Partnerschaft in Aktion: Unterstützung von Deutschstämmigen in der Republik Kasachstan

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Kasachstan und Deutschland blicken auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen zurück. In den letzten Jahren hat sich die Interaktion zwischen den Staaten deutlich intensiviert, unter anderem durch die aktive Arbeit der kasachisch-deutschen Regierungskommission.

„Vor meiner Abreise nach Berlin hatte ich ein Gespräch mit meinem Vorgänger als stellvertretender Außenminister, der Anfang der 90er Jahre den Vorsitz der Kommission innehatte. Er erinnerte sich daran, dass damals das wichtigste Thema, das in der Regierungskommission diskutiert wurde, die rechtzeitige Zustellung von Paketen aus Deutschland an die deutschstämmigen Verwandten in Kasachstan war. Es ist klar, dass heute, 30 Jahre später, ganz andere Themen auf der Tagesordnung stehen und die Arbeit auf einem ganz anderen Niveau stattfindet“, sagte der stellvertretende Außenminister Roman Vasilenko.

Bedeutende Erfolge und Perspektiven der deutschen Selbstorganisation in Kasachstan

Die 19. Sitzung der Kasachisch-Deutschen Regierungskommission für die in Kasachstan lebenden Aussiedler fand am 27. März 2023 in Berlin statt. Sie fand unter dem gemeinsamen Vorsitz von Roman Vasilenko, stellvertretender Außenminister der Republik Kasachstan, und Natalie Paцlik, Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten der Bundesrepublik Deutschland und Abgeordnete des Deutschen Bundestages, statt.

Die deutsche Selbstorganisation der Republik Kasachstan wurde vertreten durch Yevgeniy Bolgert, Mitglied des Senats der Republik Kasachstan, Vorsitzender des Aufsichtsrats der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt““, Dmitry Redler, Geschäftsführer der Stiftung, Olga Stein, stellvertretende Geschäftsführerin für Projektarbeit, und Kristina Larina, Vorsitzende des Deutschen Jugendverbandes Kasachstan.

Förderprogramm für Deutschstämmige in Kasachstan – 2022

Dmitry Redler sprach über die Aktivitäten der Stiftung bei der Umsetzung des Programms zur Förderung der Deutschstämmigen in Kasachstan und über die Erfolge der Selbstorganisation im vergangenen Jahr. Wie er feststellte, „wurden im Jahr 2022 mehr als 500 Projekte umgesetzt. Eines der wichtigsten war die Ankunft von Sprachassistenten. Außerdem wurde ein Projekt zur Sammlung und Digitalisierung von Dokumenten zur Geschichte der Deutschen in Kasachstan gestartet, das bis 2024 laufen wird. Es werden Archivdokumente, Foto-, Video- und Fotomaterialien zu verschiedenen Epochen und Bereichen des deutschen Lebens und Wirkens in Kasachstan identifiziert und digitalisiert. Die Ergebnisse werden in ein elektronisches Portal einfließen, das das erste zusammenfassende, integrierte historische Suchprojekt Kasachstans sein wird.“

Schwerpunkt: Jugend und Studenten

Olga Stein, stellvertretende Geschäftsführerin, betonte, dass „die Stiftung seit vielen Jahren erfolgreich Partnerschaftsprojekte mit der Deutschen Landgesellschaft aus Russland und dem Jugend- und Studentenverband der Deutschen aus Russland im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland durchführt. Im Jahr 2022 wurden zehn Projekte in verschiedenen Bereichen wie Ethno-Kultur, Jugendarbeit und Mitarbeiterschulung durchgeführt. Für dieses Jahr sind acht gemeinsame Projekte geplant, darunter die Ausbildung von Projektmitarbeitern für das Republikanische Deutsche Kulturfestival 2023 und das Theaterfestival 2024.“ Die enge Zusammenarbeit mit deutschen Organisationen wie dem Goethe-Institut und dem ifa-Institut sowie diplomatischen Vertretungen in Kasachstan wurde gesondert vorgestellt.

Eigenständigkeit, Offenheit, Vielfalt: Die Prioritäten des VDJK

Kristina Larina, Vorsitzende Verbandes der Deutschen Jugend Kasachstans, stellte den Tätigkeitsbericht des VDJK für das Jahr 2022 vor, in dem sie die Umsetzung von 22 Projekten beschrieb. Die wichtigsten zielten auf die Stärkung der Unabhängigkeit junger Menschen, die proaktive Beteiligung junger Menschen, die Ausbildung der Personalreserve, die Stärkung der Rolle der deutschen Sprache und der ethnischen Identität unter jungen Menschen sowie die Arbeit in der virtuellen Realität. Sie erläuterte auch das Konzept für die Entwicklung der deutschen Jugend in Kasachstan.

Die größte ethnische Gruppe in Osteuropa und der GUS

Auf der Grundlage aktueller Daten über die Größe der deutschen Volksgruppe in Kasachstan schlugen die Parteien die Möglichkeit einer Ausweitung der Projektaktivitäten mit zusätzlicher Ansprache der Begünstigten vor. Es wurden Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung des Förderprogramms geäußert und Vorschläge zur Straffung der Verfahren im Rahmen des Subventionsgesetzes gemacht und formuliert. Alle diese Vorschläge wurden an das Bundesministerium des Innern und für Bau und Heimat weitergeleitet.

