Iosif Bachmannn: „Wir strebten nach Konsolidierung und Stabilität“

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Iosif Bachmannn trat 1991 der gesellschaftlichen Bewegung der Deutschen „Wiedergeburt“ bei. Durch seine außergewöhnliche Aktivität gewann er schnell den Respekt seiner Landsleute und wurde bereits fünf Jahre später zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft der Südkasachischen Region gewählt.

Heute, nach mehr als 30 Jahren öffentlicher Arbeit, hat Iosif Bachmannn die weise Entscheidung getroffen, in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Unter seiner Leitung ist es der Gesellschaft gelungen, ein Team von Gleichgesinnten zu formen, das sich für die Erhaltung der Muttersprache und nationalen Identität einsetzt, unter der Führung der neuen Vorsitzenden Irina Poljakowa. Das bedeutet, dass die Deutschen der Region ihre Kultur und das reiche Erbe ihrer Vorfahren weiterhin bewahren werden.

„Iosif Bachmannn, wie viele Deutsche lebten in der Region, als Sie die Leitung von „Wiedergeburt“ übernahmen, und was war damals am wichtigsten?“

„Ich trat 1991 als einfaches Mitglied ein und brachte meinen siebenjährigen Sohn in die Sonntagsschule. Es war eine sehr schwierige und verantwortungsvolle Zeit. Damals standen Aufgaben im Vordergrund wie die Erhaltung der nationalen Identität, die Förderung der Sprache, Kultur und Traditionen sowie rechtliche und soziale Unterstützung unserer Landsleute. In der Region lebten damals über 40.000 Deutsche. Wir strebten nach einer Konsolidierung der Kräfte und dem Aufbau einer stabilen Selbstorganisation, die nicht nur Alltags- und Sozialfragen lösen, sondern auch das historische Gedächtnis des Volkes bewahren konnte.“

Mit der Zeit engagierte sich die ganze Familie aktiv in der Arbeit. Meine Frau leitete den Sozialbereich, mein Sohn Ruben durchlief alle Stufen der Kasachischen Deutschen Jugendunion (KDJU) – vom Aktivisten und Leiter des Jugendklubs in Schymkent bis zum Vorsitzenden auf republikanischer Ebene von 2013 bis 2016, gleichzeitig arbeitete er mit der deutschen Zeitung DAZ zusammen. Seine Frau Elisabeth war ebenfalls in der Assoziation der Deutschen „Wiedergeburt“ tätig. Auch heute, obwohl ihre berufliche Tätigkeit weit von der Selbstorganisation entfernt ist, verlieren sie nie den Kontakt und besuchen gerne alle Veranstaltungen der Almaty Deutschen Gesellschaft.

„Was bedeuten diese 30 Jahre für Sie persönlich?“

„Sie wurden zu meinem Lebenswerk. Es war ein Weg des Dienstes an unserer Gemeinschaft, der Kultur und der Bewahrung von Werten, die wir sorgfältig über Generationen weitergaben. Es waren Jahre voller Sinn, Menschen, Geschichten und manchmal Herausforderungen, aber stets mit Hoffnung, Einheit und Glauben an das Gute. Die öffentliche Arbeit lehrte mich, zuzuhören, zu verstehen und zu verbinden. Für mich war dies nicht nur Arbeit, sondern eine innere Mission.“

„Welche wichtigen Errungenschaften der deutschen Selbstorganisation würden Sie besonders hervorheben?“

„Ich würde die Schaffung und Entwicklung der Zweigstellen des Deutschen Kulturzentrums in der Region nennen: in Lenger mit meinen ersten Helferinnen Ekaterina Tswetkowa und Lidia Mechlik, im Dorf Aksukent – Marina Fertikh und Alexandra Utwenko, in Saryagash – Grigory Gabriljan und Isabella Alimbetowa, in Kentau – Jakow Suchan und Swetlana Korotkowa.“

Ebenso wichtig war die Organisation von Deutschsprachkursen für Kinder und Erwachsene. Damals gab es in der Region und in Schymkent 42 Gruppen. Stolz erfüllt uns die Durchführung von jährlichen Kulturfestivals, Generationentreffen, Tagen der deutschen Kultur, die Aufnahme von Kontakten zu Partnerorganisationen in Deutschland und Projekte zur Bewahrung des historischen Gedächtnisses. Doch das wichtigste Ergebnis ist, dass unser Kulturzentrum trotz aller Herausforderungen seine Identität und Einheit bewahren konnte.

