Jakow Schalo

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Jakow Jakowlewitsch Schalo wurde 1916 in der deutschen „Kolonne“ „Sonnental“ im Kreis Gulkewitsch in der Provinz Krasnodar geboren. Das ganze Leben lang erinnerte er sich mit Wärme und Trauer an dieses schöne Dorf: gepflegt, sauber und blühend.

Jakow, der früh seine Eltern verlor, wurde von der Liebe und Fürsorge der älteren Schwester Lidia und des Bruders Aleksandr erwärmt. Der Bruder brachte ihm bei, auf der Ziehharmonika und auf der Mandoline zu spielen, das Bestreben des Vaters zur Bildung und das Interesse an der Mathematik ermutigte ihn. Zusammen schmiedeten sie Pläne, träumten, wie der jüngere Bruder Jascha studieren wird.

Zum Ende des Jahres 1937 wurde Aleksandr aufgrund der Denunziation eines „Gutmenschen“ verhaftet und in ein Lager gebracht. Seine Frau, Matrjona, eine Russin, erwirkte die Erlaubnis und ist mit ihrer Tochter dem Mann nachgefolgt.

Ganz zu Beginn des Krieges während der allgemeinen Mobilmachung wurde Jakow in die Armee eingezogen, wo er in Schnellkurse zum Artilleriekommandanten geschickt wurde. Gekämpft hat er nur kurz, er erhielt eine Verwundung und eine Prellung, durch welche sein Gehör beeinträchtigt wurde.

Nach der Herausgabe eines Dekrets des Präsidiums des obersten Sowjets der UdSSR vom 28. August 1941 setzte sich die Maschine der Repression rücksichtslos auch in „Sonnental“ in Bewegung. Die deutschen Familien wurden nach Kasachstan geschickt. Seine Verwandten fand Jakow erst am Ende der 1960er Jahren wieder, im Gebiet Kostanai, aber die Schwester war schon nicht mehr unter den Lebenden. Die Repressionen haben sein Schicksal hart getroffen. Der junge Offizier, Frontsoldat, Mitglied der Partei wurde in eine Sonderabteilung gerufen, wo sie trocken sagten: „Genosse Schalo, in diesen schweren Zeiten müssen Sie als Kommunist ins Hinterland“.

„Ich verstand und wusste, wovon gesprochen wurde, – erinnerte sich Jakow, – Ich habe meinen Parteiausweis aus der Tasche geholt, legte ihn auf den Tisch und sagte, wenn der Kommunist Schalo nicht an die Front muss, dann kommt das Hinterland auch ohne den Kommunisten Schalo aus“. Für diese Wahrheit hätte er im nächsten Schützengraben erschossen werden können. Jung, glühend, gekränkt in seinen größten Gefühlen und Bestrebungen dachte er nicht über die Konsequenzen nach. Hunderte Frontsoldaten der „unpassenden“ Nationalität wurden mit dem Konvoi auf eine große Insel im Fluss Don transportiert, wo sie unter freihem Himmel die Entscheidung über ihr Schicksal erwarteten.

Am 12. September 1941wurde Jakow Jakowlewitsch Schalo als Angehöriger deutschen Nationalität mit tausenden anderen entrechteten Deutschen in überfüllten Zügen in unbekannte Roichtung geschickt. Erst am 18. Oktober 1941 kam er in einem Spezialgebiet an und wurde in das Gebiet Karaganda in der Kasachischen SSR geschickt. Am 10. Dezember 1941 wurde er in die Arbeitsarmee eingezogen, in das Baubataillon Nr. 1 des Unternehmens „Pribalchaschstroj“. Und so arbeitete er bis zu seiner Pensionierung am 22.03.1971 in der OSMU Nr. 1 des Unternehmens „Pribalchaschstroj“ in der Stadt Balchasch. Seine Familie bewahrt seine zahlreichen Auszeichnungen, Urkunden, Wimpel, Medaillen und der Orden „Abzeichen der roten Arbeit“ auf.

Wie vermutet war die Familie nicht gerade klein. Er liebte seine fünf Kinder, er war streng, anspruchsvoll, aber gerecht. Viel im Haus hat er mit seinen eigenen Händen errichtet. Aus dem Nichts hat er auf unserem steinigen Boden eine Datscha hochgezogen, hat eigenhändig eine Garage gebaut. Und den Söhnen hat er das Arbeiten beigebracht. Jakow hat das ganze Leben viel gearbeitet, er hatte viele Hobbys: er liebte die Musik, fotografierte, kümmerte sich sehr um sein altes Motorrad, er hat es immer selbst repariert.

Jakow schätzte die Freundschaft seiner Freunde sehr, die er noch auf dem Weg von der Front nach Kasachstan kennenlernte, das sind German Gorn und Wilhelm Ewert. Verwandte hatten sie beide keine in Balchasch. Sie waren das ganze Leben befreundet, halfen einander, unterstützten sich gegenseitig und sagten von sich selbst: „Wir sind einheimischer als die Einheimischen“. Trotz des schweren Lebens, die erlebte Demütigung hat die Freunde nicht verbittert, hat ihre Seelen nicht verhärtet. Sie blieben ihr ganzes Leben Arbeiter, gütige Familienväter, gute Menschen.

Übersetzung: Philipp Dippl

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