Ein Abend der Erinnerung an Gerold Belger fand in Petropawlowsk statt

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Der berühmte Schriftsteller und Publizist, staatliche und gesellschaftliche Persönlichkeit, Übersetzer künstlerischer Werke aus der kasachischen und deutschen Sprachen ins Russische wäre in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden. Am 10. April fand in der zweiten Heimat von Gerold Karlowitsch ein Abend der Erinnerung an diesen großen Menschen statt.

Der Rat der Veteranen und das Kollektiv der ökonomisch-technischen Hochschule organisierte unter der Leitung von Aleksandr Merk diese Veranstaltung und lud die Landsleute, Klassenkameraden und Dorfgenossen des Schriftstellers ebenfalls zu dem Treffen ein. Besonders viele Erinnerungen erklangen über die Familie, über die Eltern von Gerold Karlowitsch. Der Vater, Karl Belger war militärischer Feldsanitäter, verwaltete einen Feldgeburtsstützpunkt und versorgte mehr als zehn kasachische Dörfer. Er brachte mehr als 1200 kasachische Kinder auf die Welt. „Ihn liebten alle, ihm vertrauten sie, und unter den Dorfbewohnern von Karl-aga oder Beleke galt er als der am meisten verehrte Mensch, und der Name Belger wurde in der Umgebung zum Synonym für das Wort „Arzt“. Die Dorfbewohner sagten: „Ich kam zum Belger aus der Region, ich zeigte mich dem Belger aus dem Gebiet, der Belger riet mir etwas.“

Die Mutter, Anna Dawydowna, arbeitete als Krankenschwester an medizinischen Stützpunkt, und auch sie wurde sehr geliebt. Sie, genauso wie der Vater, verstand kasachisch sehr gut, sprach es aber nicht. Dafür hatte sie aber ein phänomenales Gedächtnis, sie kannte alle Kinder im Kreis, wer, wo und wann sie geboren wurden, wie sie hießen.

 Überaus symbolträchtig fand die Veranstaltung in dem Museum statt, welches vn dem Landsmann Gerold Belgers Aleksandr Merk geschaffen wurde. Die Stellvertreterin der öffentlichen Stiftung „Kasachstanische Vereinigung der Deutschen „Wiedergeburt“ Swetlana Schubina verlas allen Anwesenden den Appell der Witwe des Schriftstellers Raisa Zakirowna Chismatulina und der Tochter Irina Kowaljowa-Belger:

„Liebe Freunde! Liebe Landsleute! Liebe Volksgenossen! Ich bin sehr glücklich darüber, dass die derzeitige Veranstaltung auf der von unserem Ehemann und Vater so geliebten nordkasachischen Erde stattfindet, in seiner zweiten Heimat.

„Jeder Mensch sollte neben seiner ersten, großen Heimat ganz gewiss eine zweite, kleine Heimat haben, seine heimatliche Gegend, sein vertrautes Eckchen auf der Erde, sein Feld, sein Wäldchen, ein einsames Plätzchen am Ufer eines stillen Flüsschens, wenigstens seinen geliebten Busch in der Nähe des Hauses. Jeder, ob freiwillig oder unfreiwillig, wandert in der Welt umher oder wird dazu gezwungen, umherzuwandern, hinterlässt unbemerkt hier und dort ein Teilchen seiner Seele, verliert sich allmählich, beraubt sich und verwandelt sich in einen vom Wind getriebenen Steppenläufer. Unglücklich ist derjenige, der sich nicht an seinen Geburtsort, an sein Land erinnert, aber dreifach unglücklich ist jener, an den sich die Erde selbst nicht erinnert, denn sie, die Erde, ist wie deine eigene Mutter, sie ist dein allerletzter Glaube, deine allerletzte Hoffnung im Leben, und wenn du für sie in Vergessenheit gerätst, dann bist du bereits überhaupt kein Mensch mehr, sondern verwest, Asche und Staub.“ Leider Gottes kommt man zu einer so einfachen, scheinbar offensichtlichen Wahrheit nur durch eine große alltägliche und moralische Erfahrung. Manchmal auf Kosten schwerer Verluste. Kasachstan… Heimat, geliebtes Heimat vielsprachiger Stämme. „Meine“, – nennen eine Million sowjetischer Deutscher. Sowjetisches Vaterland… „Mein“ – nennen es zwei Millionen Bürger der deutschen Nation. „Meine“, „Mein“, „Wir“, – erklingen stolz die vielen Stimmen eines gemeinsamen Chores. Meine Heimat. Unauslöschlich. Ewig. Wie ein Mensch. Wie die Liebe. Wie das Leben“.

Diese Zeilen, die Gerold Berger vor langer Zeit im Jahr 1986 geschrieben hat, sollen heute an Sie alle gerichtet sein. Sie tragen zeitlosen Charakter in sich, so wie vieles, über das er schrieb, sprach, was dieser echte Patriot seiner Heimat sagte und hinterließ. Was hatte er vorausgesagt, vor was hat er gewarnt und prognostiziert. Tief davon überzeugt, dass seine Zeit gerade erst beginnt… Erinnern Sie sich, lesen Sie, hören Sie seine Stimme! Eine Stimme wie eine Stimmgabel. Sie ist aufrichtig, wahrhaftig und präzise. Wir bedanken uns für ihre Treue, für das Interesse an der Kreativität und an der Person Gerold Belger. Wir wünschen ihnen viel Glück und einen offenen, ehrlichen, gütigen und aufrichtigen Dialog… Wir wünsche allen die Erhellung ihrer Haltung!

Mit tiefem Respekt Raisa Chismatulina und Irina Kowaljowa-Belger“.

Irina plant, die gesamten Informationen über die vergangene Veranstaltung der einzigen heute noch lebenden Schwester von Gerold Karlowitsch zu übermitteln. Sie lebt heute in Deutschland, aber alle Landsleute können sich noch gut an sie erinnern.

Belger hat Menschen geliebt, er liebte uns alle und hat uns allen vererbt, Menschen zu sein, egal was auch sein möge. Wahrscheinlich ist dies die aller schwierigste Aufgabe im Leben eines jeden. Den Menschen in sich zu bewahren. Belger gelang dies. Jetzt soll es uns allen gelingen.

Swetlana Schubina

Übersetzung: Philipp Dippl

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