Was hinter der Haushaltsverteidigung steckt

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Woher das Geld für Jugendcamps und Deutschkurse kommt

Haushaltsverteidigung klingt nach etwas Formellem und Fernem. Doch genau hier wird das Schicksal von Deutschkursen, Jugendcamps und kulturellen Veranstaltungen entschieden, die in den Regionalgesellschaften im ganzen Land stattfinden. Von diesen Entscheidungen hängt ab, welche Projekte in den Regionen leben werden und welche nur auf dem Papier bleiben. „Ich halte es für ein großes Verdienst der gesamten Selbstorganisation – die Vorbereitung der Projektideen“, betont Olga Stein. „Die Arbeit beginnt lange vor der Konferenz: Wir sammeln die Bedarfe und Haushalte aus den Regionen, berücksichtigen die Vorschläge des Verbands der deutschen Jugend und des Stiftungsrats, bilden ein Gesamtpaket in der Geschäftsstelle. Die Vorbereitung auf die Verteidigung ist ein monatelanger und sehr arbeitsintensiver Prozess: von der detaillierten Ausarbeitung der Dokumente bis zu zahlreichen Konsultationen mit dem Zuwendungsgeber.

Stellen Sie sich vor: Fast ein Jahr akribische Arbeit, Dutzende Treffen, Hunderte Seiten Dokumente – und nur wenige Stunden Haushaltsverteidigung entscheiden über das Schicksal aller Projekte für das kommende Jahr!

Mit jedem Jahr werden die Anforderungen mehr, und die Arbeit wird schwieriger. Aber genau dank der Teamarbeit der gesamten Struktur bekommen die Projekte eine Chance auf Verwirklichung.“

Denken Sie nur: Ein ganzes Jahr lang besuchen Sie einen Kreis in deutscher Sprache, nehmen an Jugendbegegnungen teil oder bereiten sich auf ein Festival vor, und dann erfahren Sie plötzlich, dass all diese Projekte von einem einzigen Ereignis abhängen – der Haushaltsverteidigung.

Im September 2025 fand im Kasachisch-Deutschen Zentrum in Astana die jährliche Jahresplanungskonferenz statt, auf der die Verteilung des Budgets des Unterstützungsprogramms für die Deutschen Kasachstans für 2026 diskutiert wurde.

An der jährlichen Haushaltsverteidigung nahmen Vertreter der wichtigsten Partner aus Deutschland und Kasachstan teil. Von Seiten des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sprachen Dr. Franca Fülle, Janine Kirstein und Bettina Bresan-Wolf. Vom Bundesverwaltungsamt (BVA) nahm Ilona Barschke teil. Die Interessen der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland (SVmDA) vertrat Hanka Scholze. Eingebunden waren auch die Partner vor Ort: von der Deutschen Botschaft in Astana – Elias Oppenrieder und Fenja Hoffmann, vom Goethe-Institut Kasachstan – Marek Gryglewicz und Swetlana Umirowa.

In diesem Interview sprachen wir mit Dmitri Redler, dem geschäftsführenden Direktor der Stiftung „Wiedergeburt“, und Olga Stein, seiner Stellvertreterin.

Dmitri Redler betonte, dass die Unterstützung durch die deutsche Regierung ein Schlüsselfaktor für die stabile Entwicklung der deutschen Ethnie in Kasachstan bleibt:

„Das Programm arbeitet nach klaren Förderkriterien, finanziert werden nur Projekte, die mit dem Erhalt und der Entwicklung der deutschen Identität verbunden sind: Sprache, Herkunftskultur, Geschichte der Vorfahren. Eine positive Entscheidung erhielten fast alle Initiativen, jedoch wurden Fragen der Regulierung von Gehältern und Honoraren am intensivsten diskutiert: Das Argument Inflation erkannte die deutsche Seite nicht als ausreichend an. Zusätzliche Schwierigkeiten bereiteten die Wechselkursschwankungen – die Überschüsse in Euro überstiegen 27 %, ein erheblicher Teil der Mittel musste zurückgezahlt werden.“

Ab 2026 wird der Zuwendungsgeber dieselben Anforderungen an uns stellen wie an deutsche Organisationen

Olga Stein, stellvertretende geschäftsführende Direktorin der Stiftung „Wiedergeburt“:

„In diesem Jahr war die Verteidigung erfolgreich: Wir haben alle Hauptprojekte aus unserer Liste verteidigt. Nur zwei aus der Reserve erhielten keine Unterstützung. Aber die Verfahren selbst werden immer schwieriger: Die Anforderungen wachsen, die Prüfungen werden strenger, jede Ausgabenposition muss mit Dokumenten belegt werden. Es geht darum, dass wir seit einigen Jahren nach den Regeln des deutschen Zuwendungsrechts arbeiten. Das bedeutet, dass an uns dieselben Anforderungen gestellt werden wie an alle Zuwendungsempfänger in Deutschland: Dutzende von Dokumenten, detaillierte Berichterstattung, klare Zielindikatoren. Früher führte die deutsche Seite diese Regeln schrittweise ein, jetzt – in vollem Umfang.“

