Frohen Tag der Dankbarkeit

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Yevgeniy Bolgert, Mitglied des Senats des Parlaments der Republik Kasachstan, Vorsitzender des Aufsichtsrates der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ‚Wiedergeburt‘“:

Für die Deutschen in Kasachstan ist der Tag der Dankbarkeit ein besonderer. Die deportierten Menschen, die über Nacht ihren Besitz und ihre Lebensgrundlage verloren, fanden in der kasachischen Steppe eine neue Heimat. Diese tragischen Seiten unserer Geschichte sind mehr als einer Generation von Kasachstanern vertraut. Heute erinnert sich jede Familie daran, wie Kasachen trotz des Krieges, des Hungers und der Entbehrungen den Vertriebenen halfen, sich an einem neuen Ort niederzulassen, und ihnen Unterkunft und Nahrung gaben. Und wie viele kasachische Familien deutsche Waisenkinder aufnahmen, als ihre Eltern zur Arbeitsarmee zwangsverpflichtet wurden… Diese Barmherzigkeit und allseitige Unterstützung des kasachischen Volkes wird für immer in der Erinnerung und in den Herzen vieler Generationen von Kasachstandeutschen bleiben. Damals, in den schweren Jahren der Unterdrückung, wurden die starken Traditionen der gegenseitigen Hilfe begründet. Im Laufe der Jahre sind sie in unserer multiethnischen Gesellschaft nur noch stärker geworden.

Natürlich sind wir an diesem Tag auch voller Dankbarkeit für unsere ältere Generation. Viele von ihnen sind nicht mehr unter uns, aber ihre ruhmreichen Taten und Handlungen werden noch heute in Erinnerung gehalten. Dem berühmten Schriftsteller und Übersetzer Gerold Belger ist es zu verdanken, dass die Werke der kasachischen Literaten in verschiedenen Sprachen zu hören sind. Der Archäologe Viktor Seibert machte die Welt mit der Botai-Kultur bekannt. Der Akademiker Erwin Gossen widmete sein ganzes Leben der Ökologie seines Heimatlandes und leistete einen großen Beitrag zum Kampf gegen die Winderosion. Eduard Airich, der legendäre Eishockeytrainer, machte den kasachischen Sport weit über die Grenzen unserer Republik hinaus bekannt. Und solche Beispiele gibt es zuhauf – Ivan Scharf, Ernst Boos, Jakob Gering und viele andere… Diese würdigen Namen von Deutschen sind ein lebendiges Beispiel und ein Beweis dafür, dass die Deportierten in Kasachstan nicht nur ihre Heimat gefunden, sondern auch zu deren Wohlstand beigetragen haben.

Auch unsere Landsleute, die im Laufe der Jahre nach Deutschland ausgewandert sind, sind Kasachstan voller Dankbarkeit. Keiner von ihnen vergaß die kasachische Gastfreundschaft – zahlreiche freundschaftliche und familiäre Bindungen sowie die im Laufe der Jahre immer stärker werdenden kasachisch-deutschen Beziehungen erinnern regelmäßig daran.

Es ist symbolisch, dass der Tag der Dankbarkeit am 1. März gefeiert wird; dem Tag, an dem die Versammlung des Volkes von Kasachstan im Jahr 1995 gegründet wurde. Die Wahrung der nationalen Einheit, die Förderung von Bürgerinitiativen und der Staatssprache – all diese wichtigen Themen stehen immer auf ihrer Tagesordnung… Darüber hinaus ist die Volksversammlung von Kasachstan nie von dramatischen Ereignissen verschont geblieben. So ist eine der letzten Aktionen darauf gerichtet, humanitäre und finanzielle Hilfe für die Opfer des Erdbebens in der Türkei zu sammeln. Mit einem Wort: Barmherzigkeit und Mitgefühl sind immer noch die wichtigsten Werte unseres Volkes.

Heute wird dem Tag der Dankbarkeit eine neue Bedeutung beigemessen. Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig und richtig. An diesem Tag danken wir einander für die gegenseitige Hilfe, für die Bereitschaft, in schwierigen Momenten Hand anzulegen. Dafür gibt es viele lobenswerte Beispiele: Retter, Feuerwehrleute, Ärzte und Freiwillige… Sie alle helfen Fremden, oft unter Einsatz ihres Lebens. Es gab einen Fall, in dem ein Feuerwehrmann bei der Ausübung seines Dienstes ums Leben kam; oder einfache Bürger, die sich in Gefahr begaben, um Kinder vor dem Sturz aus den Fenstern von Wohnungen im oberen Stockwerk zu retten. Diese Art der Selbstaufopferung – die Bereitschaft zur Rettung – ist ein Markenzeichen unserer Gesellschaft, das es zu würdigen gilt.

Frohen Tag der Dankbarkeit, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Frieden und Wohlstand für unser Land!

Übersetzung: Annabel Rosin

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