Zum internationalen Tag der Familie Zurück Veröffentlicht in Mai 19, 2020Juli 30, 2020 Wir lebten arm, aber in Freundschaft! Am 15. Mai wird auf der ganzen Welt der internationale Tag der Familie gefeiert. Diesen Feiertag schätzen und ehren alle Repräsentanten der Gesellschaftlichen Vereinigung „Wiedergeburt“ der Stadt Ridder, Ostkasachstan. Hier ist man der Meinung, dass die Familie zweifellos einen besonderen Platz im Leben eines jeden Menschen einnimmt. Die Familie ist die beste Universität für zwischenmenschliche Beziehungen, sie formt die intellektuellen und emotionalen Grundlagen der Persönlichkeit. Das Schicksal gestaltete sich für viele Deutsche der alten Generation, die heute in Ridder leben, nicht einfach. Sie haben viele Bewährungsproben durchlebt. Krieg, Deportation, Repressalien. Aber wenn die Menschen zu Beginn durch Liebe verbunden waren, ein wirklich großartiges Gefühl, dann einte das Mühsal des Lebens die liebenden Herzen noch stärker und stärkten ihre Beziehungen und Ehen. Irina Gamaleja, die in Ridder lebt, bewahrt die lebendige Geschichte ihrer Familie sorgfältig, sie ist stolz auf ihre Vorfahren, die Vertreter einer alten Adelsfamilie. Irina Vsevolodovna wurde am 22. August 1923 in dem Örtchen Tojlo (Estland) geboren. Im Jahr 1932 zog sie mit ihrer Familie nach Leningrad, dann in die Stadt Puschkin (ehemals Zarskoje Selo), sie ging bis zur 9. Klasse in die Schule. Am 17. September 1941 kamen die Nazis in die Stadt. Im Februar 1942 wurde Irina zusammen mit ihrer Mutter nach Deutschland gebracht un din ein Lager gesteckt. Nach der Befreiung ging sie zurück in die Heimat. – Da Mama eine Deutsche war, – erläutert Irina Gamaleja, – wurden wir nach Alma-Ata deportiert. Ich habe den Kurs zur Arzthelferin und Laborantin am medizinischen Institut abgeschlossen. Am Krankenhaus Alma-Ata habe ich als leitende Laborantin gearbeitet. Danach bin ich nach Schemonaich im Gebiet Ostkasachstan gezogen. Im Jahr 1951 heiratete ich Georgij Fedorowitsch Miller. Zusammen mit ihm bin ich nach Ridder gezogen (ehemals Leninogorsk). Mein Mann unterrichtete an der Hochschule für Bergbau und Metallurgie, er arbeitete als Ingenieur und stellvertretender leitender Mechaniker des Polymetall-Kombinats Leninogorsk. Nach seinen Entwürfen wurden einige Brücken gebaut. Im Jahr 1951 wurde unsere Tochter Natalja geboren. Bis zum Jahr 1991 habe ich in einer dermatologisch-venerologischen Gesundheitsstelle gearbeitet. Viele Jahre lang war ich die Vorsitzende des Gewerkschaftskomitees der Gesundheitsstelle. Ich wurde mit der Medaille „Veteranin der Arbeit“ ausgezeichnet. Die Tochter arbeitete nach Beendigung der Musikhochschule in Ridder als Klavierlehrerin. Irina Vsevolodovna erinnert sich an ihre wunderbaren Vorfahren und erzählt: – Der Großvater Vladimir Adolfowitsch Klejngold war Agrarwissenschaftler, er arbeitete als Hauptverwalter auf dem Anwesen des Grafen Scheremetjew. Für seine makellose Arbeit wurde ihm der Adelstitel verliehen. Er hatte auch den Titel des Ehrenbürgers inne. Die Großmutter Jekaterina Edmundovna Koch arbeitete ihr ganzes Leben lang als Lehrerin, in den letzten Jahren in Leningrad. Der Großvater starb im Jahr 1936 und die Großmutter im Jahr 1932. Meine Mutter, geborene Elena Vladimirovna Klejngolz (nach der Heirat Gamaleja), wurde im Jahr 1900 geboren. Sie studierte an der Petrograder Universität an der rechtswissenschaftlichen Fakultät, sie arbeitete im Leningrader