Olga Stein betont auch: „Es ist wichtig zu verstehen, dass die Unterstützung der ethnischen Deutschen in Zentralasien nicht „für immer“ festgeschrieben ist. Jedes Mal wird sie politisch im Bundestag bei der Formation der Koalitionsvereinbarung bestätigt. Wenn im Dokument die Priorität der Unterstützung der Deutschen in den Ländern Osteuropas und der ehemaligen UdSSR festgelegt ist, wird das Programm fortgesetzt. Normalerweise wird der Zeitraum auf vier Jahre festgelegt, aber jährlich präzisiert das Parlament den Haushalt.“

Einige Positionen sorgten für die größten Kontroversen oder unterschiedliche Auslegungen

Dmitri Redler merkte an, dass Fragen zu Gehältern, Ausstattung und Reparatur von Standorten zu zentralen Spannungspunkten in den Verhandlungen werden: Die größten Diskussionen während der Verteidigung gab es bei den Themen Gehälter und Honorare. Jede Erhöhung muss möglichst klar begründet werden. Der zweite Diskussionsblock betraf die Ausstattung. In vielen Regionen gibt es Anfragen für die Aktualisierung der Ausrüstung, aber nicht alle konnten vereinbart werden. Ein besonderes Interesse des Zuwendungsgebers lag in diesem Jahr auf den Projektstandorten. Gemeinsam mit den Regionalgesellschaften haben wir eine Tabelle aller Standorte mit ihrem Zustand und Reparaturbedarf erstellt. Wenn ein Raum als unsicher eingestuft wird, kann das Programm abgesagt werden. Für Reparaturen wiederum ist ein separater Antrag mit detaillierter Begründung erforderlich. Ein separates Problem ist die Finanzierung von Reparaturen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass der Zuwendungsgeber in einer Reihe von Fällen nur die Materialien finanziert, während die Arbeiten selbst unentgeltlich ausgeführt werden sollen. Dies schafft eine zusätzliche Belastung für die Kollegen vor Ort, die Ressourcen und organisatorische Lösungen finden müssen.

Die Prioritäten bleiben gleich: Sprache und Jugend, während der soziale Bereich schrittweise reduziert wird

Was bedeutet das für die Teilnehmer von Kreisen und Jugendinitiativen?

Olga Stein: „Jugend und Sprache bleiben die Hauptprioritäten. Ohne Sprache gibt es keine kulturelle Identität, und ohne Jugend gibt es keine Zukunft. 2026 wird das Budget für Jugendprojekte erhöht, und wir erwarten ein Jubiläumsereignis – den 30. Geburtstag des Verbands der deutschen Jugend Kasachstans. Das wird ein internationales Forum, ein großes Leuchtturmprojekt. Außerdem kommen drei Sprachassistenten aus Deutschland nach Kasachstan, die ein halbes Jahr in verschiedenen Regionen arbeiten werden. Das bedeutet, dass sechs Städte eine einzigartige Sprachunterstützung erhalten. Ebenso finden neue Weiterbildungskurse sowohl für Deutschlehrer als auch für Kreisleiter statt. Wir sind auch verpflichtet, jährlich unsere eigenen und eingeworbenen Mittel zu erhöhen. Das ist ein Indikator dafür, dass Interesse am Programm besteht. Ab 2026 gehen alle Projekte, die bisher über die Botschaft, das Goethe-Institut oder das ifa finanziert wurden, unter die Jurisdiktion des Bundesministeriums des Innern (BMI). Das bedeutet, dass wir vollständig für ihre Durchführung verantwortlich sein und die Arbeit mit den Partnerinstituten eng planen werden.“

Zusammenfassend betonte Dmitri Redler besonders die Bedeutung der Konferenz: „Sie erinnert an die Fabel von der Libelle und der Ameise: Wenn man den ganzen Sommer singt und tanzt, wird es im Winter schwer. Dasselbe gilt hier – wenn eine Organisation unvorbereitet kommt, mit nicht überzeugenden oder unzureichend begründeten Argumenten, könnte das nächste Jahr extrem schwierig werden. Die Konferenz erfordert enorme Vorbereitung. Das sind Hunderte von Stunden Berechnungen und Analysen, gemeinsame Arbeit mit den Regionen, Koordinatoren, der Geschäftsstelle, der Buchhaltung und der Finanzabteilung. Jeder Kollege ist eingebunden und trägt seinen Teil der Verantwortung. Nur dank solch intensiver Teamarbeit gelingt es, die Projekte überzeugend zu verteidigen. Wenn die Ergebnisse vom Zuwendungsgeber hoch bewertet werden, sichert das Stabilität und erfolgreiche Arbeit für das gesamte folgende Jahr.

Ich möchte meinen Dank besonders aussprechen. Hinter all den Zahlen, Berechnungen und Stunden angespannter Arbeit stehen konkrete Menschen. Ich bin allen Kollegen aus der Geschäftsstelle, den Regionen und dem Stiftungsrat sehr dankbar für die enorme Arbeit, die Professionalität und die Unterstützung, die Sie in jeder Phase der Vorbereitung und Verteidigung leisten. Ohne Ihr Engagement und Ihre Verantwortung wäre dieses Ergebnis nicht möglich gewesen.“

Material vorbereitet von Christina Larina (Libricht).

Übersetzung: Anton Genza

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