Konstantin Ehrlich – Publizist, Übersetzer, Redakteur

Konstantin Erlich war ein Publizist, Übersetzer, Redakteur und Verleger, der einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Geschichte und des Buchwesens der Russlanddeutschen leistete. Er war Redakteur des deutschen Rundfunks in der Region Omsk und später in Alma-Ata. In den späten 80er Jahren leitete er die republikanische deutsche Zeitung „Freundschaft“ (heute „Deutsche Allgemeine Zeitung“). Seine berufliche Tätigkeit in deutschen Redaktionen verband er stets mit dem Studium der Geschichte und des kulturellen Erbes seines Volkes, wodurch er sich als guter Kenner der Probleme der Sowjetdeutschen erwies. Erlich veröffentlichte eine Reihe von Studien zu diesem Thema. Da er ständig mit der tragischen Geschichte der Sowjetdeutschen in Berührung kam, stand er am Anfang der Entstehung der nationalen Bewegung der Deutschen in der UdSSR und aktivierte den politischen Prozess der Rehabilitierung in Kasachstan. Das Ende der 80er Jahre war eine Zeit globaler Veränderungen im Bewusstsein des sowjetischen Volkes und der Russlanddeutschen im Besonderen. Die Zeitung führte die Rubriken „Geschichte der Sowjetdeutschen“, „Unsere Traditionen und Bräuche“ und „Unser Volkslied“ ein. Auf einer der ausgedehnten Versammlungen der Mitarbeiter der Zeitung und der Öffentlichkeit von Alma-Ata wurde das Deutsche Kulturzentrum gegründet.

Konstantin Ehrlich wurde im Dorf Zhelannoje, Bezirk Odessa, Gebiet Omsk, geboren, wohin sein Vater 1941 aus der ASSR der Wolgadeutschen deportiert wurde. Nach dem Abitur, um in der sowjetischen Armee zu dienen, zeigte Ehrlich eine ausgeprägte Begabung für den Journalismus und veröffentlichte in der Armeezeitung „Sowjetischer Krieger“. Nach Beendigung seines Dienstes trat er in das Pädagogische Institut in Omsk ein, wo er 1975 sein Studium an der Philologischen Fakultät mit ausgezeichneten Kenntnissen in Deutsch und Englisch abschloss.

Von 1974 bis 1978 war Ehrlich Redakteur des deutschen Rundfunks, zunächst in der Region Omsk und dann beim staatlichen Rundfunk in Alma-Ata. Anschließend arbeitete er ein Jahrzehnt lang als Redakteur im Verlag „Kasachstan“ in der Hauptstadt der Republik. Nachdem er sich als Spezialist für die Probleme der Sowjetdeutschen erwiesen hatte, wurde die kasachstanische Führung auf Ehrlich aufmerksam. 1988 wurde er mit dem Posten des Chefredakteurs der überregionalen deutschen Zeitung „Freundschaft“ (heute „Deutsche Allgemeine Zeitung“) betraut.

K. Ehrlich verband seine berufliche Tätigkeit in deutschen Redaktionen und Verlagen mit einer parallelen Beschäftigung mit der Geschichte der Sowjetdeutschen. Sein erstes Buch „Lose Blätter“ zu diesem Thema veröffentlichte er 1982, in der Zeit der tiefen Stagnation in der UdSSR. Ein Jahr später erschien sein zweites Buch „Panorama der sowjetdeutschen Literatur – Literaturgeschichtlicher Überblick“. Danach arbeitete Ehrlich fünf Jahre lang an einer bahnbrechenden Studie, die 1988 in Alma-Ata unter dem Titel „Lebendiges Erbe. Aufzeichnungen zur Siedlungsgeographie und Kulturgeschichte der Deutschen in Russland und der Sowjetunion“. In russischer Übersetzung wurde dieses Buch in Fragmenten in der Zeitung Freundschaft veröffentlicht. In der Zeit vor der Perestroika, als es geschrieben wurde, war und ist dieses Buch die einzige, umfassendste und stärkste Forschung zur Geschichte der Russlanddeutschen für die gesamte Nachkriegszeit. In diesem Buch agiert K. Ehrlich nicht nur als Historiker, sondern auch als Politiker. Auf der Grundlage dieses Buches verteidigte Ehrlich 1990 in der noch nicht zerfallenen DDR seine Doktorarbeit in Geschichte.

Da Konstantin Ehrlich in ständigem Kontakt mit den Problemen der Sowjetdeutschen stand, wurde er natürlich in den politischen Prozess der Rehabilitierung seines Volkes einbezogen. In seiner verantwortungsvollen Position als Chefredakteur einer überregionalen deutschen Zeitung in Kasachstan, wo die Hälfte aller Exildeutschen der UdSSR lebte, war Ehrlich natürlich in einen unsichtbaren Rahmen des Systems eingezwängt, der nicht außer Acht gelassen werden konnte. Daher konnte er nicht offen, wie andere Aktivisten der deutschen Rehabilitationsbewegung der späten achtziger Jahre, das System kritisieren.

Dennoch war einer der bahnbrechenden Momente in der Entstehung der deutschnationalen Bewegung in der UdSSR die Veröffentlichung eines Interviews mit Heinrich Grout, dem Vorsitzenden des „Koordinationszentrums der Sowjetdeutschen für die Rehabilitierung der ASSR der Wolgadeutschen“ (dem Vorgänger von Wiedergeburt), in der Zeitung Freundschaft Ende 1988. Mit dieser Publikation deckte Konstantin Ehrlich das ganze dramatische Schicksal der Sowjetdeutschen auf und schlug darüber hinaus ein Aktionsprogramm für die Rehabilitierung des unterdrückten Volkes vor. Kein Verlag in der UdSSR hätte zu dieser Zeit einen so kühnen (aber wohlüberlegten und ausgewogenen) politischen Schritt gewagt. Nach der Veröffentlichung dieses Programms erhielt die nationale Bewegung der Deutschen in der UdSSR die notwendige Beschleunigung, die die Russlanddeutschen im März 1989 zur offiziellen Gründung der Gesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt“ in Moskau führte.

x