Saisonabschluss im „Wunderkind“-Zentrum

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Dem Vorschulbildungszentrum in Aqtöbe ist es gelungen, einen Zugang zu den Kindern zu finden. Die jungen Wunderkinder lernten die Grundlagen der deutschen Sprache sowie die deutsche Kultur und Traditionen kennen.

Ende letzten Jahres wurde in der „Wiedergeburt“-Gesellschaft in Aqtöbe das Wunderkind-Zentrum für die ergänzende Ausbildung von Kindern eröffnet. Das Projekt ist neu, und alle, die an seiner Umsetzung beteiligt sind, waren aufgeregt.

Im Büro des Zentrums ist es jetzt ruhig, aber wenn wir vor ein paar Wochen hierhergekommen wären, hätten wir Gequietsche, Lärm und Getöse gehört. Sie werden sagen, dass es unmöglich ist, in einem solchen Chaos zu lernen. Sie würden sich irren. Manchmal ist kreatives Chaos nützlich. Aber, wie die Lehrer betonen, alles in Maßen. Es ist gut, wenn Kinder ihre Gefühle ausleben können. Um ehrlich zu sein, wollen auch Erwachsene in diesen fünf Minuten ein wenig mit den Kindern schreien. Obwohl, pssst… Dies ist ein Geheimnis, das mir von den Eltern der Schüler selbst verraten wurde.

In einem Monat wird das Zentrum wieder seine Türen öffnen, und solange noch Zeit ist, wollen wir Ihnen mehr über das Projekt selbst erzählen.

„Bevor wir diese Idee aufgriffen, gab es viele Zweifel: ob wir genügend Vorschulkinder finden würden, ob wir einen geeigneten Raum finden würden, ob wir genügend Lehrmaterial und Ausrüstung haben würden“, sagt Elena Schinkarenko, Leiterin der deutschen Gesellschaft der Region Aqtöbe. „Dennoch wurde im November letzten Jahres eine Gruppe von acht wunderbaren Kindern, die offen dafür sind, neues Wissen und neue Fähigkeiten zu erlernen, eingestellt. Alle anderen Fragen und Zweifel wurden sicher ausgeräumt. In den ersten Monaten gab es natürlich Schwierigkeiten mit den methodischen Hilfsmitteln und Materialien. Die Lehrer bereiteten sich auf den Unterricht vor, sammelten Aufgaben, Spiele und Ideen für die Arbeit mit Vorschulkindern. Übrigens ist der Fremdsprachen- und Geschichtsunterricht für Vorschulkinder etwas ganz Besonderes, da sie noch nicht lesen und schreiben können.“

Die Idee, solche Zentren zu eröffnen, ist kein Aqtöbe-Know-how. Ähnliche Zentren gibt es bereits in anderen Regionen Kasachstans. Außerdem wurde für alle Zentren ein einheitliches Programm für die deutsche Sprache und andere Fächer mit ethnischer Ausrichtung entwickelt. Auf dieser Grundlage wird ein Jahresprogramm erstellt, das die möglichen Bedürfnisse der Kinder in der Region berücksichtigt.

Das Hauptziel des Projekts besteht darin, Vorschulkinder mit den Grundlagen der deutschen Sprache vertraut zu machen und ihnen ein Grundwissen über die Traditionen und die Kultur des deutschen Volkes zu vermitteln.

„Genauer gesagt haben wir die Aufgabe, den Kindern einen Mindestwortschatz zu vermitteln. Im Unterricht behandeln wir einige alltägliche Aspekte des Lebens einer deutschen Familie, die Geschichte der Deutschen in Russland und Kasachstan und vermitteln notwendigerweise Wissen über das moderne Deutschland. Außerdem binden wir die Eltern in die aktive Arbeit unserer Gesellschaft ein“, präzisiert Elena Grigoriewna.

Dieses Schuljahr haben Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren abgeschlossen. Im September warten die Lehrer von „Wunderkind“ darauf, sie wieder zu treffen. Regina Gofman gehört zu denjenigen, die auf jeden Fall weiter mit deutschen Traditionen vertraut gemacht werden sollen. Dem kleinen Mädchen, das vor kurzem vier Jahre alt wurde, hat das Zentrum sichtlich gefallen.

