Das Feenspiel zwischen Jing und Jang

Zurück

Die Welt der Kunst ist, wie das Leben selbst, im Grunde ein Abgrund der Finsternis und und ein Quell des Lichts.

Eine unerschöpfliche Quelle doppelter Standards, der hartnäckige Kampf der Gegensätze, die ständige Vereinigung von Gut und Böse, der heilige Anfang und das Ende… Und wenn es diese Verschiedenartigkeiten nicht geben würde, dann müsste man sie zweifellos erfinden. Übrigens sind sie ein großartiger Kunstgriff der Regie und ein Motor spiritueller Energie: im Endergebnis ist die Katharsis der Menschheit lediglich ein Träumen…

Larisa Nagornaja weiß hervorragend, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen kann, indem sie die Grenzen zwischen Realität und Phantasie erkundet. Auf der Suche nach einfachen Antworten auf schwierige Fragen hat sich die Regisseurin und Leiterin der Theaterwerkstatt „Bunt“ der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ Pawlodar aus der Stadt Aksu nicht nur einmal die Füße wund gelaufen. Larisa Petrowna trägt auf ihren Schultern nicht nur ein Studium an der staatlichen Akademie des Altai für Kunst und Kultur, sondern auch ein gewichtiges kreatives Gepäck, welches mit allen möglichen Regieplänen vollgestopft ist, die zwischen moralischen Dilemmata, universellen Werten und existentieller Offenbarung unruhig hin und her schwanken.

Die Regisseurin und Leiterin der Theaterwerkstatt „Bunt“ ist sich sicher: der Mikrokosmos des Menschen ist ebenso grenzenlos wie das Universum. Die Frage ist nur, welchen Weg man gehen muss, um sich selbst darin wiederzufinden…

– Larisa Petrowna, Goethe hat in seinem geheimnisvollen „Faust“ behauptet: „Die lebhaftesten und besten Träume in uns sterben inmitten alltäglicher Eitelkeit.“ Hatte er Ihrer Meinung nach recht?

– Zweifellos. Dies setzt allerdings nicht das Streben nach Selbstentwicklung außer Kraft. Das Leben ist in jeder Minute und jeder Sekunde eine Bewegung nach vorwärts. Ja, es kommt vor, dass man zurückgeworfen wird, aber das Wichtigste ist, nicht aufzugeben und weiterzukämpfen… Ich bin ein kreativer Mensch, daher baut mein ganzes Leben auf der Selbstverbesserung meiner rastlosen Persönlichkeit und auf die Verwirklichung meiner kreativen Freiheit auf. Ich nehme regelmäßig an Wettbewerben teil, in denen es um die pädagogischen Fähigkeiten geht und die sich an den beruflichen Aktivitäten orientieren. Ich möchte wirklich etwas Geniales erschaffen, dass den Menschen in meinem Umfeld, insbesondere meinen Schülern, Nutzen und Glück bringen kann.

– Das bedeutet, zu einem großen Teil liegt der absolute Wert des Lebens in der ewigen Entwicklung und Selbstaufopferung?

– Und ebenfalls im Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Kreativität, welches nur mit dem Bedürfnis nach Liebe vergleichbar ist. Alles muss mit Liebe geschehen: das Leben, die Arbeit, das Studium, die Kommunikation. Genau dann ist die Sache zu unweigerlichem Erfolg verdammt, und sämtliche Probleme haben keinen Wert mehr.

– Neben der Werkstatt „Bunt“ leiten Sie ebenfalls das Jugendvolkstheater „Blauer Vogel“, welches kürzlich auf dem Theaterfestival der Stadt Sotschi ausgezeichnet wurde…

– Ja, das Festivalprogramm enthielt Nominierungskategorien zur Auswahl: 1. „Aushängeschild des Theaters“; 2. „Offene Bühne für junge Schauspieler“; und 3. „Aufführungen von Theaterproduktionen für Jugendliche“. Unser Team hat in allen drei Nominierungen teilgenommen und den Grand Prix in der ersten Nominierung gewonnen, sowie vordere Plätze in der zweiten und dritten Nominierung eingenommen… Das war sehr schön. Jedoch sind für mich, als Lehrerin der Regie, prinzipiell nicht nur Auszeichnungen wichtig, sondern vor allem auch, wie sich mein Fach auf das Weltbild der Schüler auswirkt, und wie es ihr Wertesystem beeinflusst.

– Es scheint mir, als würde es den Jugendlichen von heute schwerfallen, den zahlreichen Versuchungen zu widerstehen, die von den Trendköchen zusammengekocht werden. Ich bin natürlich kein Snob, trotzdem glaube ich nicht, dass sich die modernen jungen Menschen leicht von etwas Strahlendem, Freundlichem oder Schönem beeindrucken lassen… Oder gibt es keinen Grund zur Besorgnis?

– Diese Probleme sind nicht nur in der Struktur der modernen Welt verankert und stecken nicht nur im Triumph der Versuchungen, sondern auch in der Pädagogik. Lehrer zu sein, ist sowohl Berufung, als auch ein Geisteszustand, und erfüllt, wenn Sie so wollen, einen ganz besonderen Zweck. Ein Pädagoge sollte seine Sache lieben, sollte die Kinder lieben, – ich habe darüber etwas früher gesprochen… Mangelndes gegenseitiges Verständnis ist die Kehrseite von Abneigung und Unprofessionalität. Diese Zeit, die so rasend schnell unser Leben verändert, erfordert professionelle Inkludierung. Ich bin zum Beispiel immer auf der kreativen Suche nach neuen Ideen, Lehrmethoden, Regiekonzepten und pädagogischen Entdeckungen. Ich versuche, interaktive Methoden in meine Arbeit einfließen zu lassen, wie zum Beispiel: Rollenspiele, Trainings, kreative Darbietungen sowie Formen des psychologischen Theaters, – dies ist übrigens ein erstaunlich universeller Ansatz, nämlich: Theaterdilemma, Psychodrama, geistige Gymnastik, Schauspieltraining, Playback-Theater usw…

– Was bringt das?

– Zuallererst bringt das kreatives Wachstum, die Entwicklung des Denkens, die Erweiterung des Horizonts, Förderung des Mutes bei öffentlichen Auftritten, die Lösung dieser oder jener psychologischer Probleme. Darüber hinaus fließt das theoretische und praktische Material mit in öffentliche Theaterauftritte und die kreative Arbeit in Form von Wettbewerben und Festivals auf städtischer, regionaler, landesweiter und internationaler Ebene ein, bei denen die Schüler regelmäßig Preise gewinnen.

Sofern dies kein Geheimnis ist, wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

– Ich werde meine Lieblingssache fortsetzen: ich werde Kindern und Jugendlichen beibringen, den Raum auf der Bühne zu organisieren und die Grundelemente der Schauspielkunst zu erlernen… Es ist wichtig, den Jugendlichen zu helfen, sich in dieser Welt der Groteske und der Gegensätze wiederzufinden, in der Schwarz und Weiß keine banale Antithese und kein Tauziehen sind, sondern die Selbstidentifikation des Lebens und der komplexen Prinzipien der menschlichen Natur.

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

Поделиться ссылкой:

x