Funkkomitee. Der Vater Vsevolod Gawrilowitsch Gamaleja wurde im Jahr 1880 in Moskau geboren. Er stammte aus einer alten russischen Adelsfamilie. Er beendete die rechtswissenschaftliche Hochschule und das Konservatorium. Er wurde Pianist. Im Jahr 1924 ging er auf eine kreative Geschäftsreise nach Deutschland und Estland, blieb dort bis 1932. Als er nach Leningrad zurückkehrte, wurde er Mitglied in der Union der Komponisten. Am 17. August 1941 wurde er verhaftet. Er starb in einem Lager in der Nähe von Novosibirsk… Marija Vasiljevna Dik wurde am 8. November 1945 geboren. Sie zählt alle Mitglieder ihrer Famile dem Namen nach auf: der Großvater Davyd Abramowitsch Dik, die Großmutter Jevgenija Osipovna Dik, die Mutter Jelena Davydovna Dik, der Onkel Ivan Davydovitsch. Viktor Davydovitsch, Andrej Davydovitsch, Jakov Davydovytsch. – Wir haben nicht weit weg von Ust-Kamenogorsk gelebt, in dem Dorf Berezovka, – erinnert sich Marija Vasiljevna. – Im Jahr 1938 wurde uns im Zuge der Entkulakisierung die Mühle und die einzige Ernährerin – die Kuh – weggenommen. Deswegen musste die gesamte Familie die heimatliche Erde verlassen. Der Krieg erreichte die Bahnstation Kalpe im Gebiet Alma-Ata, wir kamen in der Stalin-Kolchose unter. Wir lebten unter der strengen Kontrolle der Kommandantur, wir waren zwischen 1941 und 1956 in unserer Bewegung eingeschränkt. In der Kriegszeit starben vier Kinder an Hunger und Krankheit. Es blieben eine Tochter und vier Söhne übrig. Meine Mutter wurde in die Arbeitsarmee gebracht, der Vater arbeitete in einem Sägewerk. Die Großmutter ging zur Bahnstation und verkaufte Sonnenblumenkerne, um davon Brot zu kaufen. Wir lebten sehr arm, aber in Freundschaft – mit Kasachen, Russen, Koreanern, Tschetschenen. Der Großvater war gebildet, er las Bücher auf Deutsch, am Abend sang er Lieder auf Deutsch, die Großmutter strickte Wollsocken für uns. Mein Onkel Ivan Davydovitsch ging im Jahr 1943, kaum 18 Jahre alt, zum Militärdienst und erklärte dort, dass er kein Deutscher sei, sondern Holländer, und bat darum, an die Front geschickt zu werden. Er wurde zum Kämpfen geschickt. Er wurde in den Kämpfen verwundet und kehrte im Jahr 1947 nach Hause zurück. – Meine Vorfahren, – sagt Marija Vasilevna abschließend, – haben ihr hartes Leben in Würde gelebt. Heute ist von ihnen niemand mehr übrig. Aber es leben fünf Cousinen, drei Cousins, 20 Neffen und 35 Großneffen. Einige ließen sich in Russland nieder (Tver, Orenburg), andere in Deutschland oder in Almaty. Wir halten die Verbindung aufrecht, wir telefonieren oft, wir skypen oder besuchen uns gegenseitig. Ich wünsche Ihnen, dass auch in Ihren Familien Friede und gegenseitiges Verständnis herrscht! Dass ihre Lieben immer gesund und stolz auf ihre Herkunft sein mögen! – Die Familie ist das Wichtigste im Leben eines jeden Menschen, – sagt die Vorsitzende der Gesellschaftlichen Vereinigung „Wiedergeburt“ der Stadt Ridder, Ostkasachstan, Ljubow Ignatjewa. – Keine Wertgegenstände oder Reichtümer können sie ersetzen. Am internationalen Tag der Familie möchte ich allen aus ganzem Herzen zum Feiertag gratulieren! Leben Sie in Frieden und Eintracht miteinander! Geben Sie der jüngeren Generation ein gutes Beispiel ab. So dass es in Ihren Häusern immer warm und gemütlich sein möge. Lieben Sie sich gegenseitig und bleiben Sie gesund. Allen Frieden und familiäres Wohlergehen! Andrej Kratenko Übersetzung: Philipp Dippl Поделиться ссылкой: