Ivan Sharf: „Lernt die Lebensqualität zu machen. Für die Menschen“

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Im Bezirkszentrum Akmol Zelinogradskij wurde feierlich das Denkmal zu Ehren des sozialistischen Arbeitshelden und dem Hauptgeschäftsführer „Akmola-Feniks“ AG, Ivan Sharf, eingeweiht. Skulptur Autor – Mitglied der Künstlervereinigung Kasachstans Tleuberdy Binashev.

Genrich Braun

37 Jahre leitete Ivan Ivanovic den landesweit bekannten Produktionsverbund. Bis vor kurzem war es noch ein regelrechter Rekord in der Geschichte der Geschäfts-führer des Zelinogradskij Bezirks. Doch das Besondere liegt nicht nur in dieser Errungenschaft, sondern im Weg dieses außergewöhnlichen Menschen – vom Lehrer einer Landschule bis zum Geschäftsführer eines Sowjetunternehmens (zu Zeiten UdSSR). Wie viele andere Sowjetdeutsche erlitt Ivan Sharf sehr viel Leid. Darunter die Tatsache, dass Ivan sehr früh seine Eltern verlor und Waisenkind wurde, die späten Folgen der Repression, eine schwere Jugend, und das Erlangen nach einer Steigerung der eigenen Persönlichkeit. Und es gelang ihm, und wie! Sozialistischer Arbeitsheld und Träger von zwei Lenin-Orden und zwei Orden der Oktoberrevolution. Dreifach – und das ist übrigens auch einmalig in der Geschichte der Gesetzgebung der Republik – gewähltes Mitglied des Präsidiums des Obersten Sowjets in Kasachstan. Und was man nicht alles über die Sowjetvergangenheit behaupten mag, die Stufen zur gesellschaftlichen Anerkennung zu durchlaufen war alles andere als einfach.

