Ein Tag, der Schicksale veränderte: der 28. August 1941

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Am 26. August fand im Deutschen Zentrum Karaganda eine Gedenkveranstaltung zum Tag der Deportation der Russlanddeutschen statt. Sie war Teil eines ethnokulturellen Projektes, das der Bewahrung des historischen Gedächtnisses und des nationalen Selbstverständnisses dient.

Die Veranstaltung „Die Vergangenheit lebt, solange wir uns an sie erinnern“ vereinte alle Mitglieder der deutschen Gemeinschaft. Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlicher Lebenserfahrung kamen zusammen, um sich zu erinnern, mitzuerleben, zu verstehen. Besondere Unterstützung leisteten die Aktivisten des Klubs der Deutschen Jugend: die Moderatorinnen Darina Kusinkowa und Jekaterina Fafinrod sowie die Vortragenden Anna Penzjakowa, Artjom, Sergej Rimmer und Kristina Walter.

Den Auftakt bildete ein Videobeitrag über das Leben der Wolgadeutschen vor 1941. Die Moderatorinnen erinnerten daran, dass am 28. August 1941 ein Erlass unterzeichnet wurde, der den Beginn der Massendeportation markierte. Besonders eindrucksvoll wirkten die Gedichte, die sowohl auf Deutsch als auch auf Russisch vorgetragen wurden. Durch ihre Verse schien es, als hörten die Anwesenden die Stimmen jener, die verschleppt wurden, die in Baracken lebten, ums Überleben kämpften und dennoch ihre Würde bewahrten:

„Warum werft ihr Steine nach uns?
Mit Fingern zeigt ihr, noch laut schreiend?..
…Aber sie haben uns ernährt, die Fremden…“

Solche Fragmente ließen niemanden unberührt. Besonders wichtig war die Schweigeminute, in der die Teilnehmenden Kerzen entzündeten – ein stiller, ergreifender Moment, der alle Anwesenden miteinander verband.

Neben den Erinnerungen an die Tragödie wurden auch Worte des Dankes ausgesprochen – an die kasachischen Familien, die in schweren Zeiten die Deportierten aufnahmen, ihnen Obdach gaben und halfen zu überleben. Wichtig ist, dass diese Geschichten heute an die neuen Generationen weitergegeben werden – nicht aus Lehrbüchern, sondern von Herz zu Herz.

Das Gedenken ist nicht dazu da, Vorwürfe zu erheben, sondern um zu verstehen. Nicht, um den Schmerz neu zu entfachen, sondern um sein Wiederholen zu verhindern. An diesem Tag sprach man über die Vergangenheit – aber tat es im Namen der Zukunft: im Namen des Friedens, des gegenseitigen Verständnisses und der Achtung vor jedem menschlichen Schicksal.

„Wir, die Deutschen in Kasachstan, haben nichts, wofür wir uns schämen müssten.
Im Gegenteil – wir haben etwas, worauf wir stolz sein können.
Lasst uns erinnern. Und weiter erzählen…“

Kowalenko Anastassija, Bertajewa Gulmschan

Übersetzung: Anton Genza

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