Möge die Hand des Gebenden nicht verkümmern…

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Die Aktivisten von „Junge Sterne“ beteiligten sich an einer Wohltätigkeitsaktion.

Die Pandemie entlarvte nicht nur die Probleme der Gesellschaft, sondern brachte, so seltsam es auch klingen mag, der Welt auch eine gewisse Einheit. Zumindest denkt dies der 69-jährige Michail Gerd, der aus Aktobe stammt und heute in München lebt:

– Wir sind zu Beginn der 2000er Jahre nach Deutschland gegangen. Wir wurden gut aufgenommen, aber gleichzeitig spürten wir ein Gefühl der Zurückhaltung. Es gab nicht die gleiche Gastfreundschaft, wie wir sie aus Kasachstan gewöhnt waren. Im letzten Jahr, als die Quarantäne begann, kamen bei uns oft Leute aus den lokalen Cafés und Läden vorbei – sie brachten Essen, Kleidung oder notwendige Sachen. Manchmal waren die Sachen kostenlos, manchmal mit einem Rabatt. Auf jeden Fall wuchs die Solidarität zwischen den Menschen. Freiwillige riefen regelmäßig an und erkundigten sich nach unserer Gesundheit. Ich habe gehört, dass auch in Kasachstan die Bevölkerung große Unterstützung erhalten hat.

Für Freiwillige in Kasachstan war das vergangene Jahr wirklich eine Art Prüfung der eigenen Stärke. Die einen hielten die Verantwortung nicht aus und verschwanden, andere zogen es vor, sämtliche Widrigkeiten zu überwinden und den Bedürftigen auch weiterhin zu helfen.

Beinahe jeden Tag kommen engagierte Bewohner von Aktobe in das Büro von Wazich Achtajew. Sie bringen Kleidung und Schuhe mit, seltener auch Essen. Geld nimmt Wazich nicht an, damit es keine unnötigen Diskussionen gibt. Das Büro ist ein kleiner Raum, den der Mann auf eigene Kosten mietet.

– Die Idee, wohltätige Dinge zu tun, habe ich bereits seit langem. Als die Krise begann, stieg auch die Zahl der Bedürftigen erheblich. Und da habe ich beschlossen, meinen Beitrag zu leisten und denen zu helfen, die etwas brauchten. Jeder kommt vorbei: sowohl Kinder, als auch Erwachsene. Ich begrenze auch nicht, wie viel jemand nimmt. Wenn jemand etwas nimmt, dann bedeutet das, dass er es auch braucht, – sagt der Wohltäter.

Wazich ist bei weitem kein Millionär. Einst arbeitete er im Eisenlegierungswerk von Aktobe, danach renovierte er Wohnungen. Jetzt verdient er seinen Lebensunterhalt in einem Netzwerkunternehmen.

– Wenn sich jeder von uns Mühe gibt, kann viel erreicht werden. Der Allmächtige selbst hat uns aufgetragen, anderen zu helfen. Ich habe Kinder und Enkelkinder… ich habe mein Leben gelebt. Wenn ich die Tränen in den Augen derer sehe, die gehen, weine ich manchmal selbst. Wenn ich Millionär wäre, würde ich versuchen, allen zu helfen. Und jetzt mache ich das, was in meiner Macht steht, – gesteht der Mann offen.

An der Sammlung der Sachen beteiligen sich auch Schüler der Nazarbajew-Schule und der Kulturzentren des Hauses der Freundschaft.

– Freiwilligenarbeit ist für uns nichts Neues. An den frostigen Tagen im Dezember und Januar haben wir die Mitarbeiter der kommunalen Unternehmen, die die Straßen vom Schnee befreien, zu Tee und Brötchen eingeladen, – erzählt Zhanbolat Zhekibajew, Koordinator der Bewegung „Zhangyru Zholy“ im Gebiet Aktobe.

Als das Angebot kam, Sachen zu sammeln, willigte Zhanbolat sofort ein, ohne nachzudenken. Auch die Vertreter der ethnokulturellen Vereinigungen reagierten sofort. Vor kurzem haben die Aktivisten des Jugendflügels der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ „Junge Sterne“ – Tatjana Suchobrus, Daniil Tsoj, Elena Weremtschuk, Georgij Menschikow und Anna Geer – einige Pakete mit Kleidung und Schuhen für Bedürftige vorbeigebracht.

– Wir haben nicht besonders viel Erfahrung in der Freiwilligenarbeit, das ist bei weitem nicht so einfach. Alle unsere Jungs und Mädels sind Schüler, deshalb müssen wir für die Wohltätigkeitsarbeit die Zeit finden. Aber wir haben viele Pläne in diesem Bereich. Wenn es klappt, wollen wir Stofftiere sammeln und sie einem Waisenhaus übergeben, – teilt Anna Geer, die Leiterin von „Junge Sterne“ ihre Pläne mit.

Dmitrij Schinkarenko

Übersetzung: Philipp Dippl

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