30 Jahre VDJK: Anna Jakowenko Veröffentlicht in September 1, 2025Oktober 8, 2025 Anna Jakowenko (Sawitzkaja), Deutschlehrerin, Koordinatorin der Spracharbeit in der Gesellschaft der Deutschen in Kostanai Heute ist Anna Deutschlehrerin auf republikanischer und regionaler Ebene in der Stiftung Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“. Zum Unterrichten kam sie auf Einladung ihrer Mentorin Olga Beder – und seit drei Jahren widmet sie sich mit ganzer Seele ihrer Lieblingsaufgabe. „Meine Vorfahren wurden von der Wolga deportiert. In unserer Familie bewahrt und ehrt man stets die Kultur und Sprache der Vorfahren. Meine Eltern leben im Dorf Majskoje im Bezirk Beimbet Majlin (ehemals Taranowski) und lernen ebenfalls aktiv Deutsch“, erzählt Anna. Erste Begegnung mit dem Jugendclub „Meine erste Begegnung mit der Stiftung Wiedergeburt hatte ich, als ich in der 10. Klasse war. Damals begannen meine Eltern, Deutsch zu lernen, und ich war ihre Begleiterin – wir fuhren vom Dorf in die Stadt Rudny zu Unterrichtsstunden bei der wunderbaren Lehrerin (und jetzigen Kollegin) Eleonora Grenz. Später, in den höheren Klassen, fehlte die Zeit, und dann begann die COVID-19-Pandemie. Das Deutsche verschwand langsam aus meinem Alltag, aber nicht der Wunsch, es zu lernen. Schon in der 11. Klasse wusste ich genau, dass ich Fremdsprachenlehrerin werden wollte – und zwar für Deutsch. Englisch hat mich nie so angezogen. Als ich an der Pädagogischen Universität in Kostanai zu studieren begann, sah ich im ersten Studienjahr eine Anzeige von der Wiedergeburt für eine Onlinegruppe zum Deutschlernen. Das war 2020 – das Onlineformat war damals noch neu, erwies sich aber als bequem und effektiv. Ich begann mit den republikanischen Kursen, und im Sommer 2021 erhielt ich von Olga Beder eine Einladung zur Teilnahme am republikanischen Jugendcamp Jugendtreff 2021. Ich zögerte lange – mein innerer „Hochstapler“ flüsterte mir zu, mein Niveau sei zu gering. Am Ende bestand ich jedoch die Auswahl und fuhr hin – das Camp fand in einem Erholungszentrum in den Bergen bei Almaty statt. Dort begann meine Bekanntschaft mit dem VDJK, dem Jugendclub und vielen anderen Abkürzungen… Ich erinnere mich noch gut, wie ich diese „Buchstaben“ zum ersten Mal hörte – vieles war mir unklar. In Kostanai gab es damals noch keinen Club. Alles erklärte mir eine Freundin, die ich im Camp kennengelernt hatte. Damals wurde mir klar: Das ist etwas unglaublich Spannendes, und da muss ich unbedingt hin. Aus Kostanai war ich die einzige Teilnehmerin, aber es gab auch den Lehrer Nikolai Brik. Später stellte sich heraus, dass wir an derselben Universität studieren würden. Damals lernte ich auch Menschen kennen, mit denen ich bis heute befreundet bin, erfuhr, wie die Bewegung funktioniert, und traf Kristina Larina (Libricht) – meine heutige Kollegin. Im Deutschen gibt es das Wort Wendepunkt – „Punkt der Wende“. Ich denke, genau der Jugendtreff 2021 war für mich ein solcher Wendepunkt im Leben. Nach meiner Rückkehr entstand bei uns in Kostanai der Jugendclub „Zwiebel“, bei dem ich die erste Leiterin wurde. Das verband mich fest mit dem VDJK und wurde zu einem der wichtigsten Ereignisse meines Lebens.