„Ich habe früher selbst Sonntagsschulklassen in der deutschen Gemeinde besucht. Als ich die Anzeige für eine neue Klasse sah, habe ich nicht gezögert und beschlossen, meine Tochter in das Zentrum zu geben. Es ist wunderbar, wenn ein Kind schon in jungen Jahren beginnt, sich mit den Traditionen seiner Vorfahren vertraut zu machen. Ich hatte Angst, ob sie den Lehrern gehorchen würde. Ob sie in der Lage sein würden, sie zu verführen“, teilt Valeria Gofman ihre Gedanken mit.

Die Ängste der Eltern sind verständlich, denn nicht jeder Lehrer kann einen Zugang zu einem Kind finden. Im Wunderkind-Zentrum konnten sie das tun.

„Zu Hause haben wir versucht, zu zeichnen und zu basteln. Ihre Geduld währte etwa fünf Minuten. Der Unterricht im Zentrum erwies sich als so interessant, dass sie zeichnete, modellierte und bastelte. Und das dauerte 20 Minuten lang. Ich denke, dass dies ein sehr gutes Ergebnis ist. Regina tanzte und sang auch gerne. Sogar zu Hause versuchte sie, uns das, was sie in der Schule gelernt hatte, beizubringen. Das ist es, was mein Kind ‚Wunderkind‘ nennt“, lacht Valeria.

Beim Unterricht im Vorschulzentrum geht es auch darum, Freunde zu finden. Auch nach dem „Unterricht“ verbringen die Kinder am liebsten Zeit miteinander. Einer der Lieblinge ist Inay Batanchuk. Der Junge ist laut, fröhlich und gesellig.

„Man kann ihn im Unterricht immer hören“, sagt seine Mutter Marina Kalinowskaja mit einem Lächeln. „Die Veränderungen sind natürlich sichtbar. Er spricht nicht nur mechanisch deutsche Wörter nach, sondern wendet sie auch im Alltag an. Zum Beispiel Farben, Gemüse, Obst; er kann ein wenig über seine Familie erzählen. Er ist interessiert, und das ist die Hauptsache!“

Was bekommt das Kind also? Alle Klassen haben eine ethnische Ausrichtung: deutsche Sprache, Tanz-Musik und angewandte Kunst, Landeskunde.

„Vorschulkinder können noch nicht lesen und schreiben, sie können sich nicht lange auf eine Tätigkeit konzentrieren, manche Kinder können Laute nicht gut aussprechen. All dies berücksichtigen wir in unserer Arbeit, so dass der Unterricht in Form eines Spiels stattfindet, mit einem ständigen Wechsel der Aktivitäten. Das Spiel dient der Einführung, Festigung und Wiederholung des Wortschatzes nach Themen. Dazu verwenden wir Karten, Puppentheater, Bewegungsspiele und andere Methoden. Wir entwickeln auch die Fähigkeit zu argumentieren, zu vergleichen, grundlegende Konzepte zu analysieren, Selbsterkenntnis und Logik zu lehren“, erklärt einer der Lehrer des Zentrums, Koordinator der Jugendarbeit der Gesellschaft der Deutschen Aqtöbe Danil Zoi.

Eine „Unterrichtsstunde“ im Zentrum dauert 25 Minuten. Der Unterricht selbst findet dreimal wöchentlich für 4-5 Stunden pro Tag statt. Acht Monate lang haben die Vorschulkinder viele Themen durchgenommen: von der Familie bis zu traditionellen Feiertagen. Sie haben sich mit Haustieren, Möbeln, Geschirr, Körperteilen und Kleidung beschäftigt.

„Das erste Jahr war ein gutes Jahr. Es gibt etwas, auf das man stolz sein kann, etwas, woran man arbeiten kann. Im nächsten Schuljahr werden wir mit denselben Kindern weitermachen, wir werden ihren Wortschatz erweitern. Wir haben die Möglichkeit, die Gruppe auf zehn Teilnehmer aufzustocken, also melden wir uns weiterhin bei ‚Wunderkind‘ an. Wir warten auf jeden, der die deutsche Kultur und Traditionen kennenlernen möchte“, schließt Elena Schinkarenko ab.

Konstantin Sergeew

Übersetzung: Annabel Rosin

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