Yevgeniy Bolgert forderte die deutsche Seite auf, „die Möglichkeit der Bildung eines Selbstorganisationsbudgets unter Berücksichtigung der Zahl der Deutschstämmigen und ihrer Beteiligung an Projekten in den Nachbarländern zu prüfen.“ Er betonte die Wichtigkeit der Unterstützung der deutschen Minderheit in Kasachstan und die Möglichkeit der Ausweitung von Projektaktivitäten unter Beteiligung von Spätaussiedlern aus dem nahen und fernen Ausland.“

Herausforderungen im Bildungswesen

In Kasachstan besteht derzeit ein Bedarf an Deutschlehrbüchern und Weiterbildungskursen für Deutschlehrer. Außerdem besteht ein akuter Mangel an Lehrern in diesem Bereich.

Um diese Probleme zu lösen, bot Yevgeniy Bolgert an, mittelfristig ein Konzept für die Entwicklung der deutschen Sprache in der Republik Kasachstan zu erarbeiten, gemeinsam mit Wissenschaftlern, Lehrern und Experten sowie unter Beteiligung von Partnern wie der deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut. Vertreter des Akimats Astana unterstützten die Stiftung dabei und garantierten ihrerseits die Bereitstellung der notwendigen Anzahl von Stipendien für die Ausbildung von Deutschlehrern an der Eurasischen Nationalen Gumilew-Universität.

Das Werk von Herold Belger im Schullehrplan

Dem Bildungsministerium der Republik Kasachstan wurde ein Vorschlag unterbreitet, die Werke des berühmten kasachstanischen Schriftstellers und Übersetzers Herold Belger in das Schulprogramm aufzunehmen. Die Bedeutung seines Werks für unsere Länder ist unschätzbar, und sein Schreiben ermöglicht es Schülern verschiedener Altersstufen, mit seiner Arbeit in Berührung zu kommen.

Die Erfahrungen der deutschen Schulen im Ausland

Yeveniy Bolgert wies auch darauf hin, dass es notwendig ist, „eine vollwertige Schule zu eröffnen, in der nicht nur die deutsche Sprache vertieft wird, sondern in der auch auf Deutsch unterrichtet wird, was ein Beispiel für die gesamte zentralasiatische Region sein wird. Das Projekt zum Bau einer deutschen Schule in der Hauptstadt wird vom kasachischen Außenministerium unterstützt; das Akimat Astana bestätigte die Bereitschaft, ein Grundstück mit der notwendigen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen“.

Die deutsche Seite hat positiv auf die Initiative reagiert und den Vorschlag zur Prüfung angenommen.

Fragen der Aufstockung der Mittel für die Deutsche Allgemeine Zeitung

Vor dem Hintergrund der Verlagerung der Printmedien ins Internet plant die Deutsche Allgemeine Zeitung (DAZ) die Teilnahme an einer informationspolitischen Ausschreibung als Internetangebot. Die Redaktion der Zeitung arbeitet bereits seit mehreren Jahren im multimedialen Bereich – sie erstellt Video- und Audioinhalte in Zusammenarbeit mit dem ifa-Institut (Stuttgart) und gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“ und entwickelt die YouTube- und Telegram-Kanäle „Deutsche Kasachstans“. Als ethnokulturelles Medium kann es jedoch nicht mit den großen staatlichen Informationsportalen konkurrieren und benötigt andere Bedingungen für die Teilnahme. Kasachstan bestätigte die Notwendigkeit der Entwicklung ethnokultureller Medien und seine Bereitschaft, dieses Thema zu berücksichtigen.

Renovierung des Deutschen Theaters

Die Parteien befassten sich auch mit dem Renovierungsprojekt für das Deutsche Nationaltheater in Almaty, das sich in einem baufälligen Zustand befindet. Yevgeniy Bolgert betonte: „Die Stiftung hat Mittel für das Renovierungsprojekt eingeworben. Es befindet sich in der Endphase einer staatlichen Expertenprüfung, und wir werden in naher Zukunft Mittel für seine Umsetzung benötigen. Wir bitten daher die kasachische Seite, die Bereitstellung von Mitteln aus dem Staatshaushalt für den Wiederaufbau des Gebäudes in den Jahren 2023-2024 zu erwägen“.

Das Theater plant eine Live-Übertragung seiner Produktionen auf YouTube, wofür die technische Ausrüstung aktualisiert werden muss. Außerdem hat das Theater Probleme mit dem Transport der Truppe und der Requisiten während der Tournee und bittet die deutsche Seite um Hilfe in dieser Angelegenheit.

Bildung in Deutschland: Hindernisse und Lösungen

Wie die kasachischen Vertreter feststellten, besteht ein echtes Hindernis für die Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland darin, dass ein gewisser finanzieller Beitrag geleistet werden muss, den sich nicht alle Studenten leisten können. Angesichts der Tatsache, dass viele Unternehmen mit deutschem Kapital auf dem kasachischen Arbeitsmarkt präsent sind, sollte über die Ausbildung von hochqualifiziertem Personal im Ausland nachgedacht werden. Unter anderem sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, das „Avangarde“-Programm auf die Ausbildung der Teilnehmer in Deutschland auszuweiten, was ihnen helfen wird, in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt gefragt zu sein.

Beide Seiten wiesen auf die besondere Rolle der in Deutschland lebenden Kasachstandeutschen und Zuwanderer als wichtiges Bindeglied zwischen den beiden Staaten hin. Sie betonten die Notwendigkeit, die Partnerschaftsprojekte zu vertiefen und auszubauen.

Im Anschluss an die Sitzung der Regierungskommission wurde ein Kommuniqué unterzeichnet, das weitere Maßnahmen der beiden Regierungen zur Umsetzung des Programms zur Unterstützung der in Kasachstan lebenden Spätaussiedler vorsieht

Kristina Larina

Übersetzung: Annabel Rosin

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