“ Was hat die Teilnahme an der Jugendbewegung der Deutschen in Kasachstan gebracht? Wie gesagt, habe ich bei meinem ersten Projekt viele Menschen und Lehrkräfte kennengelernt – genau das wurde meine treibende Kraft. Es ist unglaublich ansteckend: Nach Hause zurückzukommen und zu spüren, dass die vergangenen ein bis drei Tage dich so stark verändert und mit anderen verbunden haben. Es ist ein besonderes, unbeschreibliches Gefühl, zu einem neuen Projekt zu fahren, vertraute Gesichter zu sehen und Wärme zu empfinden, selbst wenn man vorher nicht so eng war. Über die Sprache kam ich in die Jugendbewegung – und kehre von Zeit zu Zeit dorthin zurück. Denn es ist eine unglaubliche Energie, ein Glück, Teil von etwas Größerem zu sein. Das eindrucksvollste Projekt „Das war mein einmonatiges Praktikum in Deutschland. Ich nahm am Projekt Bildungssommerakademie – Internationale Sommerakademie Sans Souci (ISAS) teil, das von der Stiftung „Wiedergeburt“ vom 7. bis 30. August 2024 an der Universität Potsdam durchgeführt wurde. Daran nahmen 50 Personen aus verschiedenen Ländern teil: Ägypten, USA, Großbritannien, Frankreich, Polen, Slowakei, Russland und weiteren. Wir lernten die deutsche Sprache, Geschichte und Kultur der Region Berlin–Brandenburg kennen. Das Besondere war, dass der Unterricht nicht in gewöhnlichen Hörsälen stattfand, sondern in einem echten Schloss – in einem der Universitätsgebäude, das sich in der ehemaligen königlichen Küche befand, die durch einen unterirdischen Tunnel mit dem Neuen Palais in Potsdam verbunden ist. Das Schloss wurde im Barockstil zwischen 1763 und 1769 erbaut und gilt als letztes Beispiel dieses Stils in Preußen. Das Programm war sehr intensiv. Der Deutschunterricht war nicht nur nützlich, sondern auch sehr interessant: Wir sprachen viel, und die letzte Stunde fand sogar am Strand eines Sees statt! Auch die Geschichtsseminare blieben in Erinnerung. Ich wählte das Seminar über die Berliner Mauer und die Teilung Deutschlands – es war sehr lehrreich. Außerdem konnten wir einen von drei kreativen Schwerpunkten wählen: Theater, Literatur oder Fotografie. Ich entschied mich für Fotografie und bereute es nicht – uns wurde gezeigt, wie man gelungene Aufnahmen macht, mit Licht arbeitet und die Bildkomposition gestaltet. Die Akademie organisierte auch Ausflüge nach Potsdam und Berlin: Wir besuchten Sachsenhausen und das ehemalige KGB-Gefängnis – das waren wirklich tief bewegende Erlebnisse. Am letzten Tag präsentierten die Teilnehmer ihre Projekte: Theateraufführungen, poetische Lesungen und Fotoreportagen. Es war eine großartige Erfahrung – die Möglichkeit, sich selbst zu entfalten, Freunde aus aller Welt zu finden und eine neue Kultur kennenzulernen. Ich empfehle jedem, an solchen Programmen teilzunehmen! Wie sieht die Zukunft des VDJK aus? Die Zukunft des VDJK ist ein Raum der Möglichkeiten für junge Menschen, in dem man die Sprache und Kultur seiner Vorfahren lernen, eine aktive Lebenshaltung entwickeln und Freunde und Gleichgesinnte sowohl in Kasachstan als auch darüber hinaus finden kann. Ich bin sicher, dass die Bewegung weiter wachsen, sich verändern und den Herausforderungen der Zeit begegnen wird, ohne dabei ihre Herzlichkeit, Einzigartigkeit und vertrauensvolle Atmosphäre zu verlieren. Ich hoffe sehr, dass immer mehr junge Menschen im VDJK ihre Stärke, ihre Stimme und ihr Team finden. Im Jubiläumsjahr möchte ich dem VDJK Inspiration, leuchtende Ideen und eine energiegeladene Jugend wünschen, deren Augen und Herzen brennen! Möge die Bewegung weiterhin für viele junge Menschen dieser Wendepunkt – dieser entscheidende Moment – sein, wie er es einst für mich war. Möge der Geist der Einheit, der Respekt vor den Wurzeln und das Streben nach Wachstum erhalten bleiben. Alles Gute zum Jubiläum, VDJK – zum Fest unserer gemeinsamen Geschichte!