Wir gemeinsam!

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Farbenspiele, moderne Rhythmen und Kindergelächter… außergewöhnliche Theaterminiaturen und fesselnde Gesänge der Wolgadeutschen wurden den Zuschauern auf der Bühne des Kulturzentrums Max-Taut-Aula in Berlin vorgestellt. Die Gäste wurden auf dem Festival „Wir gemeinsam“, das zum 28. Jahrestag der Wiedervereinigung veranstaltet wurde, herzlich willkommen geheißen.

Unter den in die Hauptstadt der europäischen Kultur eingeladenen Gästen waren unter anderem der deutsche Volksgesangschor „Veilchen“ aus Aktobe (Kasachstan). Die ausdrucksvollen Auftritte der Aktober „Veilchen“ und Stücke in kasachischer Sprache, im Einklang mit den Volkstrachten gewannen einen reichen Applaus.

Mit derselben kasachstanischen Gastfreundlichkeit wurden die Organisatoren dieser Veranstaltung empfangen. Speziell für sie, hatte das Berliner Integrationshaus „Lyra e.V.“ einen Workshop zur Folklore vorbereitet, der von der bekannten Interpretin Elena Gold durchgeführt wurde.

Chorleiter Ravil Gafarov: „Ich kenne Elena schon lange und war umso mehr erfreut darüber, sie hier in Berlin zu treffen. Die Mädchen haben ein neues musikalisches Stück erlernt, und es in verschiedene Stimmen aufgeteilt. Ein großes Dankeschön an den Verein „Lyra“, und insbesondere seinem Vorsitzenden Walter Gauks für dieses Treffen.

Ziemlich beeindruckt war ich von der Organisation des Festivals. Mir gefiel die große Anzahl an verschiedenen Gruppen, die die Vielseitigkeit ihrer Kultur demonstrierten. Auch unsererseits waren wir bemüht, den Reichtum unserer Kultur zu präsentieren. Die Zuschauer empfingen die Auftritte in deutscher und kasachischer Sprache herzlich, das für uns natürlich sehr angenehm war. Uns hob man als Gäste besonders hervor, denn wir konnten unser mitgebrachtes Repertoire in nur zwei Tagen vorstellen, so am ersten Tag – vier Lieder und am zweiten Tag – drei Lieder.

Ebenso erfreut waren wir darüber, dass unter den Kindern und Jugendlichen auch sehr viele Gruppen der älteren Generation auftraten. Sie sangen, tanzten, und das sehr selbstbewusst, keinesfalls schüchtern. Ich wünsche mir, dass auch unsere Gruppen die ältere Generation in die kulturelle Tätigkeit miteinbeziehen. Wir nehmen aus dieser Veranstaltung sehr viel mit. Nicht nur Lieder verschiedenster Genres haben wir gehört und aufgezeichnet, sondern auch die Art und Weise beobachten können, wie die Künstler auftreten. Das ist für uns sehr wichtig.

Aber vor allem interessant ist es zu erfahren, welche Beschäftigungen denn die Deutschen haben, die nach Deutschland ausgewandert sind. Eingliederung der heutigen Generation in die Gesellschaft und Traditionen ist unabsehbar. Wir werden uns bemühen, unseren Kollegen in Kasachstan die Erfahrungen weiterzugeben.“

Auch der letzte Tag war reich an erinnerungsvollen Treffen. Spätaussiedler aus Kasachstan, Kirgistan und Turkmenistan kamen zu den Chorsängern, teilten gemeinsam Erinnerungen von damaligen Geschichten aus Kasachstan. Alle waren dem Auftritt und dem herzlichen Treffen sehr dankbar. Eine große Überraschung war das Treffen mit einem ehemaligen Chormitglied Tatjana Maas, die nun in Deutschland lebt.

