Jurij Zajbert – Von Herz zu Herz! Irgendwann einmal „griff die Hand nach der Feder, und die Feder nach dem Papier“, um ihr Wort über diesen Menschen zu erzählen. Aber die Hektik des Alltags, irgendwo Faulheit, oder etwas anderes ließen es nicht zu. Jetzt will ich. Warum? Wir haben einfach sehr viel Zeit miteinander verbracht und ich kenne diesen Menschen etwas besser „in seinem Innern“. Und zu unserer Offenbarung wurden irgendwie die Striche seines Porträts hinzugefügt. Es ist sogar ein solch berühmtes und bedeutendes, über welches schon so viel geschrieben wurde. Jurij Fedorowitsch Zajbert – Komponist, verdienter Arbeiter der Kultur, Mitglied des Komponistenverbandes der Republik Kasachstan und Verfasser von mehr als dreihundert Liedern. Er ist ein Phänomen der Region und der Zeit. Er ist weit über die Grenzen Kasachstans hinaus bekannt! Es schien so, als wäre er der Liebling des Publikums, ein Stern, er konnte sich viel erlauben… Aber er ist nicht so einer! Einmal bei einer Veranstaltung kam ein Dorfbewohner grinsend auf ihn zu: „Und man bezahlt Ihnen Geld dafür, dass Sie Ziehharmonika spielen?!“ Und Jura erwidert ungerührt: „Ja, dafür bezahlen sie mich. Und wissen Sie, geben Sie mir eine K-700, einen ZIL, eine Schaufel oder eine Säge, und ich komme mit Leichtigkeit damit zurecht. Und jetzt nehmen Sie meine Ziehharmonika, spielen Sie es, und ich verneige mich bis zum Boden vor Ihnen. Der Mann zog sich entschuldigend zurück. Und Jura: „Man muss seinen Beruf verteidigen!“ Das muss man in der Tat! Erst recht, da ich weiß, dass Jurij sowohl ein ausgezeichneter Fahrer als auch ein fähiger Maschinenführer ist, und mit einer Schaufel hat er sich während einer archäologischen Expedition mit seinem Bruder immer wieder blutige Blasen eingerieben… Er kann alles. Aber keiner spielt so auf der Ziehharmonika wie er… Das kann kein anderer: unverwechselbar, professionell und mit Seele! Übrigens beherrscht Jura virtuos die Ziehharmonika, das Klavier, die Geige und das Akkordeon. Man fragt sich, woher das alles kommt? Er fügte warmherzig hinzu, als ob er irgendwie in sich hineinschauen würde: „Das kommt von meinem Vater! Mein Vater hat absolut alles gespielt!“ Sein Vater, Fjodor Fjodoroitsch Zajbert, einer der Verfolgten, ist für die Kultur der Region nördlich des Ishym eine echte Legende. In dem Dorf Pokrowka im Leninsker (heute Esilsker) Kreis, hat zu seiner Zeit wirklich alles „gesungen und getanzt“. Es gab zahlreiche Kunsthandwerkskreise, es entstanden Orchester für Volks- und Blasinstrumente und eine Geigengruppe. Und wenn der Chor sang, gab es nichts anderes mehr zwischen „Himmel und Erde“. Die Alten erinnern sich, dass für die Fahrt in das Regionalzentrum immer alle Landwirtschaftsfahrzeuge im Einsatz waren, denn mehr als 120 Menschen mussten transportiert werden! Die Bewohner von Pokrowka belegten immer nur die vordersten Plätze in sämtlichen Gattungen der kreativen Laienkunst, sie waren häufige Gäste beim Fernsehen und auf den bedeutenden Veranstaltungen der Region. Und so entstand schon in den Kindertagen in Jurij Fjodorowitsch der Respekt für die Menschen und die Musik. Dabei erweckte die Musik in ihrer ganzen Vielfalt in seinem Elternhaus sein Herz. Gans als ob der Vatr selbst, Fjodor Fjodorowitsch, von Hand zu Hand und von Herz zu Herz dem Sohn