In allem sollte Disziplin sein

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Die Armbanduhr auf dem kleinen ledernen Kissen erinnert Wiktor Rejtenbach an diese schrecklichen 24 Stunden, welche für seine Eltern zur erzwungenen Aussiedlung aus der Stadt Chanlar in der Aserbaidschanischen SSR bestimmt waren. Das Landgut wurde im Jahr 1733 von den Brüdern Rejtenbach gegründet, als sie sich auf der Suche nach den besten Parzellen auf den fruchtbaren Böden Aserbaidschans niederließen.

Im Oktober 1941 gingen die Eltern mit den kleinen Jungen Sigfrid und Wiktor in das Unbekannte.Man brachte sie auf offene Pritschenwaggons, auf der Reise bauten sie Dächer. Auf dem Weg hat man den Vater, so wie viele andere, in die Arbeitsarmee weggeholt. Von dort kam er als Invalide zurück.

„Wir kamen in das Gebiet Akmolinsk: in das Dorf Jagodnoje, dann nach Zhanaturmys, solange uns noch kein fester Wohnort in Zhurawljowko zugewiesen wurde. Ich erinnere mich, wie man uns in eine Jurte zu einer kasachischen Familie gesteckt hat. Die Hausherrin, die nicht ein einziges Wort Russisch verstand, weinte ununterbrochen. Sie hatte nichts, um ihre eigene Familie zu ernähren, und da kamen wir. Um zu überleben, lernte ich, Getreide mit der Mühle zu mahlen und gab die Hälfte des Mehls immer an diese Frau. Das ganze Leben lang habe ich mich an die Worte des Hausherren erinnert: „Söhnchen, lerne zu arbeiten, lerne zu überleben!“. Wir haben überlebt. Weil alle Bewohner dieses Ortes, unabhängig von der Nationalität, geholfen haben, wo es ging.

Seit der Kindheit unterschied sich Wiktor durch die unbezwingbare Energie, durch seine Absichten. Er war immer die Stütze der Familie. Er hat erfolgreich die Schule beendet, hat die Ausbildung am tierärztlichen Technikum Akmolinsk fortgeführt. Das erste Ausbildungspraktikum absolvierte er in der Kirow-Kolchose im Gebiet Pawlodar, dessen Vorsitzender Georgij Schinf ihn zu sich zur Arbeit einlud. Nachdem er das Technikum mit Bestnote abschloss, ging Wiktor an das tierärztliche Institut in Almaty, und kehrte in die Kolchose bereits mit dem roten Diplom zurück. So begann der Lauf seiner Diensttätigkeit: vom Cheftierarzt bis zum Vorsitzenden. An die 25 Jahre Arbeit in dieser Kolchose erinnert sich Wiktor Genrichowitsch mit nostalgischen Gefühlen. Sie haben die heimischen Rassen erhalten und neue aus Russland, dem Baltikum und Deutschland hergebracht.

„Es erfreut mich, dass Kasachstan seinen Weg in der Viehzucht beibehalten hat. Heute gibt es natürlich weniger Vieh, aber die Beziehung zur Zucht ruft Achtung hervor“, – sagt mein Gesprächspartner.

Als Mensch mit einer aktiven Lebensposition hat Wiktor Fridrichowitsch immer angeführt: „Mach es so wie ich! Mach es besser!“ – sind seine Prinzipien. Und in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre hat er die Produktion von Geflügelfleisch und Eiern bedeutend gesteigert und Technologien zur Geflügelzucht und Zucht der Rasse Broiler eingeführt. Als späterer Direktor der Sowchose „Grenzsoldat“ im Kreis Ermalowsk (1978) hat es Rejtenbach geschafft, den Landwirtschaftsbetrieb zu einem der größten in der Region Pawlodar zu machen. Die Erfolge sprechen für sich: der Eintrag in das Buch des Arbeitsruhms im Gebiet (1981), in das goldene Ehrenbuch der Kasachischen SSR (1981); Überreichung des Roten Arbeitsbanners „In den Händen“ bis zum Jahr 1989.

„Wir, die drei Direktoren Karl Blatz, Jakow Gering und ich, haben immer miteinander gewetteifert. Dieser Kampf war toll, fair, aber rigoros. Wir haben gegenseitig Erfahrungen ausgetauscht, und unser Wissen weitergegeben“, . Erinnert sich Wiktor Fridrichowitsch.

Jedwede Sache, die ihm angetragen wurde, hat er zur Perfektion gebracht: er wurde im Jahr 1989 zum Direktor des sich im Bau befindlichen Schweinezuchtkomplexes ernannt, der bereits im Jahr 1992 in die Sowchose „Freundschaft“ reorganisiert wurde, als dessen Direktor Rejtenbach bis zu seiner Pensionierung arbeitete.

