Arwed Ljutz Arwed Ewgenjewitsch Ljutz ist Kandidat der Chemiewissenschaften, Spezialist für Massenspektrometrie, Übersetzer, Sammler und Hüter der Geschichte der deutschen Aussiedler. Die ersten Vertreter der Familie Ljutz gingen schon im 19. Jahrhundert aus Deutschland nach Russland und ein weiter Weg führte sie nach Osten, bevor sie in der Gegend Zaporozhe in der Ukraine sesshaft wurden, in der Folgezeit kamen einige von ihnen nach Kasachstan. Im Jahr 1938 wurde Eugen Ljutz, der Vater von Arwed, Deutschlehrer für Aspiranten der NII Tabak, aufgrund von falscher Denunziation verhaftet. Noch im gleichen Jahr wurde er erschossen. Der kleine Arwed wurde zusammen mit seiner Mutter, der Schwester Gelga und anderen deutschen Siedlern ganz am Anfang des Krieges nach Kasachstan geschickt. Arwed wurde auf die Schulbank im Dorf Budenkowka im Gebiet Dschambul gesetzt, ohne überhaupt das Alphabet zu können, und er schloss als Bester ab. Schon mit 14 gehört er zu den Studenten der pädagogischen Hochschule Dschambul, am Abend ging er in die Abendschule, um die gesamte mittlere Reife zu erlangen, die für die Aufnahme auf die Hochschule erforderlich war. Arwed studierte Trigonometrie, Astronomie und Physik. Das Resultart war das rote Diplom und die Goldmedaille. Im Jahr 1954 gab Arwed seine Dokumente an das kasachische pädagogische Institut und schrieb sich an der physikalisch-mathematischen Fakultät ein. Arwed Ljutz widmete nicht wenig Zeit dem Studium der Lebensart der Landsmänner, welche sich auf Boden fern der Heimat niederließen Er ist aktives Mitglied der wissenschaftlichen Vereinigung der Deutschen Kasachstans. Arwed Ewgenjewitsch, den seine Rationalität charakterisiert, errichtete eine private Bibliothek auf deutscher Sprache, von welcher er einen erheblichen Teil der Deutsch-Kasachischen Universität schenkte: Bücher sollen gelesen werden. Aber das wichtigste in seinem Leben blieb die Wissenschaft. Jene, mit der er sich 37 Jahre seines Lebens beschäftigt hat. Nach zwei erfolglosen Versuchen, sich für die Aspirantur an der KazGU einzuschreiben, ging Arwed Ewgenjewitsch im Jahr 1961 vom Physiklabor der KazPI, wo er zwei Jahre lang arbeitete, zum Labor der molekularen Spektroskopie des Instituts für Chemiewissenschaften der Akademie der Wissenschaften der Kasachischen SSR. Dort war er ein Teil der interessantesten Experimente, wichtiger Entdeckungen und der Reformierung physikalischer Methoden der Forschung unter der Leitung des Doktors der Chemiewissenschaften Oleg Wasiljewitsch Agaschkin. Als einen seiner letzten Erfolge in seinem Beruf zählt Arwed Ljutz die Arbeit an dem Projekt „Die Kontrolle über die Zerstörung ballistischer Raketen und unterirdischer Starteinrichtungen“, welches im Jahr 1998 im Rahmen des Programms zur atomaren Abrüstung Kasachstans realisiert wurde. Die in diesen Maßstäben grandiose Aufgabe erforderte besondere Hingabe. Es war eine wundervolle Station für den Forscher und Wissenschaftler. Aber man kann Arwed Ewgenjewitsch wirklich nicht einen typischen Rentner nennen. „Nicht mehr im Arbeitsleben“, führt er seine Arbeit fort: er übersetzt aus dem Deutschen und Englischen die technische Dokumentation für ein Patentamt, er studiert weiterhin die Geschichte der deutschen Aussiedler, er gibt Deutschunterricht. Aus dem Gewöhnlichen eines ungewöhnlichen Lebens: Seine Ehefrau ist Doktor der Chemiewissenschaften, die er bereits im Chemieinstitut kennenlernte, er hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Übersetzung: Philipp Dippl