Ein in seinen Taten glorreicher Mensch

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Die Frisins aus Chromtau (ungefähr 90 Kilometer von Aktobe entfernt) kennt Jung und Alt. Und wie kann man sie nicht kennen wenn die Haustüre bei ihnen Gästen immer offen steht. Jedem, über die Türschwelle schreitet, wird duftender Tee und Käsekuchen gereicht, und noch dazu beschenkt mit einer Portion Lebensmut und guter Laune.

In Enge, aber nicht gekränkt

Die Ahnen der Dynastie von Iwan Iwanowitsch Frisin und Lidija Gotlibowna Schtango wurden im Jahr 1941 während der Repressionen aus der Ukraine vertrieben. Sie trafen sich in Kasachstan.

– Ich habe hier zuerst als Viehbauer in einer Kolchose in Kyzylkaim gearbeitet. In dieser Zeit war es sehr schwer, an vielem hat es gefehlt. Aber wir waren glücklich. Es gab echte Freundschaft, die Menschen haben sich in allem gegenseitig unterstützt. Dank der gemeinsamen Arbeit konnten wir überleben. Ich erinnere mich, dass sie uns bei einer kasachischen Großmutter einquartierten. Genau dort haben wir kasachisch gelernt. Meine zukünftige Frau habe ich im Jahre 1950 kennengelernt. Es lebte sich schwer, weshalb wir keine Hochzeit gefeiert haben. Es war einfach niemandem nach feiern zumute: wir hatten kein Essen, wir hatten kein Geld, – erzählte der alte Frisin vor einigen Jahren.

Die Eheleute, die acht Kinder aufzogen, haben sich nie über ihr Schicksal beschwert, sondern wiederholten, dass es besser ist, sich durch Taten zu beweisen, damit man dem Leben auf Erden würdig ist. Die tatkräftigen und fleißigen Frisins scheuten nicht die Arbeit und haben das Land sehr geliebt. Noch im Alter züchteten sie Vögel und pflanzten einen Gemüsegarten an.

– Ich verstehe die nicht, die weggehen. Hier lässt es sich gut leben, es gibt alles, man muss sich nur anstrengen. Und die, die gehen, vermissen hinterher ihre Heimat, – sagte Iwan Frisin.

Vor einigen Jahren ging der Stammesvater und im letzten Jahr verließ uns auch Lidija Gotlibowna…

Die Arbeit respektieren und die Traditionen achten

Die Kinder und Enkel der Fisins arbeiten schon seit vielen Jahren im Donsker Bergbaukombinat. Wie sich herausstellte, dass die große Familie alles zusammengerechnet dem Kombinat  fast 450 Jahre geopfert hat. Die Frisins stehen hier gut da, alle wissen, dass sie niemanden im Stich lassen.

Jetzt ist Wiktor, der Sohn von Iwan und Lidija, der Familienälteste. Seine Frau Irina ist eine wahre Meisterin im Organisieren von Feierlichkeiten, und außerdem eine Kennerin des Familienstammbaumes und der Familiengeschichte.  Sie ist der Nationalität nach Ukrainerin, aus der Familie von Anatolij und Jekaterina Gnip aus Chromtau. Sie heiratete, und konnte sich nicht vorstellen, dass in einer deutschen Familie alle in fließendem Kasachisch reden. Zuerst war das schwer, aber dann gewöhnte sie sich daran.

Aber auch ihre Muttersprache haben sie nicht vergessen. Es kommt vor, dass sie thematische Abende veranstalten, die den Vorfahren gewidmet sind.

Unsere wichtigste Lebensregel: gewissenhaft und mit voller Hingabe arbeiten.

Bis zum Jahr 1988 arbeitete Irina in dem Kombinat und ging dann aufgrund ihres Gesundheitszustandes in den Ruhestand. Jetzt passt sie auf die Enkel auf, näht und betreibt Perlenstickerei.

– Ich weiß nicht, woher ich das habe. In irgendeinem Moment hat es mich zu dieser Kunstform hingezogen, habe schrittweise alle Feinheiten verstanden. Wissen Sie, das ist nicht nur gut für die Motorik der Hände, sondern beruhigt ganz allgemein. Im Moment habe ich viele Arbeiten mit religiösen Themen, ich liebe auch die Natur, – sagt die Meisterin.

Wiktor Iwanowitsch hat noch zwei Monate bis zur Rente. Er liebt seine Arbeit, könnte Stunden von ihr erzählen. Seine Hobbys sind angeln und sein Obstgarten. Hier ruht der alte Frisin die Seele und den Körper aus.

– Genauso wie die Eltern hauen auch wir nicht nach Deutschland ab. Wir vergessen unsere historische Heimat nicht, erinnern uns an die Sprache, halten uns an die Bräuche und Traditionen, aber jetzt alles hinwerfen und weggehen, das ist nichts für uns. Kommt doch besser zu uns – euch wird duftender Tee und Käsekuchen gereicht, ihr werdet zu Essen bekommen und obendrein auch noch mit guter Laune beschenkt. Das ist all die Jahre erprobt worden, – spricht Wiktor mit einem Lächeln.

Dmitrij Schinkarenko

Übersetzung: Philipp Dippl

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