Aleksandr Werwekin: „Die Arbeit mit der Jugend hat Priorität“

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Aleksandr Werkwekin ist eine ziemlich bekannte Medienpersönlichkeit: er ist Schriftsteller, Journalist, Gründer und Direktor der OO „Haus der Geografie Pawlodar (PawGeo), er leistete einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Regionalgesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ in Pawlodar, unter anderem als Lehrer und Vorsitzender des Jugendklubs „Lenz“.

Über das Reisen könnte Aleksandr stundenlang sprechen. Als Kind verschlang er die Bücher von James Fenimore Cooper, Jules Verne, Jack London und Mayne Reid, er träumte von Abenteuern und großen geografischen Entdeckungen. Und als Erwachsener versucht er, seine Träume wahr werden zu lassen.

– Aleksandr, ist es wirklich gerade die Abenteuerliteratur, die in ihnen die Leidenschaft zur Geografie und zum Reisen entfachte?

– Es waren natürlich nicht nur die Bücher über Piraten und Indianer. Im Sommer nach der achten Klasse fuhr ich mit meiner Mutter mit dem Bus nach Deutschland. Aus dem Fenster heraus beobachtete ich, wie sich die Menschen, die Natur, die Städte, die Länder und die Zeitzonen veränderten.In relativ kurzer Zeit durchquerten wir nicht wenige Staaten, wir waren einen Monat lang in Europa. Die Reise hat mich total geschockt. Nach meiner Rückkehr nach Pawlodar habe ich meine Eindrücke auf Papier niedergeschrieben – ich habe drei dicke Hefte vollgeschrieben…

– Demnach war also diese Reise eine Art Anstoß?

– Ja, der Drang zum Reisen hat zugenommen, ich wollte sogar Reisejournalist werden. Als ich wieder einmal den Roman von Jules Verne „Die geheimnisvolle Insel“ in die Hand nahm, hatte ich einen kritischen Artikel im Hinterkopf. Darin hieß es, dass Jules Verne davon träumte, 100 Werke zu verschiedenen Ländern zu schreiben, aber er hat lediglich 57 geschrieben. Dazu hat er bei weitem nicht alle Orte besucht, die er in seinen Büchern beschrieben hat. Wie löste er diese Situation? Er sammelte in mühevoller Arbeit Informationen, die er aus verschiedenen populärwissenschaftlichen Magazinen zog, und schrieb sie auf speziellen Karten auf, von denen sich schließlich sehr viele ansammelten. Mir kam diese Idee interessant vor, und im Laufe der Zeit wuchs meine Sammlung zum Haus der Geografie zusammen. In 12 Jahren haben sich 200 Ordner mit Informationen über 187 Staaten, Ozeanen, Teilen der Welt und über vieles mehr zusammengesammelt. Und ungefähr 900 Bücher über Geografie und das Reisen.

– Sie sind auch von Archäologie begeistert. In der Jugend scheint dieser Beruf gern etwas Magisches und Überirdisches an sich zu haben, aber später nimmt man die rosarote Sonnenbrille ab und man findet sich selbst mit einer Bürste und einer Schaufel in der Hand wieder, überall Staub und Dreck, die sengende Sonne brennt auf dem Kopf, oder Kälte, Regen und Matsch spritzt ins Gesicht. Ist die Atmosphäre im Feld für einen echten Fährtenfinder wichtig?

– Wenn man seinen Beruf liebt, wird man ihn mit all dem Staub und der sonstigen „Romantik“ akzeptieren. Man wird den Regen, den Schnee und den Matsch lieben, weil man das schlechte Wetter und alle Belastungsproben aushalten wird, um schließlich beispielsweise den Stoßzahn eines Mammuts zu entdecken. Das beflügelt nicht nur die Willenskraft, sondern auch ein Gefühl, an der Urzeit teilzuhaben, aber auch die Befriedigung mit dem Endergebnis.

– Teilt Ihre Familie die Liebe zu Entdeckungen mit Ihnen?

– Auf jeden Fall. Sie teilt sie und unterstützt mich. Darüber hinaus ist meine Frau Mitglied des Hauses der Geografie. Mein Sohn ist allerdings noch keine vier Jahre alt, daher kann ich nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob er meine Expeditionen oder nächtlichen Wachen am Computer, wenn ich Artikel oder Bücher schreibe, gutheißt. Das wichtigste ist doch, dass er mich liebt, und ich liebe ihn auch.

