So dass die Quarantäne helfen möge

Zurück

Das Streben nach Vollendung sollte immer einen Platz in der Seele des Menschen haben, – davon sind die Bewohner des Dorfes Rosowka im Kreis Pawlodar wahrhaftig überzeugt. Sie wissen: Einst bewunderte sogar Nikita Chruschtschow ihr Dorf.

Schönheit und Harmonie stecken in den Basteleien der Hobby- und der Profikünstlern. Die Anstrengung: mühsame, eifrige und intensive Arbeit ist die Grundlage jeder Kunst.

– Wir lieben es, mit unseren eigenen Händen schöne Dinge praktisch aus dem Nichts zu schaffen, – erzählt die Pädagogin des Begegnungszentrums des Dorfes Rosowka Natalja Kolesnik inspiriert. – Jedes Kind und jeder Jugendlicher ist ein Visionär und Forscher. Deshalb ist es die Aufgabe der Erwachsenen, ihre rasende Energie in die notwendigen Bahnen zu lenken. Besonders in der Zeit der Quarantäne, wenn es genug Zeit gibt, sich mit etwas Interessantem und Nützlichem zu beschäftigen.

Das Dorf Rosowka wurde noch vor der Revolution gegründet – im Jahr 1908, zur Zeit der Agrarreform von Stolypin. Dessen Begründer waren deutsche Aussiedler aus dem Süden Russlands, aus der Kolonie Rosenberg im Gouvernement Jekaterinoslaw. Es ist durchaus möglich, dass der strahlende Name des Dorfes daher rührt.

– Die ersten acht Familien deutscher Aussiedler tauchten im Jahr 1908 auf, 40 bis 50 Kilometer vor der Stadt, wo drei Brunnen gegraben wurden. Das waren die kinderreichen Familien Strauch – Lukjan, Christian und Iwan, – die zwei Familien von Eduard und Andrej Rejswich, Wasili Olenburg, Eduard Brecht und Grigorij Gak, – erinnert sich Natalja Kolesnik. – sie haben in Harmonie zusammen gelebt, sie waren eingespielt, haben einander geholfen. Und genau das versuchen wir heute auch: wir räumen für die Rentner den Schnee im Winter und bringen Lebensmittel vorbei.

 In der Sowjetzeit waren 99% der Bewohner von Rosowka Deutsche. Das sogenannte „deutsche Dorf“ war eine der fortschrittlichsten Kolchosen im Gebiet Pawlodar. Im Jahr 1956 wurde sie sogar vom Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR Nikita Sergeewitsch Chruschtschow besucht. Der Regierungschef überreichte dem Vorsitzenden der Kolchose ein Auto der Marke „Pobeda“, welches sowohl für ihn selbst als auch für die übrigen Bewohner von Rosowka lange Zeit seinen Dienst tat.

– Unsere Leute haben sich immer durch Fleiß, Talent und Einfallsreichtum ausgezeichnet. Zum Beispiel einer unserer örtlichen Handwerker – Wjatscheslaw Walter – er ist ein bescheidener, fleißiger Mensch. Er hat mit seinen eigenen Händen ein Haus für seine Kinder gebaut. Ein weiterer Mensch mit „goldenen Händen“ in unserem Dorf ist Artur Morgenstern, dessen Haus wie aus einem Märchen von Andersen erscheint. Man stellt sich nur mal die vielen geschnitzten Elemente vor! – bewundert Natalja Kolesnik. – Und das überrascht nicht, so verwendet ja der Handwerker alle seine Fähigkeiten und seinen Fleiß für seine Kreationen.

Die Jugendlichen beobachten die Erwachsenen und versuchen, ebenfalls dekorative Meisterwerke zu schaffen. Vielleicht hätte sogar Gottfried Böhm, der deutsche Materialist und Pritzker-Preisträger diesen Eifer bewundert. Zweifellos zeichnen sich die Basteleien, die durch die Kinderhände entstanden sind, durch ihre Kunstfertigkeit, ihre Raffinesse und und ihre Konzeptdualität aus.

– Ind er Regel bemühen wir uns, den Kindern die Kunst näher zu bringen. Dabei verwenden wir die einfachsten und zugänglichsten Materialien für die Werke, – merkt die Leiterin des Begegnungszentrums im Dorf Rosowka an. – Es entsteht sozusagen eine reiche Vorstellungskraft, ästhetische Wahrnehmung, Fleiß und – voilà – ein Kunstwerk, so kann man es ausdrücken. Wir ermuntern alle Menschen dazu, die zuhause in der Quarantäne verharren, sich an ihrer Kreativität zu versuchen, beispielsweise in der dekorativ-angewandten Kunst. Dies wirkt sich überaus positiv auf den gesamten menschlichen Organismus aus.

Marina Anhaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

Поделиться ссылкой:

x