Zuerst das Geschirr zerschlagen, dann die Entführung

Zurück

Zum Tag der Republik wurde in Aksu eine deutsche Hochzeitszeremonie in einer Theateraufführung aufgeführt.

„Zhenih i nevesta – tili-tili-testo“ oder „Liebe Leut, was haben wir heut? – Hochzeit!“. Nationale Hochzeitstraditionen spiegeln das Leben und die Seele einer Nation wider. Die Deutschen sind da keine Ausnahme.

„Es ist wichtig, dass die deutschstämmige Jugend die Volkskunst, die Kultur und die Geschichte ihrer Vorfahren kennt und die Riten und Bräuche beibehält – so kann sie die zukünftigen Generationen erreichen“, sagt Larissa Nagornaja, die Leiterin des Theaterstudios für Jugendarbeit „Bunt“ in Aksu bei der Deutschen Gesellschaft „Wiedergeburt“ der Region Pawlodar. „Die Besonderheit einer Hochzeit in Deutschland besteht darin, dass die Einhaltung von Traditionen und Bräuchen bereits am Vortag des Hochzeitstages beginnt. Deutschland hat seine ganz eigenen „Highlights“, die die traditionelle Zeremonie bereichern.

Ende Oktober, zum Tag der Republik in der Stadt Aksu in der Region Pawlodar, wurden der Öffentlichkeit die Etappen des deutschen Hochzeitsrituals vorgeführt, angefangen bei der Eheschließung bis hin zu den traditionellen Speisen, die zu den Feierlichkeiten gehören. Junge Jungs und Mädchen – Mitglieder des Jugendtheaterstudios „Bunt“ – führten zu den Klängen nationaler Musik und den Kommentaren der Moderatoren eine improvisierte Hochzeit mit bunten und humorvollen Spielen und Unterhaltung vor. An dem höheren College namens Zhajau Musa in Aksu konnte man sich mit der theatralischen Vergangenheit und Gegenwart der Deutschen vertraut machen.

„Die ‚Seelenhochzeit‘ zum Beispiel ist ein ziemlich originelles Ritual“, sagt Larisa Nagornaja. „Am Vorabend der Hochzeit versammelt sich das zukünftige Brautpaar abends mit Freunden vor dem eigenen Haus und zerschlagen gnadenlos altes Geschirr, das die Eingeladenen mitbringen sollten. Die Ton-, Glas- und Porzellangeschirre wurden mit einem freundlichen, fröhlichen Geschrei in Stücke geworfen. In Deutschland ist diese lärmende Tradition ein Symbol für die Austreibung der bösen Geister aus dem Haus der Braut. Am Ende der „Prozedur“ sammelten Braut und Bräutigam das Geschirr zu einem großen Berg, während die Freunde sie mit Linsen oder Erbsen überschütteten, um der jungen Familie Fruchtbarkeit, Gesundheit und Glück zu symbolisieren.

Die Frischvermählten taten ihrerseits ihren Teil und bestreuten ihre Gäste großzügig mit Getreide und Salz – natürlich von Kopf bis Fuß.

„Was wäre eine typisch deutsche Hochzeit ohne ein Pfänderspiel? Natürlich keine! Bei jeder deutschen Hochzeit ist es eine alte Tradition, Zettel an die Gäste zu verteilen. Sie geben an, welchen Gegenstand die Gäste dem Brautpaar jeden Tag schicken sollen, aber erst nach der Hochzeit. Zum Beispiel Schokolade für die Braut und Makkaroni für den Bräutigam“, fährt der Regisseur und Leiter des Jugendtheaterstudios „Bunt“ fort. „Es gibt auch ein schönes Ritual namens ‚Rosenstrauch‘, bei dem die Frischvermählten an ihrem Hochzeitstag einen Rosenstrauch pflanzen sollten.“

Erinnern Sie sich an den Satz von Gajdaewski: „Die Braut wird sich wehren, treten, sogar beißen… Aber egal, es ist ein schöner alter Brauch“? Nun, Brautentführungen haben in Deutschland in der Tat eine lange und schöne Tradition.

„Die Entführung der Braut findet mit nationaler Farbgebung und Verrücktheit statt. Während einer Hochzeit wird die Braut von einem Zeugen entführt und versteckt… in eine nahe gelegene Bierbar. Die Aufgabe des Bräutigams ist es, seine Geliebte zu finden. Je eher er die Prüfung besteht, desto besser“, kommentiert Larisa Nagornaja den ungewöhnlichen Brauch. „Nachdem er seine junge Frau gefunden hat, muss der Mann alles bezahlen, was die Braut bis dahin getrunken hat, und auch die Rechnung für den Entführer bezahlen. ‚Kranzabtanzen‘ ist ein Ritus, bei dem der Braut ein Kranz und dem Bräutigam eine Blume abgenommen wird. Diese Tradition hat dazu beigetragen, ein weiteres Paar zu bilden“, erklärt der Regisseur und Leiter des Studios „Bunt“. „Und hier ist ein weiteres lustiges Ritual – die Hochzeitsnacht. Vor der Hochzeit besuchten Verwandte und Freunde den Ort, an dem das Brautpaar seine Hochzeitsnacht verbringen wollte. Sie würden dort eine lustige Überraschung hinterlassen. Zum Beispiel würden sie den Raum mit einer beträchtlichen Anzahl von Luftballons füllen. Die Frischvermählten warfen sie aus dem Fenster oder ließen sie platzen.“

Marina Angaldt

Übersetzung: Annabel Rosin

Поделиться ссылкой:

x