Wo auch immer dieser wahre Profi mit seinem Fuß auftrat, blühte alles auf und erwachte zum Leben, egal in welchem Bereich: betrieblich, sozial-kommunal oder kulturell. Unter ihm wurden drei Stammfarmen geschaffen, Das Haus der Kultur und des Lebens, Kindergärten und Schulen gebaut, Sanitätspunkte, Kaufhäuser und 10200 Quadratkilometer Wohnfläche errichtet (Sowchose „Grenzsoldat“).

  1. Rejtenbach ist stolz darauf, dass er seinen Beruf niemals gewechselt hat. Bis heute richten sich Menschen für Rat und Unterstützung an ihn. So wurde er, bereits nach „Grenzsoldat“ und in Rente, vom Generaldirektor Wjatscheslaw Ruf in die Funktion des Beraters geladen.

„Ruf war ein toller Kerl!“ ruft Wiktor Fridrichowitsch. – Er hat seine Sache richtig gemacht, wirtschaftlich. Jetzt zeigt sich die Erfahrung: von der Schlachtung und Verarbeitung bis zum Verbraucher allerhöchste Produktionsqualität. Meine Rolle bestand darin, technologischen Fortschritt zu erarbeiten. Die Idee von Ruf war es, dass Respekt zur Rüstung des Betriebes in den Kolchosen und Sowchosen dienen sollte. Ich bin stolz, dass auch ich meinen Beitrag dazu geleistet habe“.

Als ich im Familienarchiv kramte, fand ich einen interessanten Brief: „Im Laufe vieler Jahre haben Sie es fertig gebracht, gewissenhafte Arbeit mit öffentliche Aktivitäten zu vereinen, womit Sie zu einem aktiven Mentor der Jugend geworden sind. Durch die persönliche Verantwortung für die Sache haben Sie sich die wohlverdiente Autorität und die Liebe ihrer Verwandten und Bekannten verdient“.

Was kann man diesen großen Worten noch hinzufügen? Die Heimat hat W. F. Rejtenbach seinen Verdienst in der Entwicklung der Landwirtschaft, in der Aneignung der Neulandgewinnung und in der aktiven Planung hoch angerechnet. Er wurde mehrfach mit Medaillen, Urkunden und Dankesschreiben ausgezeichnet. Er besitzt zwei „Orden der roten Arbeit“ und einige Jubiläumsmedaillen, die verschiedenen Ereignissen im Leben des Landes und der Region zugeordnet werden.

Über die Eltern erzählt er viel und bereitwillig. „Wir sind Schwaben“. Die Mama, Gilda Ernesowna Gljot, war Hausfrau, und der Vater, Fridrich Fridrichowitsch Rejtenbach hat zuerst als Sekretär im Dorfrat gearbeitet, dann als wirtschaftlicher Buchhalter. Im Alltag waren die Eltern Landwirte und Weinbauern. Sie haben Äpfel und Weintrauben angebaut.“ Als Wiktor in Almaty studierte, hat er die Eltern dort hin gebracht. Sie haben ein Häuschen gefunden und begannen, dort zu leben. Dort sind sie auch beide begraben.

Heimlich teilt er mit: „Es gab eine Zeit, da wollte ich gehen (mit der allerersten Welle). Es wurde abgelehnt. Ein Damm, der die sowjetische Ordnung stärkte. Später, als die Regeln gelockert wurden, konnte ich gehen, aber da habe ich abgelehnt. Natürlich ist die Verindung zur historischen Heimat stark, aber es hat sich viel in Kasachstan geändert. Ein Lob an Nasarbajew: Kasachstan führt in allen Beziehungen, was die interethnische Harmonie betrifft. Jede Nation hat ihre Nische. Dies ermutigt dazu, genauso wie die kasachische und die russische die Muttersprache zu lernen. Wir, die Deutschen, achten auf die Entwicklung unserer Kinder: wie lernen sie die Sprache, in welchen Räumen lernen sie, wie freunden sie sich mit den anderen Nationen an. Das alles ist wichtig“.

Wenn man auf diesen großen, strammen Mann blickt, der seinen Optimismus in 85 Jahren nie verlor, entsteht unwillkürlich Sympathie zu ihm. Wie lebt denn heute Wiktor Fridirchowitsch? – Das Ehrenmitglied des Vorstands der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ in Pawlodar, Vorsitzender des Ältestenrates reicht seine Erfahrung an die Jugend weiter: „In allem sollte Disziplin sein. Bleibt in jeder beliebigen Situation mit den Menschen ehrlich, fleißig, prinzipientreu. Glaubt an eure Kräfte, seid aktiv“.

Ljudmila Bewz

Übersetzung: Philipp Dippl

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