«Ich verzehle Teitsch»

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Wenn schon nicht wiederbeleben, dann zumindest nicht vergessen, festhalten, aufschreiben, in die Archive aufnehmen, erhalten…

„Ich verzehle Teitsch“ – so heißt das Projekt zur Erhaltung der Dialekte der Deutschen in Kasachstan. Laut Nadezhda Stepanowa, der Kuratorin und Methodistin der Deutschkurse der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar, ist das Ziel des Projektes, die verschwindenden Dialekte als Teil des ethnokulturellen Erbes der Deutschen Kasachstans zu sammeln.

So lebten beispielsweise noch im letzten Jahrhundert Mennoniten, Träger des niederdeutschen Dialekts, auf dem Territorium des Gebietes Pawlodar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden in der Nähe von Pawlodar fünfzehn mennonitische Siedlungen. Die allererste von ihnen war der Hof von Kornis, der 1900-1901 gegründet wurde. Und um 1904 existierte dort bereits das monokonfessionelle Dorf Rebrowka, dessen Einwohnerzahl im Jahr 1912 bereits fast 250 Menschen zählte.

– Das Projekt „Ich verzehle Teitsch“ ist auf die Bewahrung des sprachlichen und kulturellen Erbes der Deutschen Kasachstans ausgerichtet. Das im Rahmen des Projekts zusammengetragene Material wird es ermöglichen, die dialektische Situation in Kasachstan zu analysieren und gibt Gelegenheit zum weiteren Studium der deutschen Sprache und dem Kennenlernen der Dialekte, insbesondere für die jüngere Generation, – mekrt Nadezhda Stepanowa an, – Dies bedeutet, dass die direkten Aufgaben des Projekts darin bestehen, diejenigen Vertreter der deutschen Volksgruppe, die Dialekt sprechen, zu identifizieren, sowie Interviews mit Befragten aufzuzeichnen.

Олег Александров
Oleg Aleksandrow

Einer der wichtigsten Kuratoren des Projekts ist Oleg Aleksandrow, Linguist, Kandidat der philosophischen Wissenschaften und Dozent an der polytechnischen Universität Tomsk. Die Bereiche seiner wissenschaftlichen Aktivitäten umfassen die inländische deutsche Dialektologie, die „naive“ Linguistik und die Wahrnehmungsdialektologie.

– Die Deutschen Kasachstans sprechen heute in den unterschiedlichsten Weltsprachen. Das ist Russisch, zeitgenössische deutsche Hochsprache, Englisch, die Sprachen der Völker der ehemaligen Sowjetrepubliken usw. Die für die Deutschen Kasachstans ureigenen Sprachformen jedoch sind die deutschen Dialekte, die vor mehr als 250 Jahren zusammen mit den ersten Kolonisten in Russland „angekommen“ sind. Und im Endergebnis haben sich diese durch ihre isolierte Entwicklung zu einzigartigen Sprachgebilden entwickelt, die sich von der deutschen Literatursprache unterscheiden und nicht mit den deutschen Dialekten identisch sind, die von den Bewohnern des modernen Deutschlands und Österreichs gesprochen werden, – sagt der Kurator und Methodist der Deutschkurse der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar. – Leider gibt es bei den Selbstorganisationen keine Daten darüber, wie viele Personen aller Deutscher Kasachstans eine ursprüngliche Sprachausbildung besitzen. Offensichtlich ist lediglich, dass die Zahl der Sprecher deutscher Dialekte von Tag zu Tag kleiner wird, denn dies sind hauptsächlich Menschen in hohem und greisem Alter.

Es ist bekannt, dass die Deutschen Kasachstans solche Dialekte der deutschen Sprache wie Bayrisch, Pfälzisch, Schwäbisch, Hessisch, Südfränkisch und Niederdeutsch beherrschen. Letzteres wird ebenfalls Plattdeutsch (Plautdietsch) genannt. Dies ist die Muttersprache von Nikolaj Danilowitsch Herzen aus dem Dorf Olgino im Uspensker Kreis, Gebiet Pawlodar. Seine Vorfahren, deutsche Mennoniten aus den Tawritschesker und Ekaterinoslawer Gouvernements, waren die Gründer des Dorfes Halbstadt. Später wurde diese unweit von Olgino gelegene Siedlung in Nataschino umbenannt, und im Jahr 2001 aufgelöst.

Die Großväter und Urgroßväter von Nikolaj Danilowitsch waren für ihre Schmiede- und Zimmermannskunst nicht nur im gesamten Bezirk, sondern noch viel weiter bekannt. In den Jahren der Revolution beispielsweise stellten die Herzens Karren, Schulbänke, Eimer, Tröge und andere Utensilien in staatlichem Auftrag her. So gelang es der wohlhabenden Familie, Repressionen und Enteignung zu entgehen.

– Im Rahmen des Projekts ist es geplant, diejenigen Familien oder einzelnen Vertreter der deutschen Volksgruppe Kasachstans ausfindig zu machen, die einen Dialekt beherrschen, und Interviews mit ihnen aufzunehmen. Anschließend wird auf landesweiter Ebene ein offenes, elektronisches Archiv der Sprache der Deutschen Kasachstans geschaffen. Dies wird eine in ihrer Art einzigartige Online-Ressource sein, die jedem Zugang zu einem systematisierten Katalog von Audio- und Videoaufzeichnungen der Dialektsprache der Deutschen Kasachstans bietet. Dieses Projekt wird ein „lebendes“ Archiv sein, das heißt, eines der klingenden Rede. Es ist dazu berufen, die Kultur der Deutschen zu popularisieren und gleichzeitig eine einzigartige materielle Grundlage zu ihrem Studium zu schaffen, – schließt Nadezhda Stepanowa.

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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