Das Projekt „Dialekt“

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Nach den Worten des Staatschefs Kasym-Zhomart Tokaew wird der Entwicklung der Sprachen viel Aufmerksamkeit geschenkt, da dies ein wichtiger Teil der Kultur ist. Der Beweis dafür ist die erfolgreiche Umsetzung des Projekts zur Sammlung deutscher Dialekte, welches nun in Ostkasachstan abgeschlossen wurde.

Nach Meinung der Kuratorin, der Deutschlehrerin Elena Schumacher, ermöglichen die im Rahmen des Projekts gesammelten Materialien eine Analyse der dialektischen Situation in dem Gebiet und in Kasachstan insgesamt. Und dies wiederum ist eine Gelegenheit zum weiteren Studium des deutschen Fragezeichens und zum Kennenlernen mit den Dialekten, insbesondere für Kinder und Jugendliche – die Zukunft unseres Landes.

– Wir haben in Vergessenheit geratene Redewendungen, Familienrezepte, Sprichwörter, Feiertage des Volkes und Trachten, Bräuche und andere Informationen aufgezeichnet, – sagt Elena Schumacher. – All dies ist untrennbar mit der nationalen Identität der kasachischen Deutschen verbunden, die trotz Verfolgung ihren heimatlichen Wurzeln treu geblieben sind.

Es sollte erwähnt werden, dass an dem Projekt „Ich verzehle Teitsch“ die einzigartigen und starken Persönlichkeiten Erna Aleksandrowna Postarnak, Tamara Aleksandrowna Dawid und Olga Petrowna Krasilnikowa aktiv teilgenommen haben. Und der Fakt, dass sie es geschafft haben, die Liebe zu ihrer Muttersprache trotz Verboten und anderer Schwierigkeiten durch ihr ganzes Leben zu tragen, sagt noch mehr über ihre Einzigartigkeit und ihre Einsicht aus.

– Ich bin in dem Dorf Bolschewik im Kokpektinsker Kreis, Gebiet Ostkasachstan, geboren, wohin meine Eltern gebracht wurden – Aleksandr Aleksandrowitsch Magel aus dem Wolgagebiet und Olga Jakowlewna Briller aus der Ukraine, – sagt Erna Postarnak. – Hier ist auch mein älterer Bruder Andrej geboren, der heute in Deutschland lebt, und dann gab es noch meinen jüngeren Bruder Wladimir, aber er ist bereits nicht mehr unter uns.

Erna Aleksandrowna hat an der medizinischen Hochschule studiert. Später hat sie in Semipalatinsk ihren zukünftigen Ehemann Gennadij kennengelernt, mit dem sie nach Ust-Kamenogorsk gezogen ist. Heute ist sie leider Witwe.

– Wir haben auch meine Eltern mitgenommen, sie haben in der Sowchose Uschanowskij gelebt, – fügte sie hinzu. – Ich habe praktisch mein ganzes Leben als Krankenschwester in einem Blutzentrum gearbeitet. Medizinische Erfahrung habe ich seit dem Jahr 1980. Wir haben unsere Tochter Tatjana aufgezogen. Sie ist übrigens ebenfalls Ärztin. Und Sohn Aleksej ist Unternehmer. Ich habe jetzt fünf Enkelkinder, und ziemlich wenig Freizeit. Aber ich erzähle ihnen mit Freude von den Nationalgerichten, die wir in unserer Familie gekocht haben. Zum Beispiel, wie wir im Ofen Schweinefleisch mit Kartoffeln gekocht und Strudel gebacken haben… Für all das zeigen sie großes Interesse!

Nicht weniger tragisch ist die Lebensgeschichte von Tamara Aleksandrowna Dawid (geboren 1931), die im Alter von 10 Jahren die Deportation aus dem Wolgagebiet nach Kasachstan überlebte. Ihr Vater wurde sofort zur Arbeitsarmee geschickt. Die Mutter ist früh verstorben. Tamara wurde zusammen mit ihren jüngeren Schwestern in ein Waisenhaus geschickt. Trotz all dieser schwierigen Umstände blieb Tamara Aleksandowna immer eine fleißige, hilfsbereite, gutherzige und gläubige Person, sie war Gemeindemitglied der evangelisch-lutherischen Kirche, und vor allem vergaß sie ihre familiären Traditionen und ihre Sprache nicht, sie erinnerte sich immer an die Gedichte und Lieder. Leider klappte es nicht, eine eigene Familie zu gründen, aber sie zog den Sohn und den Enkel ihrer Schwester groß.

Die Schwestern Olga und Nina Frajberg wurden in Kasachstan geboren, obwohl ihre Vorfahren am Kuban lebten. Den Eltern hat man gesagt, dass dies nur ein vorübergehender Umzug sei und sie ihr gesamtes Eigentum nach ihrer Rückkehr zurückerhalten würden. Aber dazu kam es natürlich nicht. Über einen Monat lang fuhren sie unter unmenschlichen Bedingungen. Im Herbst kamen sie in die Siedlung Nowo-Berezowka im Gebiet Ostkasachstan. Hier wurde es schlimm – die Arbeitsarmee, das Lager, der Hunger, die Entbehrungen… Es ist nicht überraschend, dass der größte Teil der Familie, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab, nach Deutschland ging. In Kasachstan blieben nur Olga und Nina, die eine Ausbildung machten, heirateten, Kinder bekamen und Enkelkinder erwarteten.

Heute sind Olga Krasilnikowa und Nina Wasiljewa, genauso wie Tamara Dawid und Erna Postarnak Aktivistinnen des deutschen Zentrums der Stadt Ust-Kamenogorsk. Sie besuchen mit großer Freude den Frauenklub und nehmen an allen Veranstaltungen teil, sie singen inbrünstig die deutschen Lieder.

Elena Paschke

Übersetzung: Philipp Dippl

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