– Sie sind eng mit der Regionalgesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ Pawlodar verbunden. Und eine der priorisierten Aufgaben der Selbstorganisation der Deutschen ist heute, junge Menschen anzuziehen. Was könnte Ihrer Meinung nach dazu beitragen?

– Das ist ein Problem der nationalen Identität und der modernen Gegebenheiten. Es ist notwendig, dass in den Familien von Beginn an die Betonung auf der Genealogie und der Herkunft liegt. Man ist zwangsläufig Deutscher, wenn man bereits als solcher geboren wurde.

Und wenn man dem Blut nach Deutscher ist, sollte man die deutsche Bewegung unterstützen. Wenn in den Familien damit begonnen wird, eine ehrfürchtige Haltung zum eigenen Stammbaum und zur nationalen Kultur anzuerziehen, welche wesentliche Bestandteile eines jeden, in seiner Seele und in seinem Herzen sind, dann gäbe es viele Probleme nicht. Die Jungs und Mädels werden sich selbst von der deutschen Bewegung angezogen fühlen, der Wunsch und der Drang wird von selbst entstehen.

– Also muss in der Familie angefangen werden?

– Auf jeden Fall. Zum Beispiel sind in der Gesellschaft der Deutschen Pawlodar auch Aktivisten anderer Nationalitäten. Seiner Zeit hat Anara Smagulowa, ein sehr gebildetes Mädchen, welches fabelhaft Deutsch spricht, eine aktive Position im Jugendklub eingenommen. Sie stammt aus einer wundervollen Familie, die alle Vorhaben von Anara unterstützt hat und ihr die Liebe zu den Kulturen verschiedener Völker eingeimpft hat. Aber neben dem Einfluss der Familie ist auch die Schaffung deutscher Zirkel in den Schulen notwendig. Dort lernen die Kinder, und dann strömen sie harmonisch in die deutschen Jugendklubs. Darunter ist auch „Lenz“ aus Pawlodar, in welchem ein faszinierendes Leben herrscht und es praktisch alles für die Entwicklung der Jugend gibt.

– Vor nicht allzu langer Zeit erschienen zwei Ihrer Bücher: „Berliner Journalistenpraktikum“ und „Von Luxemburg nach Taschkent: Reisen und Treffen“. Worum geht es darin?

– Das erste Buch handelt von meinem dreimonatigen Praktikum in Berlin, welches ich dank dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Freien Universität Berlin durchführen konnte. Das Praktikum beinhaltete auch die Unterkunft im Studentendorf, die Teilnahme an spannenden Vorlesungen eine fünftägige Reise durch Deutschland und die Praxiserfahrung in deutschen Medien. Ich war Praktikant bei der Berliner „Tageszeitung“ und wurde dort sehr gut aufgenommen. Und das zweite Buch widmet sich meinen Reisen. Es vereint Materialien verschiedener Genres, hauptsächlich Reisenotizen, Zeichnungen, sowie Fragmente von Interviews und Reportagen. Es sind Veröffentlichungen aus verschiedenen Jahren, welche die Städte und Länder Europas und Asiens, die ich besucht habe, reflektieren.

– Auf wen geht die Idee zurück, die größte geografische Bibliothek in Pawlodar zu schaffen? Wie sehen sie dieses Projekt in Zukunft und haben Sie vor, die Bibliothek zu digitalisieren?

– Die Idee stammt von mir, aber ich möchte sie keineswegs nur für mich alleine behalten. Seit dem dritten Dezember 2013, dem offiziellen Datum der Eröffnung der OO „Haus der Geographie Pawlodar“ gehört dank der gemeinsamen Anstrengungen unseres Teams alles, was vorhanden ist, PawGeo. Ich glaube fest daran, dass mit der Zeit die Gesellschaftliche Geographische Bibliothek in Pawlodar die größte der Welt sein wird. Sie zu digitalisieren ist bislang nicht unser Plan, da dies gleichwohl ein enormer Zeitaufwand ist. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden wir das in Angriff nehmen.

– Ihr Namensvetter und „Mitstreiter“ Alexander von Humboldt, deutscher Wissenschaflter, Enzyklopädist und Reisender behauptete: „Die Natur offenbart ihre Geheimnisse und ihre Schönheit nur denen, die fähig sind, sie zu verstehen“. Was denken Sie darüber?

– Er hatte Recht. Die Natur muss wie die eigenen Wurzeln verstanden und geschützt werden. Hierin liegt die Entdeckung des großartigen spirituellen Sinns des Lebens auf Erden.

– Aleksandr, es war angenehm, sich mit Ihnen zu unterhalten. Viel Erfolg Ihnen weiterhin!

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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