Johannestag am Ufer des Balqasch: ökologisch und authentisch

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Am Ufer des größten Sees in Kasachstan feierten die Deutschen den Johannestag, einen der schönsten und geheimnisvollsten Feiertage des Jahres.

Nach alten germanisch-skandinavischen Legenden steigt der oberste Gott Odin jedes Jahr am Johannestag vom Himmel auf die Erde herab, um sie zu segnen. Zu Ehren eines so hellen und feurigen Ereignisses wie dem Höhepunkt des Sommers war es früher üblich, üppige Feste zu veranstalten: hölzerne Wagenräder wurden in Brand gesetzt und die Berge hinuntergeworfen, Feuer wurden entzündet, heiße Tänze veranstaltet, die Menschen spritzten in warmem Wasser, sangen Lieder, wirbelten in Reigentänzen herum und sammelten duftende Kräuter. In vorchristlicher Zeit und auch noch im Mittelalter glaubte man, dass die Pflanzen am Johannestag die größte Heilkraft besaßen.

Das Johanniskraut zum Beispiel, das in der kürzesten Nacht des Jahres gepflückt wurde, konnte die schwersten Krankheiten heilen und sogar den Teufel neutralisieren. Mädchen flochten Kränze aus Wunderkräutern, lasen Beschwörungsformeln, legten Sträuße unter das Kopfkissen – um ihr persönliches Leben zu verbessern. Jungen durchstreiften die Wälder auf der Suche nach blühenden Farnen – sie sagten, sie könnten die Menschen bereichern und glücklich machen… Kurzum, es herrschte ein Gefühl der Gemeinschaft, aufrichtige Gefühle, ein Sinn für Magie und Spektakel.

„Seit der Antike ist der Johannestag durch eine Fülle von Bräuchen, Geheimnissen, Glaubensvorstellungen und rituellen Handlungen geprägt. Das ist kein Zufall – der Tag der Sommersonnenwende markiert einen Wendepunkt nicht nur im Leben der Menschen, sondern auch des gesamten Planeten. Der Johannestag ist der Höhepunkt des Aufblühens der Lebenskräfte, die Verkörperung der Harmonie von Natur und Mensch“, sagt Tatjana Samochwalowa, Programm-Managerin des regionalen Vertretungsbüros der „Wiedergeburt“-Stiftung in Balqasch. „Wir haben beschlossen, die kürzeste Nacht des Jahres am Ufer unseres herrlichen Balqasch-Sees zu erleben. Die Veranstaltung wurde in Form einer Abenteuersuche mit einer Karte und darauf verschlüsselten folkloristischen und ethnografischen Aufgaben zur Geschichte und zu den Traditionen des Johannestages durchgeführt.“

Marina Angaldt

Übersetzung: Annabel Rosin

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