das allerwichtigste weitergegeben hätte – Seine Beschäftigung! Die Musik steckte immer in ihm Genauso wie die Musik tolerierte er nichts Falsches: in seiner Beziehung zum Geschäft, in der Arbeit, in der Freundschaft. Ich erinnere mich an einen anschaulichen Fall. Einst wurden die Künstler der Nordkasachischen Philharmonie eingeladen, an der Kurultaj der Autonomie der Kasachen des Südens des Tjumensker Gebietes teilzunehmen, welche in Zawodukowka stattfand. Wir waren praktisch nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch die Organisatoren des Kulturprogramms. Als es nur noch wenige Minuten bis zur feierlichen Eröffnung des Festes waren, stellten wir fest, das Jura fehlte. Und er machte einen großen Teil unseres Programms aus. In unseren Reihen gab es großen Aufruhr und wir suchten nach ihm… Und welch eine Überraschung war es, als wir Jura sahen, der die Darsteller versetzte, wie er an den Instrumenten des Volksensembles der Kunsthochschule aus Tjumen herumbaute. Zu unserem Unmut antwortete Jurij Fjodorowitsch überaus kurz: „Ich kann nicht, wenn das Orchester ganz falsch und verstimmt klingt… Ich kann nicht, selbst wenn sie unsere Konkurrenten sind. Das ist doch Musik!…“ Er ist so in einfach allem Wir haben ein gemeinsames Hobby, für das schrecklicherweise die Zeit fehlt. Zwischendurch lieben wir es, mit einer Angelrute dazusitzen, um, ohne eine Minute zu verschwenden, den Moment genießen, wenn etwas anbeißt und der Haken funkelt… Aber an buchstäblich jedem Stausee wurd sich Jurij Fjodorowitsch nicht hinsetzen, bevor er nicht das Ufer aufräumt. Er nimmt seine Schaufel heraus und vergräbt den gesammelten Müll. Gleichzeitig schimpft er natürlich auf jene, die dieses Chaos hinterlassen haben. So formt er seine Harmonie mit der Natur. Ohne seine Pedanterie zur Schau zu stellen, erzieht er durch sein Beispiel in jedem, der ihn umgibt, eine innere Kultur. Und trotzdem bleibt für ihn das Wichtigste das Lied. Ein Lied ist klangvoll, eigentümlich und gefüllt mit einer Art innerer spiritueller Wärme. Wenn man ihn fragt, wie er zu einem Lied gekommen ist, antwortet er: Er wollte einfach jedem sowohl mit Worten, als auch mit der Musik so viel ausdrücken, dass er nicht darauf verzichten konnte und angefangen hat, zu komponieren und zu singen. Sein erstes Lied schrieb er im Alter von neunzehn Jahren. Und es handelte natürlich von der Liebe. Als er aufwuchs, begann er, die Zeit und die Ereignisse auf seine eigene Weise wahrzunehmen… Und die Kunst selbst erschuf ihre Prioritäten… Daher war in seiner Liedkunst die militärische und patriotische Ausrichtung deutlich gekennzeichnet. Dies ist ein sehr harmonischer Liederzyklus über Frontsoldaten, über militärisches Mühsal, über Jugendliche, die aus nächster Nähe erschossen wurde… Ihn hat zum Beispiel der Tod unseres Landsmanns und Kommandeur einer motorisierten Schützendivision Walerij Uchabowa in Afghanistan unglaublich bewegt. Oberstleutnant W. Uchabow konnte seine Soldaten nicht aus der Einkesselung herausbringen. Tödlich verletzt zog er das Feuer auf sich. Jurij Fjodorowitsch erschüttert von der Heldentat eines echten Offiziers und die behutsame und liebevolle Beziehung der Soldaten zu ihrem Kommandanten, den sie unter einem Regenmantel versuchten aus dem Beschuss der Einkesselung herauszubringen… Diese Episode bildete die Grundlage für das Lied „Ich ziehe das Feuer auf mich!