30 Jahre VDJK: Oksana Reidel-Rostalski Zurück Veröffentlicht in September 1, 2025Oktober 8, 2025 Oksana Reidel-Rostalski, Leiterin des Amtes für soziale Angelegenheiten, Jugend und Sport bei der Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen Der Weg von Oksana Reidel in der Selbstorganisation der Deutschen in Kasachstan begann mit der Tätigkeit als Dozentin in Kursen in Pawlodar und Scherbakty. Danach leitete sie Jugendclubs und wurde aktives Mitglied des Jugendverbandes der Deutschen Kasachstans (VDJK). Ein wichtiger Meilenstein in ihrer beruflichen Entwicklung war die Arbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), wo Oksana Jugendprojekte in den Ländern Zentralasiens koordinierte. Der Umzug nach Deutschland eröffnete eine neue wichtige Etappe in ihrem Leben: „Hier setzte ich meine berufliche Tätigkeit zunächst als Pädagogin fort, später als Referentin für Jugendfragen bei der Stadtverwaltung und schließlich als Leiterin des Amtes. Alle diese Stationen, jede Position und jedes Projekt sind für mich bedeutend und wertvoll, da sie mit der Arbeit mit Menschen und der Entwicklung von Jugendinitiativen verbunden sind.“ Begegnung mit den Jugendclubs und dem Jugendverband der Deutschen „Meine erste Begegnung mit einem deutschen Jugendclub hatte ich mit etwa 20 Jahren, als ich das Pädagogische Kolleg abgeschlossen hatte und in meine Heimat zurückkehrte, um zu unterrichten. In Pawlodar besuchte ich erstmals einen deutschen JugendClub, und diese Initiative inspirierte mich so sehr, dass ich nach meiner Rückkehr in meinen Heimatort Scherbakty dort einen eigenen Club gründete. Wir nannten ihn Blümchen – und er trägt diesen Namen bis heute. Energie, Kommunikation, Ideenaustausch, ein unerschöpflicher Strom von Initiativen – all das hat mich motiviert und zu neuen Projekten inspiriert. Es war eine Freude zu sehen, dass die Jugendlichen mit Begeisterung auf Ideen reagierten und sich aktiv an den Aktivitäten des Clubs beteiligten. Wir führten viele interessante Projekte durch, die die Teilnehmenden verbanden und förderten. Dann folgte ganz selbstverständlich die Bekanntschaft mit dem Jugendverband: Treffen, regelmäßige Seminare, Kooperationen mit anderen Städten, Erfahrungsaustausch. Besonders deutlich spürte ich damals die Formel ‚eins plus eins ist gleich drei‘ – wenn gemeinsame Arbeit ein Ergebnis bringt, das weit größer ist als die Summe der Einzelleistungen.“ Was mir die Teilnahme an der Jugendbewegung gegeben hat „Für mich ist das eine Frage ohne Grenzen – die Teilnahme an der Jugendbewegung der Deutschen in Kasachstan hat mir unendlich viel gegeben. Es sind Kommunikationsfähigkeiten, Methoden der Arbeit, das Gefühl von Unterstützung und Halt sowie ein stabiles Fundament für meine persönliche Entwicklung. Alle Stationen meines Weges in dieser Bewegung haben mich geprägt – meinen Charakter, meine Arbeitsweise, meinen Stil. Ich lernte, Veranstaltungen selbst zu organisieren, mit Jugendlichen und Erwachsenen zu arbeiten, Partnerschaften aufzubauen. Ich beobachtete die Führungspersönlichkeiten, die an meiner Seite waren, und übernahm von ihnen wertvolle Erfahrungen: wie man Projekte schreibt, umsetzt, auswertet und korrekt darüber berichtet. Die Liebe zur Projektarbeit ist in mir bis heute geblieben. Auch hier in Deutschland stütze ich mich oft auf diese Erfahrungen. Denn die Finanzierung von Jugendarbeit ist hier kein Pflichtteil der kommunalen Arbeit, sondern freiwillig. Wenn die Stadt finanzielle Schwierigkeiten hat, werden Jugendprojekte nur minimal oder gar nicht gefördert. Aber dank der in Kasachstan erworbenen Fähigkeiten finde ich Lösungen: Wo keine Mittel sind, suche ich nach Möglichkeiten; wo Ressourcen vorhanden sind, nutze ich sie so effektiv wie möglich. Selbst in meinem Führungsstil finden sich Spuren jener Zeit. Ich erinnere mich an die Schulungen in Moskau für Leiter von Jugendorganisationen, an zahlreiche Seminare zum Teambuilding – und all dieses Wissen setze ich heute ein, wenn ich Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen führe. Das alles war ein Anstoß und ein solides Fundament für meine berufliche und persönliche Entwicklung.