Wir erinnern daran, dass im kommenden Jahr „Veilchen“ sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Zur Feierlichkeit soll ein großes Konzert stattfinden, zu dem alle Mitglieder, die je in dem multikulturellen Chor gesungen haben, eingeladen werden sollen. Deutsche, Russen, Tataren, Kasachen … – Alle kann man gar nicht aufzählen. Sie kamen alle auf unterschiedlichstem Wege in den Chor. Jemand kam aus Interesse zur deutschen Folklore, jemandem schlug man bei den Deutsch-Kursen vor, im deutschen Chor zu singen.

Aygerim Gabdrakhmanova: „Ich singe bereits seit vier Jahren im Chor. Ursprünglich ging ich nur zu den Deutschkursen in der Gesellschaft „Wiedergeburt“. Das Interesse zur deutschen Sprache weckte in mir meine Großmutter Gulzhan, die nicht nur die Sprache vollumfänglich beherrschte, sondern auch immer im Alltag gebrauchte. Ich werde nie vergessen, wie sie im Sessel saß und deutsche Volkslieder sang.

Ja und so kam es dazu, dass die Kursleiterin Kseniya Vitalyevna hörte, wie ich ein paar Strophen sang. Sie schlug mir vor zum Vorsingen in den Chor „Veilchen“ zu gehen. Ich muss sagen, das war sehr wertvoll für mich und heute ist „Veilchen“ ein wichtiger Teil meines Lebens. Die Reise nach Deutschland und unser Auftritt in Berlin ermöglichte mir nicht nur meine Vokalfähigkeiten zu präsentieren, sondern auch meine Deutschkenntnisse auf die Probe zu stellen. Ich glaube, dass das eine einzigartige Möglichkeit für alle schöpferischen und kreativen Gruppen der deutschen Ethnie in Kasachstan ist. Es ist die Möglichkeit seiner historischen Heimat ein bisschen näher zu kommen und sich auf seiner Muttersprache zu unterhalten – das ist unvergesslich. Und unser Auftritt und die Erfahrung hier ermöglich es uns, in unseren Stücken neue Akzente zu setzen. Da wir ein deutscher Volksgesangschor sind, ist es gerade für uns umso wichtiger unser Repertoire zu ergänzen und so unseren Namen als Chor zu erhalten.

 Perspektiven in der Zusammenarbeit der Medien in Deutschland und Kasachstan

Auf dem Festival der KULTschule, das bereits viele Jahre veranstaltet wird, und sich mit der Projektförderung zur der Vielfältigkeit und den Nachbarschaftsbeziehungen beschäftigt, fand ein Treffen von Redakteuren aus Deutschland und Kasachstan von russisch- und deutschsprachigen Medienkanälen statt. Unter der Leitung des Vorsitzenden Walter Gauks und den Vertretern von führenden Medienkanälen wurden die Möglichkeiten und Perspektiven für eine Zusammenarbeit und ein Informationsaustusch aktiv besprochen.

Im Rahmen des Treffens wurde die Nachfrage der Print und Onlinemedien festgelegt. Dabei hob man das Problem von kaum interessantem Material und starkem Mangel an kompetenten Autoren hervor, denn sogar der, der „gut schreibt, kann auch noch besser schreiben“.

Der geladene Gast und Experte in der Öffentlichkeits- und Pressearbeit, Dozent der Goethe Universität Horst Martin schlug den Teilnehmern vor, eine Informationsplattform zu erschaffen (eine Art Online-Bildungszentrum), über die es möglich werden soll, zukünftige Journalisten auszubilden. Die Arbeit mit dieser einzigartigen Akademie oder auch Medienlaboratorium, wird so aufgebaut, dass sowohl für Kasachstan als auch für Deutschland ein Nutzen entsteht. Somit wäre es möglich, Online Seminare für die Vertreter im Ausland durchzuführen, ein öffentlicher Zugang zu den Text- und Bildmaterialien (mit deren Übersetzung in die deutsche/ russische Sprache) der Partnerredakteure. Für die Autoren in Kasachstan, die diese Schulung absolvieren, können sowohl Praktikantenaustauschprogramme durchgeführt werden, als auch Veröffentlichungen in den führenden deutschen Medien gemacht werden.

