Weg mit dem Winter, mach Platz für den Frühling

Zurück

 Die Deutschen, die im Gebiet Aktjubinsk leben, denken nicht daran, ihre Traditionen zu vergessen. Viel mehr vergrößert sich mit jedem Jahr die Zahl derer, die mehr über die deutsche Kultur erfahren wollen. In diesen Tagen steht jeder von ihnen mit einem kleinen Teil mit der Geschichte in Berührung und nimmt sogar am Karneval zur Verabschiedung des Winters teil.

Die Schüler der deutschen Sonntagsschule, die Jungs und Mädels der Theaterwerkstadt „Denk´ mal“ und die Vertreter der älteren Generation haben die Aufgabe übernommen, die kälteste Zeit des Jahres zu verabschieden. Der traditionelle Veranstaltungsort ist die Schule Nr. 11. Unter den Menschen aus Aktjubinsk hat die Bildungsstätte schon vor Langem den inoffiziellen Status einer Insel der deutschen Kultur erhalten.

– Es gibt eine interessante Studie, die belegt, dass die russischen Deutschen Nachkommen der Schwaben sind, die vor mehr als zwei Jahrhunderten nach Russland umgesiedelt sind. Deshalb haben wir für unserer Vorstellung genau die schwäbische Variante des Karnevals als Grundlage ausgewählt, – erklärt die Organisatorin der Veranstaltung Inna Woloschina.

Der historische Exkurs ist nicht vergebens – in der kleinen Aula, wo an einem frühen Sonntag Morgen die Jungs und Mädels zusammengekommen sind, herrschte Stille. Die Unterstufenschüler, die Älteren Schüler und die Senioren haben aufmerksam der Pädagogin gelauscht, die über ihre Vorfahren erzählte.

– In Wirklichkeit hatten die Frauen drei Sorgen: die Küche, die Kinder und die Kirche. Aber an diesem Tag haben die lieben Damen Freiheiten bekommen. Sie konnten auch herumtollen, – erzählt Inna Woloschina. – Der Lieblingsstreich der Hausfrauen, die die Puppen tanzen ließen: die Krawatte von Unbekannten abschneiden. Und als Wiedergutmachung stand den Männern ein Kuss zu.

Der Dienstag des Karnevals ist dem Kinderfasching gewidmet, ebenso findet die „Vogelhochzeit“ statt. In der Rolle der Vögel stecken die allerjüngsten Teilnehmer des Faschings. Um das Kpostüm vorzubereiten, vergingen für die kleine Sofija Sosina mehrere Abende. Natürlich ist sie nicht ohne die Hilfe ihrer Mutter ausgekommen.

– Wir haben so viel Neues über den Karneval erfahren! Es ist in der Tat sehr aufschlussreich sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene. Im täglichen Trubel vergisst man irgendwie über die Traditionen und Bräuche unserer Vorfahren, und dank solcher Veranstaltungen wird alles verständlich, – berichtet Marija Sosina von ihren Eindrücken.

Der Karneval endete mit der traditionellen Austreibung des Winters, der „davongelaufen“ ist, als er die Teilnehmer des Faschings in Aktjubinsk hörte.

Die müden, aber glücklichen „Karnevalisten“ erwartete ein gedeckter Tisch. Goldbraunes Gebäck – köstliche Kuchen, Kekse, Lebkuchen, Brezeln, Berliner, Blinis und Salzgebäck – haben Begeisterung hervorgerufen. Hier haben die Senioren (Natürlich nicht ohne die Hilfe ihrer Enkel) und die Teilnehmer an der Sonntagsschule zusammen mit den Eltern ihre ganze kulinarische Klasse gezeigt.

– Das ist ein Energieschub, das ist gute Laune, es ist eine zusätzliche Gelegenheit zur Geselligkeit. Wir sind immer mit großer Freude bereit, unsere Erfahrungen, unser kulinarisches Wissen und unsere Rezepte weiterzugeben, die noch von unseren Großmüttern stammen, – merkt mit einem Lächeln Lidija Pawluchina an.

Es ist erstaunlich, aber am Tag nach der Verabschiedung des Winters ist es in Aktobe wärmer geworden. Ob es das Zusammentreffen verschiedener Umstände war, oder die Bewohner der Stadt den Frühling wirklich so sehr vermisst haben, dass ihre Wünsche gehört wurden, in naher Zukunft wird die Kälte auf jeden Fall nicht mehr in unsere Mitte zurückkehren!

Dmitrij Schinkarenko

Übersetzung: Philipp Dippl

Поделиться ссылкой:

x