“ Für seinen Heldentum und seine Standhaftigkeit wurde Walerij Uchabow posthum der höchste Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen. Seinen Namen trägt eine Straße in Petropawlowsk, seinen Namen tragen Schulen und Parks. Und über diesen erklingt wie vom Himmel ein musikalisches Requiem von Jurij Fjodorowitsch. Um zu erinnern, um zu leben! Das Lied gelang sowohl gefühlvoll, als auch kriegerisch, es erweckt Gedanken und Blut. Es ist der beste Agitator und Propagandist einer patriotischen Erziehung. Dieses Lied hat einen würdigen Platz im Repertoire des Militärorchesters des Militärinstituts der Nationalgarde in Petropawlowsk gefunden. So „aufsehenerregend“ in der Thematik, in der Weltanschauung sind viele Lieder von Jurij Fjodorowitsch, wenn nicht sogar alle. Ich erinnere mich an ein Ereignis mit einem Lied, welches der Nowonikolsker Chor mit riesiger Freude aufführt. Mit diesem Kollektiv verbindet Jurij Fjodorowitsch eine mehr als 30-jährige kreative Freundschaft. Es ist das Lied „Kasachstan und Russland“. Und der Hintergrund ist folgender. In unserer Region war der Besuch des Präsidenten der Republik Kasachstan N. A. Nasarbajew beabsichtigt. Und jeder weiß, findet eine Visite nicht ohne die Besichtigung der Landwirtschaftsbetriebes von G. I. Zentschenko, der Sowchose „Nowonikolskij“ statt. Gennadij Iwanowitsch ist ein langjähriger Freund von Nursultan Abischewitsch und war bei allen Präsidentschaftswahlen ein ständiges und vertrautes Gesicht. Die Chormitglieder begannen, Gennadij Iwanowitsch zu bitten, ein Treffen des Künstlerkollektivs mit N. Nasarbajew zu arrangieren. Gennadij Iwanowitsch daraufhin: „Wie kommt ihr darauf? Er hat einen so engen Zeitplan, und laut Protokoll findet die Visite ohne den Besuch des Dorfes statt!“ – Dann gehen auch wir auf das Feld – schlugen die Chormitglieder vor. Generell einigten wir uns auf folgendes: Wenn der Präsident Zeit hat und gutgelaunt ist, dann ist es vielleicht möglich, Lieder am Rand des Maisfeldes zu singen. Und der Mais der Nowonikolsker gedieh in diesem Jahr gut: Ein Reiter auf seinem Pferd hätte die Spitzen mit seiner Hand nicht erreichen können! – Nur lasst uns folgendes tun: ihr versteckt euch im Mais und beobachtet, ob ich meine Mütze bewege, und dann kommt ihr sofort mit einem Lied zu uns! – Ermahnte Gennadij Iwanowitsch. Und beinahe genau so wäre alles abgelaufen, hätte Gennadij Iwanowitsch nicht seine Mütze im Auto vergessen. Und so hielt der Fuhrpark des Präsidenten am Rand des Feldes, alle stiegen aus den Autos und bewunderten den hohen Mais. Und plötzlich erschallte die Ziehharmonika und und ais dem Mais kam in ihrer Bühnenkleidung der Chor. Laut erschallte die Melodie Kasachstan und Russland, die zwei Flügel unserer Freundschaft“ über dem Feld! Man hätte das Gesicht von Gennadij Iwanowitsch sehen müssen, wie er mit heimlichen Zeichen zu sagen schien: „ Hört auf! Das dürft ihr nicht, es ist keine Zeit dafür!“ Und trotzdem sang und sang der Chor!… Der Präsident bewertete diese Entdeckung sehr hoch, und Gennadij Iwanowitsch nahm seine Uhr vom Arm, verschenkte sie und sagte: „Ich gehe nicht ins Fernsehen, und das Interview, nehmt es einfach auf, genau hier, mitten im Feld!