Besonders danken möchte ich den Menschen, die viele Jahre an unserer Seite standen: Unsere Veteranen Ljudmila Belousowa und Rosa Petrowna Polyakova, die Mitarbeiterinnen des Zentrums – Elena Martynova, Zeinap Gafarowa, Deutschlehrerinnen – Irina Poljakowa, Dusinkul Mahajanowa, Muslima Arslanowa und Albert Rib. Unsere Jugend – Artur Dreiling, Bogdan Kulakhmetow, Dschafar Zawranchi und viele andere. Liebe Freunde und Mitstreiter, bleibt vereint, bewahrt eure Muttersprache und Traditionen, vermittelt Kindern und Enkeln Respekt vor den Wurzeln und Verantwortung für die Kultur. Möge jeder inneres Licht, Liebe und die Bereitschaft zum Guten bewahren. In der menschlichen Wärme liegt die Stärke und Zukunft unserer Organisation!

Stimmen aus der Gemeinschaft

Alexander Gibner, Präsident der Deutschen Gesellschaft der Region Dschambul:

„Wenn man unsere deutsche Gemeinschaft in Kasachstan als ein Haus sieht, dann ist Iosif Bachmann einer der Eckpfeiler des Fundaments. Der Beginn war schwierig, und es lag eine große Aufgabe auf den Schultern der Gründer. Iosif war von Anfang an mit vollem Einsatz dabei. Seine Ideen dienten stets der Verbesserung unserer Selbstorganisation. Er kämpfte leidenschaftlich für die Interessen der Deutschen in Kasachstan, auch als ihre Zahl in Südkasachstan abnahm und viele Projekte bedroht waren. Er ist ein wahrer Patriot der deutschen Bewegung.“

Olga Litnewskaja, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der Region Pawlodar:

„Viele Jahre gemeinsame Arbeit haben uns verbunden – heiße Debatten, konstruktive Reformen, lange Diskussionen über die Zukunft der Organisation. Wir saßen stundenlang über Dokumenten, arbeiteten bis spät in die Nacht, manchmal bis zum Morgen. Eine Episode, die wir immer noch mit einem Lächeln erinnern: ein Seminar in Pawlodar, als wir im Aufzug steckten – fünf Personen, eng, stickig, ohne Verbindung. Iosif Baumann handelte sofort und mit Entschlossenheit. Er verlässt nie andere in Not.“

Alexander Dumler, Ehrenvorsitzender der Deutschen Gesellschaft der Region Atyrau:

„Ich erinnere mich an sein erstes Auftreten im Deutschen Rat Kasachstans 1996 in Almaty. Schon damals dachte ich: ‚Dieser Mann bleibt lange.‘ Er ist ein echter Süddeutscher, loyal und unermüdlich.“

Iosif Baumann geht nun in den Ruhestand, doch sein Ansatz, seine Hingabe und der Glaube an die Bedeutung jedes einzelnen Bezirks bleiben bestehen. Er ist ein wesentlicher Teil unserer Geschichte.

„Bei ihm muss man nicht lange nach Worten suchen, er ist kommunikativ und ein echter engagierter Aktivist. Dieser Typ wird garantiert lange bleiben.“ So ist es auch gekommen.

Die Teams ganzer Regionen wechselten, und wir hatten immer eine hohe Fluktuation, doch in Schymkent blieb ein echter Süddeutscher am Steuer: Er verabschiedet sich lange, aber er geht nie ganz. Wir haben gemeinsam viel erlebt – Kämpfe, Enttäuschungen, Rückschläge. Über lange Zeit waren wir Stellvertreter des Vorsitzenden der Assoziation der Gesellschaftlichen Vereinigung der Deutschen Kasachstans. Das war keine Leidenschaft, das war unsere Arbeit, unser Schicksal.

Mit „Wiedergeburt“ ist der größte Teil deines bewussten Lebens verbunden. Nun beginnt ein neuer Abschnitt. Ich bin sicher: Mit deinem Charakter wirst du nicht untätig bleiben! Ich wünsche dir Erfolg, Gesundheit und neue Errungenschaften. Den Deutschen in Schymkent wünsche ich Blüte und neue Erfolge!

Olesja Klimenko

Übersetzung: Anton Genza

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