Knie nieder vor diesem Boden

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 Deportierung… dahinter standen verschiedene Ereignisse. Aber es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass auf dem Weg Kinder und Alte starben. Für viele wurde die Hungersteppe der neue Wohnort… Gut, wenn es Sommer ist: das Weidefutter rettet, die formbare Erde gewährt Unterkunft, erlaubt es, eine Erdhütte zu graben. Und wenn es Winter ist…? Wahrscheinlich war es der Wille des Allmächtigen: deportiert in die Große Steppe. Denn Barmherzigkeit und großes Mitgefühl schlummert im Herzen des Kasachen.

Der Tag der Dankbarkeit. Dieser nationale Feiertag verbirgt die sowohl die Tränen des Glücks, als auch die Tränen der Trauer. Wie alles ablief auf der Veranstaltung „Tag der Dankbarkeit“ – „Алғыс айту күні“ der Versammlung des Volkes Kasachstans der Oblast Pawlodar.

Ida Smirnowa (Majbach), die Älteste der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ Pawlodar, erzählt: „Ich war überhaupt erst zwei Monate alt (Meine Mutter hatte sechs von uns Kindern), als die Familie aus Saratow deportiert wurde. Ich weiß aus Erzählungen, dass wir in Viehwaggons transportiert wurden. Nach der langen, beschwerlichen Reise nach Kasachstan wurde Papa und der älteste Bruder (16 Jahre) in die Arbeitsarmee mitgenommen. Wir sind in der Kolchose namens Thälmann gelandet. Uns hat man bei einer 80 Jährigen, deutschen Großmutter einquartiert, deren Tochter sich ebenfalls in der Arbeitsarmee befand. Bei ihr lebten vier Enkelkinder. Sie gaben uns ein Zimmer. Von den Sachen blieben nur ein Koffer mit Windeln für das Baby und ein paar Klamotten. Wir haben auf dem Boden geschlafen, der mit Stroh bedeckt war, das die Kinder aus der Scheune geholt hatten. Wir haben immer gehungert. Mama, die 90 Jahre alt wurde, hat am Abend immer gesagt: „Kinder, vergesst nie, was das kasachische Volk für uns getan hat. Denkt daran: wenn die Kasachen nicht wären, würden wir an Hunger und Kälte sterben“. Drei kasachsiche Familien lebten auf der Kolchose. Ich erinnere mich mit Dankbarkeit an Oma Sarsembaewa, die uns immer zu sich gerufen, uns um einen runden Tisch gesetzt und uns in kleine Stückchen gebrochene Zuckerbrocken spendiert hat. Ich verbeuge mich tief vor dem kasachstanischen Volk. Ich bin dem Schicksal dankbar, dass meine Eltern genau nach Kasachstan gekommen sind“.

Die Deutschen des Gebietes Kasachstans haben dem Präsidenten der Republik Kasachstan für die Möglichkeit gedankt, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten, dafür, dass die junge Generation sie erlernen kann, und die Ältesten ihnen die kulturellen Traditionen übertragen können. Der Saal wurde ausgefüllt von dem Lied „Heimat“, aufgeführt von der Gesangsgruppe „Nette Frauen“.

Eindringlich erklangen die Wörter des Leiters des Sekretariats, des stellvertretenden Vorsitzenden der ANK des Gebietes Sejsembaj Zhetpysbaew: „Lassen Sie unser gemeinsames Haus Kasachstan, welches am Anfang des großen Bauprojektes eines friedlichen Zusammenlebens vieler Völker steht, nicht in einem tosenden Meer negativer Ereignisse untergehen. Dankbare Völker, von den Kasachen aufgenommen, gedenken an die 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und werden sie nie vergessen. Genauso wie tausend gerettete Kasachen dem russischen Volk gedenken werden, die ihnen Obdach in der fürchterlichen Zeit des Golodomor in den 30er Jahren gewährt haben. Dank allen, die heute Abend mit uns sind“.

Glück allen und für unsere Herzen unauslöschliche Güte. Fremdes Leid auf sich nehmen wie das eigene – ist das nicht die größte Gabe der menschlichen Existenz?

Ljudmila Bewz

Übersetzung: Philipp Dippl

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