Rituelle Traditionen der Deutschen im Juni

Zurück

In Balqasch wurde der „Johannistag“ gefeiert: Befasst wurde sich mit den Traditionen der Geburt Johannes des Täufers, über die Bedeutung der Sommersonnenwende gelernt, ein heiliges Feuer entzündetet und Kränze aus duftenden Feldkräutern geflochten.

Nach dem alten Glauben der Wolgadeutschen hat die Nacht von Johannes dem Täufer, die am 24. Juni gefeiert wird, eine besondere magische Kraft. Zu dieser Zeit erhalten Kräuter und Blumen heilende Eigenschaften, und das Wasser der Flüsse wird heilig. Das wichtigste Attribut des Festes war ein Lagerfeuer, das die Sonne und die Reinigung symbolisierte. Die jungen Leute sammelten dünne Zweige und Feuerholz und entzündeten am Abend, als die Sonne unterging, ein großes Feuer. Sie tanzten um das Feuer herum, sangen Lieder und sprangen über das Feuer, weil sie glaubten, dass dies Gesundheit und Glück bringen würde.

„Besondere Aufmerksamkeit wurde der Wahrsagerei gewidmet. Mädchen warfen Kränze aus Wildblumen ins Feuer, um herauszufinden, ob sie in diesem Jahr heiraten würden. Auch das Wahrsagen mit Kräutern und Wasser war beliebt. Man glaubte, dass man in der Nacht von Johannes dem Täufer sein Schicksal im Traum sehen konnte, wenn man spezielle Kräuter unter das Kopfkissen legte”, erklärt Tatjana Samokhwalowa, Programmmanagerin der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ in Balqasch.

Die rituellen Traditionen der Deutschen im Juni waren eng mit der Natur und dem Glauben an ihre mächtigen Kräfte verbunden. Der Johannistag war nicht nur ein Feiertag, sondern eine Art Portal zur Welt der Geister und Omen. Man glaubte, dass sich in dieser Nacht die Grenze zwischen den Welten auflöst und die Menschen in die Zukunft sehen oder Unterstützung von jenseitigen Kräften erhalten konnten.

Ein wichtiger Teil des Festes war die Verehrung des Wassers. Die Deutschen glaubten, dass der am Morgen des 24. Juni gesammelte Tau wundersame Eigenschaften besaß. Sie wuschen sich damit das Gesicht, um ihre Jugend und Schönheit zu bewahren, und verwendeten es auch zur Heilung verschiedener Krankheiten. Außerdem war es an diesem Tag üblich, in Flüssen und Seen zu baden, um alles Schlechte abzuwaschen und Kraft für das kommende Jahr zu sammeln.

Marina Angaldt

Übersetzung: Anton Genza

Поделиться ссылкой:

x