Sie blieben begnadigt, aber nicht gerechtfertigt…

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Закону о реабилитации - 30 лет

Das Rehabilitationsgesetz wurde 30 Jahre alt

Die Ergebnisse und Perspektiven des Gesetzes „Über die Rehabilitierung von Opfern politischer Massenverfolgungen“ wurden im Kasachisch-Deutschen Zentrum in Astana diskutiert. Prominente Persönlichkeiten des Staates und des öffentlichen Lebens, Vertreter der Volksversammlung Kasachstans und Wissenschaftler nahmen an dem runden Tisch teil, der dem 30-jährigen Bestehen des Dokuments gewidmet war. Das hybride Format der Veranstaltung ermöglichte eine Dialogplattform für Teilnehmer aus mehreren Ländern – Kasachstan, Deutschland, Usbekistan, der Ukraine und Kirgisistan. Die Moderation übernahm Julia Podoprigora, promovierte Historikerin und Mitglied der Arbeitsgruppe der Kommission für die vollständige Rehabilitierung der Opfer politischer Repressionen unter dem Akimat von Almaty.

„Das Thema der Rehabilitierung von Opfern politischer Massenunterdrückung verliert in unserer Zeit nicht an Aktualität“, sagte Yevgeniy Bolgert, Mitglied des Senats des Parlaments von Kasachstan und Vorsitzender des Aufsichtsrates der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt““ in seiner Rede. „Unter den Repressionen litten nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze Völker, die nach Kasachstan zwangsumgesiedelt wurden. Eines der ersten Gesetze des unabhängigen Kasachstan war neben anderen wichtigen Dokumenten das Gesetz über die Rehabilitierung von Opfern politischer Massenrepressionen vom 14. April 1993. Das Dokument deckte die wichtigsten Fragen ab, aber selbst heute können die Menschen, die damals gelitten haben, aufgrund einiger Umstände nicht rehabilitiert werden. Vielleicht sind zusätzliche Ansätze und entsprechende Änderungen des rechtlichen Rahmens sowie ein Verständnis für das Ausmaß der Repression erforderlich.“

Mechthild Sasse, Attaché für Politik, Kultur und Presse an der Deutschen Botschaft in Kasachstan, beschäftigt sich aktiv mit dem Thema Repression und der Geschichte der Deutschen in Kasachstan. Als Ostdeutsche weiß Sasse um die Notwendigkeit, das Thema der politischen Repression neu zu überdenken.

„Das sind sehr tragische Seiten in der Geschichte der Kasachstandeutschen, aber auf der anderen Seite verdanken sie es, dass heute so viele von ihnen in Kasachstan leben. Für die Deutsche Botschaft sind sie eine wichtige Brücke, die beide Länder miteinander verbindet. Letztes Jahr habe ich das Museum und die Gedenkstätte ‚Alshir‘ besucht, wo die Frauen gefangen gehalten wurden. Sie wurden alle zu harter Zwangsarbeit gezwungen. Diese Informationen sind auch heute noch schwer zu verdauen, deshalb ist es sehr wichtig, dass so viel Arbeit geleistet wird, um diese Zeit aufzuarbeiten.“

Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit

Olga Stein, stellvertretende Geschäftsführerin der „Wiedergeburt“-Stiftung, bezeichnete das Rehabilitationsgesetz als revolutionär:

„Für die deutsche Bevölkerung war die Verabschiedung des Gesetzes sehr wichtig. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Aufhebung aller Beschränkungen waren sie sich viele Jahre lang bewusst, dass sie zwar ‚begnadigt‘, aber nicht gerechtfertigt waren. Nach der Verabschiedung des Dokuments beantragten viele Angehörige unserer Volksgruppe bei der Staatsanwaltschaft die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit. Die Behörden erstellten Schlussfolgerungen zu den Unterlagen der Überprüfung, die als Grundlage für die Ausstellung von Rehabilitationsbescheinigungen dienten. Meine Familie bildete da keine Ausnahme. Mein Großvater hat diese Gelegenheit leider nicht mehr erlebt, und mein Vater zitterte, als er die Bescheinigung in der Hand hielt, die die Repressionen gegen alle Mitglieder unserer Familie für völlig ungültig erklärte.“

Kasachstan ist für viele Nationalitäten zu einem Ort des Exils geworden – die Koreaner, Tschetschenen, Inguschen und viele andere in unserem Land lebende ethnische Gruppen teilen ähnliche Seiten der Geschichte wie das deutsche Volk. Und was für ein Terror war die Enteignungen der 1937er und 1938er Jahre… Deshalb wurde diesem schmerzhaften Thema seit der Unabhängigkeit Kasachstans immer besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Der Rehabilitierungsprozess ist auch heute noch nicht abgeschlossen; es gibt noch Hunderttausende von unerforschten und geheimen Dokumenten. Die staatliche Kommission für die vollständige Rehabilitierung der Opfer politischer Repressionen ist aufgerufen, den Schleier der Geheimnisse zu lüften, alle Kategorien von Bürgern zu rehabilitieren und eine einheitliche Datenbank zu schaffen. Dies bedeutet, dass die gute Arbeit fortgesetzt wird und die Hoffnung besteht, das lang erwartete Dokument zu erhalten und die historische Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Olesja Klimenko

Lesen Sie mehr in der nächsten Ausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung.

Übersetzung: Annabel Rosin

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