Bashmachnoje. Das Dorf und die Deutschen

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Wie die Nachkommen der deportierten Deutschen in einem alten, internationalen Dorf im Norden Kasachstans leben.

Das Dorf Baschmachnoje, das vier Stunden von der russischen Grenze entfernt in der Steppe des Bezirks Zhelezinsky in der Region Pawlodar liegt, ist mehr als zweihundert Jahre alt. Es entstand im Jahr 1800 als befestigter Punkt am Ufer des Irtysch-Flusses. Einst hatte das Dorf einen recht originellen Namen – „Sabegalowka“. Wie die Einheimischen erklären, kamen Reisende, die von Omsk nach Pawlodar und umgekehrt reisten, in das Dorf, um eine Rast einzulegen.

„Woher der ungewöhnliche Name unseres Dorfes stammt, darüber gibt es keine genauen Informationen. Es gibt jedoch eine Version, dass das Dorf zu Ehren des nahe gelegenen Sees benannt wurde, der angeblich entfernt einem Schuh ähnelt“, sagt Eleonora Viktorowna Rotermel, eine Bewohnerin des Dorfes Bashmachnoje und Leiterin des Bastelkreises der „Wiedergeburt“-Gesellschaft in Pawlodar. „Obwohl ich persönlich keine Gemeinsamkeiten zwischen der Form unseres Sees und der Form eines Schuhs finde. Der Teich sieht eher aus wie eine Schleife… Es gibt noch eine andere Vermutung: Es heißt, dass es früher im Dorf eine Gerberei gab, in der Schuhe hergestellt wurden.“

Nach offiziellen Angaben machen die Deutschstämmigen 5,89 % der Gesamtbevölkerung des Bezirks Zhelezinsky der Region Pawlodar aus. Das kulturelle Zentrum des Dorfes Baschmachnoje ist das Haus der Kultur und eine große Bibliothek, die Bücher in deutscher Sprache hat. Eine der Straßen des Dorfes ist nach Ernst Telman, dem Vorsitzenden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands (1925-1933), benannt.

„Es lebten immer viele Deutsche hier. An Anfang hieß das Dorf ‚Kopai‘ – es war eine Art deutsche Region. Alle Deutschen lebten hauptsächlich dort. Nach den Informationen aus dem Buch ‚Zhelezinsky Krai‘ (Verfasser: Boltina W.D. und Shewelewa L.W., 2010) wurde die Bevölkerung von Bashmachnoje Ende 1941 mit Deutschen aus der Wolga-Region und anderen Regionen der UdSSR aufgefüllt. Nach dem Krieg war es den Deutschen lange Zeit nicht erlaubt, den Bezirk zu verlassen. In den erhaltenen Archivdokumenten gibt es eine Aufzeichnung, in der sich der Direktor des Cherwono-Ukrainischen MTS – so hieß das Dorf unter der UdSSR – an den Leiter des Organs des Innenministeriums Urljutjubskij mit der Bitte wandte, die Erlaubnis an den Fahrer des ZIS-150 Tankwagens P.A. Eberle zu erteilen, die Regionen Pawlodar und Omsk zu verlassen“, fügt Eleonora Rotermel hinzu. „Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts gab es in unserem Dorf die erste Radiostation und 1957 eine Telefonzentrale. Etwa zur gleichen Zeit wurde nach und nach Elektrizität installiert, eine Schule, ein Krankenhaus, ein Kindergarten und ein Kulturzentrum wurden in der UdSSR gebaut, und es wurden Wohnblocks errichtet….“

Laut Lidia Ottowna Kamkowa, der Leiterin der Zweigstelle des Deutschen Begegnungszentrums im Dorf Zhelezinka in der Region Pawlodar, gibt es im Dorf Baschmachnoje drei deutsche Kurse: kreatives „Basteln“ – für Kinder und Jugendliche, Folklore und Tanz „Wiedergeburt“, sowie mit historischer Ausrichtung – für Menschen mittleren Alters und ältere Frau. Für die Deutschstämmigen des Dorfes werden regelmäßig Veranstaltungen zu verschiedenen wichtigen Terminen organisiert, darunter deutsche Nationalfeiertage, Schulungen und Kurse, Konzerte, Wettbewerbe, Versammlungen und Teetrinken.

Marina Angaldt

Übersetzung: Annabel Rosin

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