Und nicht zufällig erwähnte die Sprecherin, während der Eröffnung des Denkmals zu Ehren Sharfs: Selten ist es der Fall, dass alle eingeladenen Gäste, auch tatsächlich anwesend sind. Stellvertretender Vorsitzender des kasachischen Parlaments Vladimir Bozhko, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan Tilo Klinner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“, Geschäftsführer der gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“ Dmitriy Redler, Vorsitzender der regionalen Gesellschaft Astana und der Region Akmolinsk Igor Berg, Bürgermeister des Zelinogradskiy Bezirks Malgazhdar Tatkeev, Kollegen und Gleichgesinnte – alle erwähnten einstimmig nicht nur das Führungstalent Sharfs sondern auch seine pädagogischen und erzieherischen Fähigkeiten, die es ihm ermöglichten, das große Arbeitskollektiv der Geflügelzucht zu leiten, das nicht nur zur Entwicklung zu einem Großunternehmen beitrug, sondern auch den einfachen Dorfarbeiter etwas Gutes tat. An Sitzungen wiederholte Ivan Ivanovic mehr als nur einmal: Messgröße, Auszeichnungen – das ist zwar alles schön und gut, doch es muss etwas für die Steigerung der Lebensqualität unserer Bevölkerung gemacht werden. Das waren nicht einfach nur Worte. „Unter Sharf“ bekamen die Arbeiter kostenloses Mittagessen in der Kantine der Geflügelgroßfarm. Besonders wurden minderbemittelte und kinderreiche Familien berücksichtigt. Kinder bekamen kostenlose Kleidung, Bücher, kostenloses Schuhwerk, und Fahrten in Erholungssanatorien. Als die schweren Zeiten der Perestroika eintraten, begannen viele Unternehmen abrupt Ausgaben im Sozial- und Alltagshaushalt einzusparen. Sharf dachte auf eigene Art und Weise: Wie bekomme ich die Menschen zum Arbeiten, wenn sie weder ein Dach über dem Kopf haben, noch normale Erholungsbedingungen? Und er baute: Kulturzentren, Kindergärten, eine Schule, und Wohnhäuser, legte in seinem lieben Dorf „Malinovka“ Asphalt, installierte Straßenlaternen, Park- und Grünanlagen. Mehrmals bekam er dafür von der Geschäftsleitung einen „auf den Deckel“: Du gibst ja deinen ganzen Gewinn für deine Arbeiter aus, Ivanytsh!… Wobei du doch anderen Wirtschaften helfen solltest, die unter Missernte und Viehsterben leiden. Sharf hörte zu, folgte jedoch weiterhin seiner eigenen Linie. Er baute ein Denkmal den Opfern des „Alzhir“ – Akmolayer Lager für Frauen der Volksverräter. Warum hatte gerade er, ein Deutscher aus der Region Rostov, der sich nun Tausende von Kilometern weit von seiner Heimat entfernt befindet, es nötig, die Leidensgeschichte dieser Menschen zu verstehen und ernstnehmen? Er war einer der ersten, der die Gesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ gründete und in ihr die Arbeit voranbrachte. Ebenso verteidigte er seine Dissertation zur Landwirtschaft. Man kann auch sagen, dass er buchstäblich aus Ruinen, einem Ort der von Spuren aus der Zeit versehen war, zu der an diesen Ort zur Umerziehung der Volksfeinde entsandt wurde, eine funktionierende Wirtschaft erschuf. In einem Dorf, in der eine psychiatrische Klinik schon gar als Hauptdenkmal gesehen wurde. Einfacher gesagt, als getan. Er arbeitete viel. Doch in jedem möglichen Moment, liebte er es, zusammen mit seiner Frau Valentina Vasiliyevna, Schuldirektorin in Malinovka, Hand in Hand auf den Straßen seines lieben Dorfs spazieren zu laufen. Er war fassbar, im Gegensatz zu üblichen Geschäftsleitern, für alle Bewohner, ganz unabhängig vom sozialen Status, kannte alle persönlich, sprach sie beim Namen an. Wie instinktiv das Statuswachstum von Malinovka ahnend, baute er Wasser- und Abwasserleitungen und verbesserte die Stromleitungen. Und ganz nebenher erlernte er auch noch eigenständig die kasachische Sprache, damit der Kontakt mit seinen Arbeitern auf einer Ebene stattfände. Und dabei war sein Sprachniveau wesentlich höher als bei manch einem Kasachen. Ich durfte ihn auf einer Dienstreise treffen. Es zeichneten ihn ein lebendiger Ausdruck aus, er war sehr kommunikativ und hatte eine klar strukturierte und gehobene Ausdrucksweise und Gestikulation. Ein lächelnder hübscher Mann, mit einem angenehmen äußeren Erscheinungsbild. An diesem Tag, wurde in der Geflügelfarm das Gefieder in die Verarbeitung gegeben und man beendete den Bau eines Springbrunnens im Zentrum des Dorfes. „Bestimmt werde ich wieder eine Bemerkung dazu bekommen, nicht wegen der Federn, wegen des Brunnens“, scherzte der Arbeitsheld. Wie können wir uns es nicht leisten, bei diesen Umsätzen und bei dem Gewinn so eine Schönheit zu bauen? In der Tat waren die Umsätze nicht gering und zusammen mit der Vishnevski Vogelfarmvereinigung, deckten die Bewohner Malinovkas die Nachfrage nach Ei und Geflügelfleisch der gesamten Region. Aber die Menschen sind keine Roboter, sagt Ivan Ivanovic, sie leben nicht nur für ihre Arbeit. Das bedeutet also, dass man die Lebensqualität immer weiter steigern soll. Bemerkenswert, dass diese Idee mit der Botschaft des Präsidenten in diesem Punkt übereinstimmt, in welcher die Lebensqualität der Bewohner an erster Stelle steht. Unternehmen geben nicht wenige Mittel für die Arbeitshelden und Kriegsveteranen aus. Solche gibt es in Malinovka, heute Akmol, mehr als tausend: Fahrten nach Astana, ins Operntheater, zu Konzerten – eine gewöhnliche Sache.

Es geht die Generation der Deutschen, die unter der unbegründeten Freiheitsberaubung litten. Immer weniger Zeitzeugen gibt es noch unter den Lebenden. Wie können wir diese Ereignisse in unseren Alltagssorgen einfach so vergessen? Wie Albert Rau bei der Eröffnung mitteilte, soll eine Reihe, unter dem Namen „Leben von hervorragenden Menschen“ demnächst herauskommen. Und einer der Haupthelden dieses Mehrteilers wird Ivan Ivanovic Sharf werden.

Es dämmerte bereits, als in musikalischer Begleitung der Fanfare von Aleksandr Lorenz, Geschäftsleiter der Unternehmensgruppe „Shanyrak“ und Skpulturhauer und Vladimir Bozhko das weiße Tuch vom Denkmal zu Ehren Ivan Ivanovic Sharf fiel. Und noch lange Zeit gingen seine Dorfmitbewohner zum Denkmal und legten ihrem Direktor Blumen zu Füßen des Denkmals.

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