Echelon 789

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Бабушка Лиза, папа, мама и брат Александр

Vor kurzem tauchte im Informationsraum des Internets eine mehrdeutige und schokierende Nachricht auf: im Akmolinsker Gebiet, auf der linken Seite des Flusses Tschaglinka, wurde ein weiteres Lager für politische Gefangene gefunden.

Бабушка Лиза с дочерью Эммой, её сыном Виталием и внучкой Эльвирой 1949 г.
Бабушка Лиза с дочерью Эммой, её сыном Виталием и внучкой Эльвирой 1949 г.

Anscheinend war diese Spezialeinrichtung in den 20er bis 30er Jahren des letzten Jahrhunderts in Betrieb und etwa dreitausend Menschen verbrachten ihre Haftzeit darin.

Der kalte Sommer 1937

Es stellt sich die Frage: kann man mit Zuversicht behaupten, dass diese gefallen „Bastion“ die allerletzte ist? Ehrlich gesagt bezweifle ich das. Dieser Art Sperrzonen, in denen durch Demütigung, Gewalt und Versklavung kultiviert wurde, gab es reichlich im 20. Jahrhundert. Millionen von Menschen gingen durch Lager, Arbeitsarmee, Minen und Forststätten. Es war tatsächlich ein allumfassendes Unglück…

Die Schatten der tragischen Vergangenheit verschwinden auch in der Mittagssonne nicht. Sie ähneln einer entsetzlich blutenden Wunde oder dem tierischen Grinsen der Chimäre, die immer wieder unverschämt aus dem Vergessen blickt. Die Geschichte von achtzig Jahren Schmerz, – Repressionen, Deportation, Sondersiedlungen, Arbeitsarmee, – Die Achillesferse der meisten ethnischen Deutschen der ehemaligen UdSSR. Für einige Vertreter der heutigen jüngeren Generation wird das Folgende sicherlich eine Offenbarung sein: die Massenverhaftungen und Repressionen gegen die sowjetischen Deutschen begannen noch im Juli 1937. Im Rahmen der sogenannten „deutschen Operation“ wurden mehr als 65.000 Menschen verhaftet, 55.000 wurden verurteilt und mehr als 13.000 Menschen verbannt.

Падалко Нина Гербертовна, внучка Шмидт Елизаветы Андреевны
Падалко Нина Гербертовна, внучка Шмидт Елизаветы Андреевны

Ja, der Großteil der Opfer, die den konstruierten Anschuldigungen der Beihilfe der Nazis ausgesetzt waren, wurden Jahrzehnte später rehabilitiert, trotzdem existiert ein klares Verständnis dafür, dass es noch immer notwendig und wichtig ist, über die vergangenen Tragödien zu schreiben und zu sprechen. Und eine politisch korrekte Sichtweise ist hier unangebracht – man kann über Missbrauch, Unmoral und Unmenschlichkeit nicht freundlich und feinfühlig sprechen.

Krieg und Frieden der Familie Schmidt

– Ich möchte von der Familie von Elisaweta Andreewna Schmidt erzählen, meiner Großmutter väterlicherseits. Wie wurde im Jahr 1893 in dem Dorf Rosenheim im Gebiet Saratow geboren, vor dem Krieg lebte sie aber in dem Dorf Neutweident im gleichen Gebiet. Sie war Witwe und zog alleine sechs Kinder groß, – sagt nina Gerbertowna Schmidt-Padalko, Bewohnerin des Dorfes Zhelezinka im Gebiet Pawlodar. – Am 28. August 1941 wurde die Autonome Republik der Wolgadeutschen liquidiert, – Zum Packen, vor der Zwangsdeportation, blieb der Großmutter ein Tag, genau wie allen anderen sowjetischen Deutschen. Dann wurde sie zusammen mit ihren Kindern in einen Güterwagen gesteckt und am 12. September, im Transport mit der Nummer 789, fuhren sie nach Pawlodar.

Дедушка Андрей, муж бабы Лизы, 47 лет умер, был председателем колхоза
Дедушка Андрей, муж бабы Лизы, 47 лет умер, был председателем колхоза

Besonders beschwerlich war die Reise für die Kinder: sie mussten lange hungern und frierenm außerdem litten sie an Erkältung und Kopfläusen. Mit einem Wort, es war die große Tragödie der kleinen Menschen, die in ihrer Heimat plötzlich zu Ausgestoßenen wurden.

… die kasachischen Steppen begrüßten die halbnackten Sondersiedler mit Schnee und eiskaltem Wind, dabei hatte praktisch niemand warme Kleidung dabei.

– Elisaweta Andreewna und ihre Kinder wurden in das Dorf Ukrainka im Kreis Urljutjubsk (heute Zhelezinsker Kreis. Anm.) geschickt. Heute gibt es dieses Dorf bereits nicht mehr, – merkt Nina Gerbertowna an. – Sie wurden in einem Haus bei einer kasachischen Familie untergebracht, wo sie nur für sehr kurze Zeit lebten… Der älteste Sohn meiner Großmutter, Andrej, wurde praktisch sofort in die Arbeitsarmee geschickt. Sie sah ihn nie wieder. Andrej starb sehr jung, – er wurde nur etwas älter als 20 Jahre. Elisaweta Andreewna hat den Verlust ihres Sohnes nur sehr schwer verkraftet.

Der Zwangsarbeitsdienst richtete viele Schicksale der sowjetischen Deutschen zugrunde. Und diejenigen, die das Glück hatten, in den Minen und Forstbetrieben zu überleben, kehrten in der Regel mit unzähligen chronischer Krankheiten nach Hause zurück. Und viele lebten danach nicht mehr lange…

Nach Kriegsende wurde ein Dekret erlassen, dass es den ethnischen Deutschen untersagte, in ihre Heimatorte zurückzukehren. Für Ungehorsam und unerlaubtem Verlassen der Sondersiedlungen drohten ihnen 20 Jahre Zwangsarbeit.

– Von den Strapazen ihres Lebens erzählte Elisaweta Andreewna manchmal auch mir und meinem Vater. Sie hat ehrlich und gewissenhaft im Dorf gearbeitet und hat die Kinder alleine großgezogen… Und all die restlichen Jahre lang erinnerte sie sich an den in der Arbeitsarmee gestorbenen ältesten Sohn und wiederholte mit Verdruss: man sagt, unverdiente Demütigung ist bitter, – seufzt Nina Gerbertowna und gibt zu, dass sie sich oft zu den Erinnerungen der Großmutter hingezogen fühlt, obwohl sie noch immer sehr schmerzhaft für sie sind.

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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