Mennoniten. Irgendwo in der Zeit

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Der Film „Die Letzten der Mennoniten“ wurde am vergangenen Samstag auf der Jahrestagung der Plautdietsch-Freunde in Deutschland gezeigt und diskutiert.

„Die Letzten der Mennoniten“ ist ein kurzer Dokumentarfilm über die Nachkommen deutscher Kolonisten, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aus der heutigen Ukraine in den Landkreis Pawlodar zogen. Allen Widrigkeiten zum Trotz bewahren die Protagonisten des Films, die Herzens, sorgfältig die Kultur, die Traditionen und die vom Aussterben bedrohte Sprache ihrer Vorfahren und bemühen sich, sie weiterzugeben.

Eine Stunde vor der Filmvorführung hielt Ekaterina Libert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philologie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften und Dozentin an der Nationalen Staatlichen Universität (Nowosibirsk), einen Vortrag vor dem Publikum. Der Vortrag befasste sich mit der Situation der Erhaltung und Entwicklung der Dialekte der Sibiriendeutschen, insbesondere der Mennoniten, in den heutigen globalen Trends in der Region Omsk und der Altai-Region. Der gemeinnützige Verein „Plautdietsch-Freunde“ wurde übrigens vor fast einem Vierteljahrhundert – im Jahr 1999 – gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, den plattdeutschen Dialekt der niederdeutschen Sprache – das Plautdietsch – zu erhalten und zu stärken. Der Vorsitzende des Vereins, Heinrich Siemens, ist Inhaber des weltweit einzigen Verlags, der Bücher in Plautdietsch herausgibt. Die Dienstleistungen des Verlags werden nicht nur von Autoren aus Deutschland, sondern auch aus der ganzen Welt, einschließlich Nord- und Südamerika, in Anspruch genommen. Der Verlag übersetzt auch klassische Literatur ins Plautdietsch.

„Um zu lernen, wirklich zu lieben – und dabei spielt es keine Rolle, was oder wen: Menschen, Geschichte, Vaterland usw. – muss man ein reines Herz haben. Die Hauptfiguren des Films – die Familie Herzen – haben es auf jeden Fall. Dieser schöne Kurzfilm ist eine weitere wichtige Mahnung an uns alle: uns daran zu erinnern, wer wir sind, die Geschichte unserer Familie nicht zu vergessen, die Erinnerung an frühere Generationen zu pflegen, das Interesse der Kinder an der Kultur ihrer Vorfahren zu fördern. Denn ohne die Vergangenheit gibt es keine Zukunft“, so Edwin Warkentin, Leiter des Bundesamtes für die Kultur der Deutschen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. „Der Film hat allen sehr gut gefallen. Nach der Vorführung und Diskussion wollten die Teilnehmer der Veranstaltung, darunter auch Gäste aus Südamerika, gar nicht mehr gehen: Sie blieben noch etwas länger, sprachen über den Film, tauschten Rezepte für alte deutsche Gerichte aus, erinnerten sich an ihr früheres Dorfleben in Sibirien und Zentralasien. Außerdem diskutierten sie über aktuelle Ereignisse, die mit Kasachstandeutschen zu tun haben. Zum Beispiel war die Nachricht über die Zunahme der Zahl der Deutschen in Kasachstan für alle eine angenehme Überraschung.“

Laut einer der Teilnehmerinnen an der Diskussion über den Film, der Kandidatin der Geschichtswissenschaften Julia Podoprigora, sind die Hauptfiguren des Films definitiv eine einzigartige Familie. Deshalb ist es heute wichtig, solche leuchtenden und außergewöhnlichen Beispiele wie die Familie Herzen aus der Region Pawlodar zu studieren und zu bewahren, um sie zu rekonstruieren und die Geschichte der Deutschen in Kasachstan als Ganzes besser zu verstehen.

Marina Angaldt

Übersetzung: Annabel Rosin

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