Trambowka gab es keine zehnjährige Schule, des halb kam es, dass er fahren oder zu Fuß zum Unterricht in die benachbarten Siedlungen Karlowka und Bersuat laufen musste. Übrigens war der Kreis so, wie ganz Sinegorje, international bunt gemischt. Die Nachbarn der Merkels waren Weißrussen, Ukrainer, Russen, Kasachen, Balten… die Kinder und die Erwachsenen waren eng miteinander befreundet, verkehrten miteinander, besuchten sich gegeneinander, halfen einander, wenn es nötig war.

Das sehnlichste Ziel des Absolventen der Dorfschule war, auf die pädagogische Hochschule Omsk zu gehen. Das Geschichtsexamen, auf welches er die ganzen Schuljahre hinfieberte, legte Johann mit sehr gut ab. Aber im Endergebnis brachte das alles nichts, er fiel hinter die Jungs mit den Vorteilen zurück, die in der Armee gedient hatten.

So endete es, ohne angefangen zu haben, meine pädagogische Arbeit. Dafür aber lag irgendwo vorne noch kalt der Weg des Juristen…

 Der Weg zum Juristen war für den Dorfjungen nicht mit Rosen übersät. Der Wettbewerb an den juristischen Fakultäten war härter als am pädagogischen Institut, deshalb ging der 17 Jährige Johann arbeiten. Er lebte alleine im Zentrum des Gebietes, in Kokschetaw, arbeitete als Drechsler und Fräsarbeiter in der berühmten Fabrik „Metallist“. Er suchte seine Berufung, trat ins Technikum ein, in die lokale Filiale des Industrieinstitutes, fand jedoch schnell heraus: nein, das ist nicht seine Berufung.

            – Ich arbeitete ganz erfolgreich 4 Jahre lang in der Fabrik, verdiente in dieser Zeit kein schlechtes Geld, und, wahrscheinlich, wäre alles so weitergegangen, wenn ein Ereignis nicht gewesen wäre. Von meinem Lohn und dem der anderen Schichtarbeiter zog die Buchhaltung plötzlich 84 Rubel ab. Warum, aus welchem Grund? Wir verstanden, dass mit uns etwas ungesetzliches passierte, aber beweisen konnten wir nichts. Und so habe ich das gesamte Arbeitsrecht studiert, die Anmerkungen dazu, andere Bestimmungen. Und ich stellte so fest, dass die Ökonomen, die die Fabrik verließen, um selbst eine Prämie zu erhalten, auf unsere Rechnung die Mehrausgaben für den Fond der Arbeitslöhne strichen…

Die erste Erfahrung, einen Rechtsverstoß entschieden zu haben, veranlasste ihn, ernsthaft über die Zukunft nachzudenken. Johann hat sich selbst für die juristische Hochschule Swerdlowsk entschieden. Im November des ausgehenden Jahres 1979 schrieb er sich an der Fakultät für Arbeitsrecht (Vorbereitungskurse) ein, im Laufe von fünf Jahren meisterte er erfolgreich die juristischen Disziplinen an der gerichtlich-staatsanwaltschaftlichen Fakultät, beschäftigte sich aktiv mit der gesellschaftlicher Arbeit, verteidigte sein Diplom und erhielt die Zuweisung in die prestigeträchtige zweite Administrationder Generalstaatsanwaltschaft der UdSSR.

Im Sommer 1984 begann die selbstständige Arbeit von Johann Merkel in den Organen der Staatsanwaltschaft Kasachstans. Er bestieg, wie man so schön sagt, alle Stufen der Karriereleiter. Zu Beginn als Praktikant des Untersuchungsrichters in der Staatsanwaltschaft des Kreises Tschkalowsk im Gebiet Kokschetaw. Anschließend verdiente er sich die Schulterklappen des erstklassigen Ranges und die Position des Untersuchungsrichters. Bereits nach drei Jahren wurde er zum „Wichtigsten“, zum Untersuchungsrichter in besonders wichtigen Fällen der Gebietsstaatsanwaltschaft. Dies ist eine besondere Kaste unter den Staatsanwälten. Und der schwierigste Bereich: ständige Kommandos, Arbeit in den Nächten, ohne Wochenenden und Feiertage.

Die Erfahrung durch ernsthafte Ermittlungen bei einem Massensterbens großer gehörnter Kühe, bei Verstößen bei dem Bau von Objekten der Volkswirtschaft oder zum Beispiel bei der „Ärzteaffäre“, die in diesen Jahren viel Resonanz erhalten hat, als wegen der Fahrlässigkeit der Mediziner im Krankenhaus ein sechsjähriges Mädchen mit einer bis dahin banalen Erkältung gestorben ist… – alles dies zählt zu den Erfolgen des jungen Untersuchungsrichters Merkel. Die Aufmerksamkeit der Führungsspitze fiel auf ihn, woran auch das funktionierende System der Weiterbildung und der Steigerung der Qualifikation mitgearbeitet hat. Der Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft des Gebiets Kokschetaw wurde zuerst zum Staatsanwalt des Kreises Tschistopol im Gebiet Kokschetaw ernannt. Und im Jahr 1991 wurde er zur Tätigkeit des Staatsanwaltes in der Stadt Sarain mit seinen Kohleschächten und riesigen Kombinaten der technischen Gummierzeugnisse im äußerst industriellen Gebiet Karaganda eingeladen. Und dort mit derart komplizierten wie strafrechtlich schwerwiegenden Dingen bedacht, immer auf der Seite der staatsanwaltschaftlichen Überwachung der Gesetzlichkeit.