In Zusammenhang mit der starken Nachfrage an professionellen Artikeln im Informationsraum der deutschen Spätaussiedler, wird eine Breitfächerung der Themen vorgeschlagen, indem man für diese Bereiche Fachexperten miteinbezieht (politische Redner, Akteure, Gebildete unter den Spätaussiedler usw.) Besonders in den Mittelpunkt wurden „unscheinbare“ Ereignisse aus dem Leben der Kasachstandeutschen wie in Kasachstan so auch in Deutschland. Denn das ist das lebende Beispiel für das Interesse der Deutschen an ihren Landsleuten im Ausland. Deshalb ist es erforderlich, die jungen angehenden Journalisten, die über solche Ereignisse vor Ort berichten könnten, auszubilden. Das soll eine Grundlage für die Erweiterung der Lesergruppe und die Erhöhung der Abonnentenzahl schaffen, was letztendlich langfristig für eine Lösung der Finanzierungsfrage von diesen Veröffentlichungen sorgt.

Leider können nur wenig Verleger heutzutage mit einem enormen Budget angeben. Die Teilnehmer arbeiteten verschiedene, rentable Möglichkeiten der Ausgabe von Zeitungen und Zeitschriften durch und sprachen auch über eine Anwerbung von Werbetreibenden. Bedauerlicherweise, gibt es weder in Kasachstan, noch in Deutschland einen ausgeprägten Werbe- und Sponsorenmarkt und die Verleger müssen mit ihrem eigenen Budget auskommen. Dadurch, dass dieses Budget jedoch immer geringer wird, geht der Werbetreibender eher in den Verlag, der die größte Lesegruppe für sich gewonnen hat und die größte Abonnentenzahl besitzt. Aus diesem Winkel gesehen, wird die internationale Arbeit eine besondere Rolle für die geographische Erfassung vieler neuer Lesergruppen spielen. Somit wird es für Werbetreibende attraktiver mit diesen Verlegern zusammenzuarbeiten.

Im Laufe der Diskussion wurde mehrmals die Frage erhoben, russischsprachige Medien und Verlage in den deutschen Informationsraum miteinzugliedern. Den Teilnehmern wurde die Aufgabe gestellt, solche Inhalte bereitzustellen, die somit dafür sorgen, dass dieser Austausch als eine Zusammenarbeit der deutsch- und russischsprachigen Medien anerkannt wird. Auf diese Art und Weise wird ein festes Fundament für ihre Integration gelegt.

Zum Abschluss dieses Treffens wurde vereinbart ein sogenanntes Medienlaboratorium mit folgenden Zielen zu schaffen:

  • Koordination der Informationsflüsse
  • Internationale Zusammenarbeit
  • Integration der russischsprachigen Medien in den deutschen Informationsraum
  • Ausbildung angehender Journalisten und Redakteure
  • Durchführung von Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen (Seminare)

Es wurde eine Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Exposés geformt, nach welchem die Rahmenbedingungen für die Verträge über die Zusammenarbeit beschlossen werden. Die Für die Arbeitskoordination und Organisation des Medienlaboratoriums ist die Jugend-LmDR und Lyra e.V.

Wie Heinrich Zertik, öffentlicher Funktionär, der aktiv an der Arbeitsplanung der Informationsplattform teilnahm, anmerkte: „Alleine ist es schwer, aber wenn wir gemeinsam daran arbeiten werden, wird es einfacher sein. Es ist wichtig für jeden einzelnen von uns, offen für eine Zusammenarbeit zu sein, die von Vertrauen und dem Willen zur Problemlösung geprägt sein soll. Ich wünsche uns allen viel Erfolg!“

Veronika Lihobabina

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