Glauben und Vertrauen finden, wiederaufleben

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Das Wort „Wiedergeburt“ wurde zum Symbol für die sowjetischen Deutschen, welches die Wiedergeburt sowohl der deutschen Autonomie als auch der Ethnie selbst betrifft. Aus den Erinnerungen des berühmten Schriftstellers, Literaturkritikers und Übersetzers Gerold Berger: „Das ungereimte Schicksal der Deutschen der UdSSR, an welchem sie selbst keine Schuld hatten, das Verhängnis – kein abstraktes, sondern konkretes in Person der Lenker des Schicksals, der überheblichen Führer, unmenschlicher Erlasse, unsinniger Ideologien, stumpfsinniger Politik und wilder Stereotype (all dies ist vereint unter dem schwammigen Begriff der „ausgeprägten Realien“) haben jenen, den Deutschen, die Seelen verstümmelt, einen abstoßenden Stempel aufgedrückt, ihnen unsympathische Korrekturen in ihrer Psyche, in ihren Verhaltensweisen, in ihren Beziehungen eingebracht. Was zu sagen bleibt: Unglück ist eine schlechte Schule…

Jahrzehntelang in den Menschenrechten eingeschränkt stand man unter dem Joch der Kommandantur, durchlebte die Leidenswege des Geächteten und wurde doch nicht durchgelassen zu den öffentlich-administrativen Rechtsinstitutionen des Staates, man ist daran gewöhnt, dass man alles für ihn entschied… Inzwischen ist es an der Zeit, sein Schicksal auf die eigenen Schultern zu nehmen, Willen und Energie zu offenbaren, beharrlich das Eigene zu verfolgen…

Es ist viel aufzuholen. Vor allem, um die verfluchte Schüchternheit zu überwinden, den Minderwertigkeitskomplex zu beseitigen, von der lange und hartnäckig die halb tote Seele durchsetzt war. Kurz gesagt, die Wiedergeburt steht bevor. Darin liegt der ganze Kern. Nur darin findet sich die nationale Errettung: Der Nation neues Leben und neue Kräfte einhauchen, das Verlorene Krümel für Krümel aufsammeln, die Seele aufmuntern, Glaube und Vertrauen gewinnen – wiedergeboren werden“.

Nach Moskau brechen Delegationen der sowjetischen Deutschen auf, mit Appellen der Wiederherstellung der Gerechtigkeit in den Beziehungen des deutschen Volkes, und insbesondere der Wiedergeburt der Autonomie der Wolgadeutschen. Die Probleme der sowjetischen Deutschen werden auf dem Juniplenum des ZK der KPdSU im Jahr 1989 erörtert. Und für die Unterstützung der Regierung der UdSSR in der Wiederherstellung der Autonomen Sowjetrepublik der sowjetischen Deutschen wurde ein Koordinationszentrum gebildet, zu dessen Vorsitzenden Genrich Grout gewählt wurde. In allen Ecken der Sowjetunion beginnt Aufklärungsarbeit über die Geschichte und Kultur der Deutschen. Alle diese Schritte führten systematisch zur Bildung der Allunionsgesellschaft der sowjetischen Deutschen (VOSN) „Wiedergeburt“, was auf der vergangenen konstituierten Konferenz in Moskau vom 29. bis zum 31. März 1989 angekündigt wurde. Auf der Sitzung waren 105 Delegierte anwesend, welche die Interessen von über zwei Millionen sowjetischer Deutscher vertreten, für die Wiederherstellung der Autonomen Republik der Wolgadeutschen und den Erhalt und die Entwicklung der nationalen Kultur und der Sprache eintreten.

Auf der Konferenz wurde das höchste Führungsorgan der VOSN „Wiedergeburt“ gewählt (Koordinationsrat), welches sich aus 33 Personen zusammensetzt. Kasachstan vertraten in Moskau Delegierte aus Alma-Ata und aus den Gebieten Zelinograd, Karaganda, Pawlodar, Semipalatinsk und Kustanaj. Nicht wenige von ihnen wurden in den Koordinationsrat gewählt, insbesondere der stellvertretende Direktor des Deutschen Dramatischen Theaters Jakob Fischer, der bekannte Schriftsteller und Kritiker Gerold Berger und der legendäre Nationaltrainer der UdSSR im Rasenhockey Eduard Airich. Genrich Grout hat sie auf seiner Reise nach Alma-Ata im Jahr 1988 im Vorfeld der 4. Delegation der sowjetischen Deutschen kennengelernt. Die Treffen fanden in den Redaktionsräumen der deutschen Zeitung „Freundschaft“ (heute „Deutsche Allgemeine Zeitung“) statt, welche in dieser Zeit von Konstantin Erlich geleitet wurde, der große Autorität unter den sowjetischen Deutschen besaß.

Übersetzung: Philipp Dippl

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