Alle offiziellen Etappen Johann Merkels basieren auf dem festen Fundament der juristischen Kenntnisse, Erfahrungen, Prinzipientreue und Fleiß. Die Arbeit in den Behörden der Staatsanwaltschaft einer großen Industrieregion lehrte vieles. Johann Dawidowitsch übernahm mit Dankbarkeit die Erfahrung und und das Wissen der älteren Kollegen. Und das Leben lehrt ja selbst sehr viel. Die konstante Karriereleiter ist wie eine Untersuchung: erster Stellvertreter des Staatsanwalts des Gebietes Karaganda, Staatsanwalt des benachbarten Gebietes Turgaj, erster Stellvertreter des Staatsanwaltes von Almaty, seinerzeit noch die Hauptstadt des unabhängigen Kasachstans.

Im Januar 1999 zieht Johan Merkel mit seiner Familie nach Astana. Sein Sohn Iwan geht bereits in die Schule, die Tochter Anna-Maria ist noch klein, die Ehegattin Margarita Wladimirowna ist die treue Hüterin des Herds und Helferin des Ehemannes. Und so begann im Leben dieser Familie die fruchtbare Periode Astanas.

Der Staatsdienst (umso mehr in den Behörden der Staatsanwaltschaft) bedeutet immer die Bereitschaft zu neuen Bestimmungen, den Wechsel des Wohnortes. Gerade eben wurde von der Staatsführung die staatliche Kommission der Republik Kasachstan für den Kampf gegen Korruption gebildet, und Johan Dawidowitsch arbeitete in dieser Organisation zusammen mit anderen prominenten und erfahrenen Juristen. Danach kam die nicht weniger verantwortungsvolle Arbeit in der Administration des Präsidenten des Landes, als Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Justiz,  zur Genehmigung zukünftiger Gerichte, im Justizministerium der RK in der Position des ersten Vizepräsidenten.

Ab November 2005 ist Johann Merkel für ganze zweieinhalb Jahre Deputierter des Senats des Parlaments.

            – Diese Arbeitserfahrung rechne ich sehr hoch an, – befindet der frühere Deputierte J. Merkel. – Eine rechtsschöpferische Arbeit – äußerst vielseitig, sie erweitert den Horizont außerordentlich, erzeugt ein staatsmännisches Denken, doch die Deputierten müssen dutzende Faktoren aufs Genaueste analysieren, ehe sie die eine oder andere gesetzgebende Verordnung verabschieden…

Seit Februar 2008 sitzt der Staatsrat der Justiz der dritten Klasse Johann Merkel erneut in den Aufsichtsbehörden. Dieses Mal in der Funktion des ersten Stellvertreters des Generalstaatsanwalts der Republik Kasachstan. Es ist die Rückkehr in das System der Staatsanwaltschaft in neuer Qualität: streng gesetzeskonform. Gleichsam spiralartig geht ein beachtlicher vier Jahrzehnte lange währender Lebens- und Berufszyklus vorüber. Zuerst als junger Praktikant und Untersuchungsrichter. Anschließend Leiter der Behörden der Staatsanwaltschaft auf Kreis-, Stadt- und Gebietsebene. Danach die wichtigste Etappe des Staatsdienstes in der Hauptstadt, die Arbeit im Ministerium, im Oberhaus des Parlaments… Und abermals, bereits im Rang des General-Mayors, Oberaufsicht über die Rechtmäßigkeit in der Staatsanwaltschaft des Landes.

Johann Dawidowitsch Merkel, ausgezeichnet mit dem Staatsorden „Kurmet“ sowie mit Jubiläumsmedaillen, kann man zur Kohorte der erfolgreichsten und zählen eigenverantwortlichsten Menschen des Landes zählen. Und all dies, das sollte erwähnt werden, erreichte er alleine. Ein gewöhnlicher Dorfjunge aus einer irgendwann vertriebenen, einfachen deutschen Familie (und in diesen Jahren etwas über seine Herkunft zu erzählen, war alles andere als erwünscht), dank seines Verstandes, seiner Beharrlichkeit, seines Fleißes rückte er in die Reihen der führenden Lenker des Strafverfolgungssystems Kasachstans auf.

Wo, fragen wir uns ehrlicherweise, kann so etwas möglich sein? Wahrscheinlich nur in Kasachstan. In der jungen, unabhängigen Republik, welche sich rasant zu Fortschritt und Wohlstand hinbewegt. In einem Land, dessen Führer wie ein Stern über der Zustimmung und dem Verständnis zwischen den Vertretern von über 120 Ethnien wacht, welche friedlich das neue Kasachstan erschaffen. In einer Republik, wo der wahre Wert der Mensch, sein Talent und seine fachlichen Qualitäten sind.

Nikolas Baumann

Übersetzung: Philipp Dippl


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