“ Besonders prägende Projekte „Ein einzelnes Projekt hervorzuheben, fällt mir schwer – mir kommt sofort eine ganze Reihe in den Sinn. Es sind ohne Zweifel die Sprachlager. Diese Lager vermittelten in kurzer Zeit eine unglaubliche Energie, Freude und Begeisterung. Ich beobachtete, wie junge Menschen, die aus verschiedenen Städten und Clubs kamen und einander vorher nicht kannten, innerhalb von zwei Wochen zu engen Freunden wurden – und bei der Abreise die Tränen nicht zurückhalten konnten. Diese Verbindungen hielten über Jahre, und mit jedem neuen Lager kamen neue Freundschaften hinzu, während alte erneuert wurden. Die Lager bedeuteten nicht nur Freundschaft – sie förderten Kreativität, lehrten, Aufgaben „hier und jetzt“ zu lösen, stärkten das Gefühl der Einheit und Zugehörigkeit zur Jugendorganisation und zu den eigenen deutschen Wurzeln. Ein wichtiger Bestandteil waren auch die vielfältigen Workshops am Nachmittag: dort konnte man zusätzliche Fähigkeiten einbringen, neue Informationen gewinnen, die für das weitere Leben jedes Teilnehmers so wertvoll waren. Die emotionale Resonanz dieser Lager begleitet mich bis heute. Schon beim Gedanken daran kehren Euphorie, Dankbarkeit und Freude zurück – Gefühle, die ich untrennbar mit diesem Bereich der Arbeit verbinde.“ Die Zukunft des Jugendverbandes der Deutschen Kasachstans „Ich sehe die Zukunft des Verbandes in der kontinuierlichen Bewegung nach vorne, ohne beim Erreichten stehenzubleiben. Wichtig ist es, zurückzublicken, die Erfahrungen wertzuschätzen und sich darauf zu stützen – und gleichzeitig mutig neue Horizonte zu eröffnen. Man darf sich vor Schwierigkeiten nicht beugen. Gibt es keine Teilnehmenden, muss man sie suchen, nicht warten, bis sie von selbst kommen. Man muss dorthin gehen, wo sich die Jugend aufhält, und von sich erzählen. Wenn eine Ankündigung keine Resonanz findet – dann im direkten Gespräch. Dieses Prinzip wende ich auch in meiner heutigen Arbeit an und empfehle es jeder Leitungsperson in den Clubs und im Verband: nicht aufgeben in der modernen Welt, in der Handy und Informationsflut eine so große Rolle spielen. Natürlich soll man alle Möglichkeiten nutzen, um bekannt zu werden – Online-Streams, Veröffentlichungen, soziale Medien. Aber dabei darf man nicht vergessen: Nichts ersetzt das persönliche Gespräch. Über Pläne und Veranstaltungen berichten, Geschichten teilen – überall dort, wo sich die Gelegenheit bietet. Die Zukunft des Verbandes liegt auch darin, dass junge Menschen in Kasachstan mit deutschen Wurzeln ihre Kultur bewahren und weiterentwickeln. Heute gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, Deutsch zu lernen und zu praktizieren – auch über das Internet. Deshalb sehe ich die Zukunft des Verbandes in einer stetigen, kontinuierlichen Arbeit mit Jugendlichen, in der Gewinnung neuer Mitglieder und darin, dass die Wurzeln und die Kultur der Deutschen in Kasachstan weiterleben. Im Jubiläumsjahr wünsche ich dem Verband der Deutschen Jugend Kasachstans viele Jahre des Gedeihens, unermüdliche Aktivität, zahlreiche interessante Projekte und lebendige, unvergessliche Begegnungen. Mögen neue engagierte Mitglieder kommen, voller Ideen für frische Projekte. Von Herzen wünsche ich eine enge Zusammenarbeit mit Deutschland und einen aktiven Austausch unter den Mitgliedern – denn dies war und bleibt immer eine starke Motivation, die deutsche Sprache zu erlernen und die Aktivitäten insgesamt weiterzuentwickeln. Möge der Verband stets unerschütterliches Vertrauen in die eigenen Kräfte haben und den Mut, neue Formate und Projekte auszuprobieren, um unerwartete Ergebnisse zu entdecken. Und selbstverständlich wünsche ich eine sorgfältige und beständige Unterstützung durch die regionalen Zentren und städtischen Jugendclubs, damit die Rückkopplung stark, verlässlich und inspirierend bleibt.“ Поделиться ссылкой: