Die Frauen zu Gast bei „Freya“

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Die Aktivistinnen des Frauenklubs aus Ust-Kamenogorsk haben einen Ausflug in das Dorf Ukrainka im Gebiet Ostkasachstan unternommen, in dem sich berühmte Gewächshäuser befinden, in denen buchstäblich alles wächst, von der Granate bis zur Ananas!

Papayas, Bananen, Avocados und andere exotische Pflanzen werden seit mehr als zehn Jahren von der Hobbygärtnerin Ljudmila Zemljanaja gezüchtet, die genauso wie die deutsche Göttin Freya die Sprache der Pflanzen kennt. Ihr neuester Trend sind Myrtengewächse, die die Luft zu 80 Prozent von krankheitserregenden Bakterien reinigen, sogar von Tuberkulosebakterien!

– Dieser lebensfrohen Frau, die leidenschaftlich gerne seltene und exotische Pflanzen anbaut und sammelt, gelingt es sogar, sich unter den Bedingungen der Quarantäne zu entfalten, – sagt die Leiterin des Frauenklubs Lydia Root. – Auf dem weitläufigen Hof von Ljudmila, die den vielsagenden Nachnamen Zemljanaja trägt, gibt es heute mehr als 1000 Pflanzenarten – Blumen, Früchte, Bäume, Sträucher. Wir waren 13 Personen, darunter viele mit einer Datsche, deshalb war diese Reise nicht nur aufschlussreich, sondern auch äußerst praktisch!

Der Gewächshauskomplex „Zher-Su“, der nach der tengrischen Göttin der Fruchtbarkeit benannt ist, ist im Laufe von mehr als 10 Jahren sowohl in der Region als auch darüber hinaus bekannt geworden. Für Walentina Bille, Galina Miller, Frida Rommel und andere war diese „Oase“ eine echte Entdeckung!

– Das erste, was wir unter den sich ständig verändernden Bedingungen durch die Beschränkungen und Quarantänemaßnahmen beschlossen haben, zu unternehmen, war es, selbst Stecklinge zu züchten, – gab die Direktorin zu. – Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass bei uns mit der Lieferung von Pflanzen aus dem Ausland nicht alles glatt läuft, insbesondere mit Setzlingen aus Russland, deshalb haben wir beschlossen, uns mehr auf unsere eigenen Stärken zu verlassen. Wir haben Stecklinge gesetzt und Erde, Sand und den notwendigen Dünger darauf aufgebracht. Wir haben bereits eine große Auswahl an Pflanzen für draußen, weil wir einheimische Pflanzen schon seit langem heranzüchten. Das hat einen guten Effekt.

Garten und Gartenwirtschaft

Besonders wichtig ist, dass im dem Gewächshauskomplex alles gezüchtet wird, was für die Begrünung von Schulen, Stadtparks, Unternehmensgeländen und Privathäusern notwendig ist, und das für jeden Geldbeutel. Kunden kommen das ganze Jahr lang, besonders aber im Frühling und im Herbst.

– Ich möchte einen Akzent auf Pflanzen für draußen setzen, weil diese weniger Energie benötigen. An sich sind sie in der Pflege identisch mit exotischen Pflanzen, aber sie benötigen weniger Wärme, – sagt Ljudmila. – Im Großen und Ganzen müssen sie nur abgedeckt werden, und sie wachsen prächtig. Zum Beispiel sind Blasenspieren eine wahre Pracht! Oder dekorative Berberitzen, oder Holunder. Von den Beerensträuchern züchten wir Brombeeren, Himbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren und verschiedene Traubensorten. Das ist alles, auf das wir uns neu ausrichten mussten. Außerdem haben wir einen halben Hektar Gemüse gepflanzt, was für uns ebenfalls eine Unterstützung war. Die Fläche des gesamten Landwirtschaftsbetriebes beträgt einen Hektar Land. Das ist nicht gerade viel. Wir haben Kunden, die regelmäßig Setzlinge kaufen. Im Sommer sind wir mit Gemüse versorgt, wir bereiten die Ernte für den Winter vor und verkaufen den Überschuss. Dabei verändern wir die Preise nicht, denn im Moment ist Krise. Es ist nicht einfach für die Menschen.

Myrte gegen das Virus

Noch im Gewächshaus stürzten sich alle auf die Pflanzen mit heilenden Eigenschaften, welche besonders in der Jahreszeit der Grippe und der Atemwegsinfektionen wertvoll sind. Beispielsweise liegen Myrtepflanzen im Trend, die sich besonders gut für Häuser und Wohnungen eignen, da sie nicht nur die Innenräume verschönern, sondern auch die Luft reinigen und wertvollste ätherische Öle freisetzen. Es ist ideal Myrte zu Hause zu haben, da durch sie alle krankheitserregenden Mikroben absterben, selbst Tuberkulosebakterien! Heilpflanzen sind im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie besonders relevant. Das ist zum Beispiel Muraja oder japanische Myrte, welche auch der Baum des japanischen Kaisers genannt wird. Aus seinen Blättern und Beeren kann Tee gekocht werden.

Die Gäste des Frauenklubs waren begeistert von den Geschichten über den Buddha-Baum, den Ficus, den Bananen, Ananas, Granatäpfeln, Kakteen, den Ginko-Biloba-Baum, der wie ein Dinosaurier überlebt hat… Was wurde nicht alles aufgezählt! Bemerkenswert ist, dass jede Pflanze ihre einzigartigen Eigenschaften besitzt und dem Menschen einen guten Dienst erweisen kann.

– Welch interessante Legenden und Geheimnisse über die Gartenarbeit haben wir erfahren! – erwähnte Lidija Root. – Nehmen wir zum Beispiel die Orangenblüte, die einst ein unverzichtbares Accessoire für das Hochzeitskleid oder den Brautstrauß war, weil die schneeweißen Blüten des Orangenbaums Reinheit und Keuschheit symbolisierten. Die Sarazenen waren die ersten, die die Orangenblüte in dieser Eigenschaft verwendeten.

Ein Pfund Zitronen

Die Direktorin kann stundenlang über das Sammeln der seltenen Pflanzen erzählen, von denen sie schon seit vielen Jahren begeistert ist. Für sie ist das eine Leidenschaft, es ist ein Spaß, eine neue Sorte zu bekommen, im Internet oder auf Ausstellungen irgendwas Ungewöhnliches zu finden, es in ihrem Gewächshaus aufzuziehen. Und Gleichgesinnte schnappen ebenfalls mit großer Freude neue Ideen auf.

Zu den Neuheiten gehört die Papaya. Man kann es kaum glauben, aber Ljudmila hat diese Pflanze aus einem Kern herangezüchtet, den ihr eine Touristin aus Indien mitgebracht hat!

– Meine Gleichgesinnten aus der Stadt Altaj haben die gleichen unterirdischen Gewächshäuser gebaut wie wir, da sie fünfmal wirtschaftlicher sind, als gewöhnliche, – fügt Ljudmila hinzu. – Die Kollegen haben bei uns Zitrussetzlinge gekauft, und sie konnten bereits die ersten Papayas ernten. Wir tauschen ständig Ideen und Neuigkeiten aus, wie in einem Fanklub.

Wir haben auch verschiedene Arten von Guzmania gepflanzt. Das sind sehr schöne, immergrüne Pflanzen aus der Familie der Bromeliengewächse.

Und selbstverständlich muss man bei dem Thema der Vorbeugung von Erkältungen und Grippe die „Visitenkarte“ aus den Gewächshäusern von Ljudmila Zemljanja erwähnen – die Kiewer Zitronen, von denen sie jedes Jahr Tonnen erntet. Diese Sorte von gigantischen Zitronen wird in der Ukraine angebaut. Die Früchte können bis zu 1,5 Kilogramm schwer werden! Ehrlich gesagt ist es bereits ein Vergnügen, ein solches Wunder in den Händen zu halten, und wie saftig und fruchtig sie sind! Aus der Ernte des letzten Jahres wurde Saft hergestellt – ein sehr vitaminreiches Produkt zur Stärkung der Immunität.

Statt eines Nachwortes

Ljudmila Zemlanaja, die mehr als zwanzig Jahre lang am College unterrichtet hat, konnte sich niemals vorstellen, dass ihr Hobby des Pflanzenanbaus zu einer Quelle der Inspiration und des Einkommens im Ruhestand werden könnte.

Am Anfang musste sie natürlich eine Masse an Literatur darüber durchblättern, wie man Pflanzen richtig züchtet, sie hat sich Unmengen an Videolehrkursen angeschaut und an zahllosen Workshops teilgenommen. Parallel dazu kam das Wissen über die nützlichen Eigenschaften, über den Landschaftsbau und über die Legenden und Mythen.

Sie sagt, dass man seine Kindheitsträume nie vergessen darf und immer an den Erfolg glauben soll. Eine positive Einstellung ist in jeder Angelegenheit wichtig. Pflanzen brauchen also eine angemessene Pflege zur rechten Zeit, im Gewächshaus muss immer die optimale Temperatur, Beleuchtung und Bewässerung herrschen, dann ist auch der Ertrag groß. Die Pflanzen nehmen negative Energie weg und erfreuen das Auge.

– Ich glaube, es ist besser, etwas Nützliches zu tun, als schlechte Nachrichten durchzudiskutieren, – sagt Ljudmila. – Dies ist nicht die erste Krise in unserem Leben, wir werden damit umgehen können. Obgleich das Coronavirus jetzt die ganze Welt in Angst hält. Und wie bekannt ist, hat die Angst große Augen. Wenn ein Mensch eine Leidenschaft für etwas hat und seine Seele dort hineinsteckt, rettet ihn das vor traurigen Gedanken und vor Mühsal. Ich stehe der östlichen Philosophie von Mahatma Gandhi, Buddha und Konfuzius sehr nahe, die argumentierten, dass man freundlich und offen sein muss, weil die Welt denen gehört, die sich über sie freuen.

Elena Paschke

Übersetzung: Philipp Dippl

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