“ Also wurde das Studiointerview abgesagt, aufgezeichnet wurde es im endlosen Weizenfeld!… Nach einigen Liedern bat Nursultan Abischewitsch darum, jenes Lied noch einmal aufzuführen, mit dem sie aus dem Maisfeld kamen. „Ich habe es noch nie gehört!“ – sagte der Präsident. – Und wir singen es zum ersten Mal, ich habe es gerade eben erst geschrieben, – sagte Jurij Fjodorowitsch. – Also, Jura, – sprach der Präsident, – gib mir eine CD und die Noten. Dieses Lied ist sehr kraftvoll und aktuell. Wir werden es zur Erkennungsmelodie unseres Republikanischen Radios machen“. Aber leider hatte Jurij Fjodorowitsch noch keine CD, und die Noten hatte er, so wie immer, zuhause… Mit einem Wort, er konnte die Bitte des Präsidenten nicht erfüllen. Die politischen Ereignisse drehten sich, das Leben beschleunigte seinen Rhythmus und irgendwann war das Lied diesen Umständen gar nicht mehr gewachsen. Aber dieses Treffen inspirierte Jurij Fjodorowitsch, es gab ihm einen neuen Impuls. Kasachstan, du bist der Ruhm des Präsidenten, Glorreich bist du durch die Weisheit der Steppen, Welche verschiedene Völker beherbergt haben, Du wirst Heimat genannt Ich bin Sohn des deutschen Volkes, Ich möchte des Landes würdig sein, In der die Welt im Schatten des Firmaments liegt Und wo alle Lebenden gleich sind! Und dieses Lied, welches vom Präsidenten so hoch gelobt wurde, wurde zum Aushängeschild der Kulturtage Kasachstans und der Russischen Föderation (die Grenzregionen mit dem Gebiet Nordkasachstan: Gebiete Kurgan, Tjumen, Omsk). Sie machen große gesellschaftliche und politische Veranstaltungen möglich und bekräftigen das wichtigste Postulat dieser Zeit – Freundschaft! Jurij Fjodorowitsch veröffentlichte mit Unterstützung des ehemaligen Akims des Gebietes Nordkasachstan B. S. Biljalow eine Sammlung seiner Lieder, in denen es eher um berührende Schätze geht, die in eine harmonische Reihe von Reimen und kristallklaren Tönen gegossen sind. Seine Lieder werden heute mit großer Freude von philharmonischen Gruppen und Kindergesangsgruppen, von Militärorchestern und führenden Solisten der Region aufgeführt… Sie singen auf Festlichkeiten und Familienfeiern. Sie wurden unserer liebenswürdigen Weggefährtin, denn sie wurde in die Seele eines guten, talentierten Menschen hineingeboren! Im Hauptsaal des Regionalzentrums, dem N. Pogodin-regionalen Dramatheater, fand anlässlich seines 65. Geburtstages ein Ju. Zajbert-Liederfestival statt! Das Fest hieß hieß „Eine Note in 65 Höhen“. In gewisser Weise war dies natürlich ein Konzert seiner größten Lieder. Aber höchstwahrscheinlich ist es auch der Anfang für seine neuen Lieder, welche sicherlich ebenfalls auch ihre Höhen bis zu den Sternen erreichen werden! Und das Publikum dieses Konzerts ließ sich natürlich nicht täuschen: Es erwartete sie ein wahres emotionales Fest, der Güte und Glück spendete. Der Zuschauer G. Tschirkin hatte Recht, als er sagte: „Heute habe ich so viel Güte in meiner Seele!… Die Seele singt!“ Und so soll es sein! Erinnern Sie sich an Goethe: „Aber ohne Seele und hohe Gedanken gibt es keine lebendigen Wegen von Herz zu Herz!“ Übrigens: Jurij Fjodorowitsch hat eine neue Sammlung seiner Lieder zur Veröffentlichung vorbereitet, aber es hat sich noch kein Sponsor für die Veröffentlichung dieses Buches gefunden! Wladimir Lebedew Übersetzung: Philipp Dippl