Wertvolle Zeit für die Gemeinschaft

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Als sie den kulinarischen Tag planten, haben die Organisatoren der Veranstaltung, die Mitarbeiter der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ in Aktobe, gezweifelt: werden denn auch die Großmütter daran teilnehmen? Der Grund für die Absage liegt in ihrem Alter – und das ist keine Kapriole, für mehrere Stunden am Herd stehen kann nämlich längst nicht jede ältere Frau.

Allerdings sind die Befürchtungen nicht eingetreten – die Senioren, die den ganzen Winter lang die Geselligkeit vermisst haben, sind mit Freude zum deutschen kulinarischen Workshop gekommen. So einen großen „Tag der Küche“ gab es übrigens lange nicht mehr – ungefähr zwei dutzend Großmütter, mit Rezepten gewappnet, haben ihre Enkel mitgebracht und mit guter Laune in die Schlacht zu den Herdplatten und Öfen gestürzt.

Der besondere Unterschied des aktuellen Workshops liegt darin, dass gleich mehrere Personen als Chefköche auftraten. Die Frauen haben Erfahrung, deshalb hat jede versucht, ihre Kochkünste zu präsentieren.

– Um ehrlich zu sein, für eine so große Zuhörerschaft zu kochen ist ziemlich aufregend, aber ich denke, dass wir das schaffen, – teilte eine der Teilnehmerinnen, Wiktorija Worozhinzewa, ihre Gedanken. – Für mich ist das eine große Freude, deshalb habe ich mich entschieden, zu kommen. Um so mehr, da mir solch erfahrene Hausfrauen helfen werden.

Die Liebe zur Kochkunst bekam Wiktorija von der Schwiegermutter anerzogen. Genau diese brachte unserer Meisterin die Geheimnisse der deutschen Küche bei. Lidija Pawluchina erwarb sich schon vor langem den Ruhm als eine der besten Konditorinnen in Aktobe, deshalb wurde ihre Oberherrschaft über den Küchentisch noch nicht einmal diskutiert. Noch ein aktives Mitglied der Gesellschaft „Wiedergeburt“, Lilija Palij, wollte seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Genau auf ihnen lag die Hauptarbeit des Workshops.

Es wurde entschieden, gleich mehrere Gerichte vorzuführen: ein traditioneller Kartoffelsalat und Backwaren – Brezeln, Berliner und Krebli.

– Viele haben manche Regeln und Feinheiten bei der Zubereitung von deutschen Teigwaren schon vergessen. Diese kulinarischen Tage sind ein guter Anlass zum Treffen und zum Austausch, und um von daheim rauszukommen. Und ein bisschen Übung stört nie. Die Rezepte sind nicht sehr kompliziert, aber interessant, – merkt Lilija Edwinowna an.

Jede Hausfrau weiß, dass Teig eine besondere Herangehensweise benötigt, hier sollte es keinen Platz für Hektik und Eile geben. Und außerdem ist wichtig, dass man die Zutaten für die zukünftigen Krapfen und Brötchen unbedingt mit guter Laune mischt.

– Berliner sind diese Krapfen mit Füllung. Besonders die Kinder lieben sie, aber die Erwachsenen sind auch nicht abgeneigt, sie zu probieren. Brezeln, insbesondere salzige, mögen die Deutschen ganz besonders mit bernsteinfarbenen Getränken, und Krebli sind Krapfen ähnlich wie Schürzkuchen, aber weicher, – erklärt Wiktorija.

Übrigens wurde zur Hilfe unserer Köche auch die Leiterin der Theaterwerkstatt „Denk´ Mal“ Inna Woloschina gerufen, die in sich selbst das Talent eine guten Köchin gefunden hat. Wie es sich zeigte, hatte sie ein tolles Rezept für Krebli in Reserve.

Das Geheimnis der Kartoffelspeisen

Solange der Teig ging, haben sich unsere Damen dazu entschieden, sich mit den Kartoffeln zu befassen. Darin ist Lidija Pawluchina ein großer Experte:

– Bei uns zuhause wurde immer ein traditioneller Kartoffelsalat zubereitet. Heute sind hunderte verschiedene Varianten bekannt, aber als wir Kinder waren, war etwas anderes wichtig – die Zwiebeln ordentlich zu schneiden und die Kartoffeln richtig zu würzen. Das Geheimnis liegt darin, dass man nicht hetzen darf – wir schneiden die Kartoffeln nicht in Würfel, sondern in dünne Halbkreise, und die Zwiebeln übergießen wir sofort mit Öl, wenn es geht mit aromatischem. Hier haben wir uns dazu entschieden, eine Variation des Salates mit frischen Kräutern und eingelegten Gurken zuzubereiten. Um es vorwegzunehmen, dass das Gericht ausgezeichnet gelungen ist.

Die Zeit schritt planmäßig zur Mahlzeit voran, deswegen freuten sich die Kinder am meisten über die knusprigen Krebli.

– Wer nicht arbeitet, der isst auch nicht, – urteilt Polina Zaporozhetz, während sie geschickt mit dem Nudelholz hantiert. Eine Schülerin, die aufmerksam jede Handlung der Köche registriert, hat sich ebenfalls entschieden, einen starken Beitrag zu dieser spannenden Sache beizutragen. „Daheim werde ich das auf jeden Fall probieren, ich werde den Eltern eine Freude machen“, – lächelt das Mädchen.

Solange die Brezeln im Ofen braun wurden, haben die Jugendlichen und die Großmütter mit vereinten Kräften mit den Berlinern angefangen. Übrigens waren die deutschen Krapfen in wenigen Minuten aufgegessen, so lecker sind sie geworden.

– Ich besuche nicht zum ersten Mal ein Konitor-Workshop, aber ein solches gegenseitiges Einverständnis und so eine Einigkeit sehe ich zum ersten Mal. Jeder versucht sich einzubringen, so dass es besser für die gemeinsame Sache wird. Wissen Sie, solche Veranstaltungen sind auch dazu wichtig, um die Erinnerungen an die Rezepte der Speisen aufzufrischen, welche wir leider schon vergessen. Aber das sind doch unsere historischen Wurzeln, ein Teil unserer Kultur, – betonte Olga Fjodorowna.

Der Workshop endete traditionell: zu aromatischem Tee und leckerem Gebäck tauschten die Großmütter Neuigkeiten aus, erzählten über ihre Pläne und fühlten sich, wie zuhause. Manchmal braucht es so wenig, um Menschen ein Stückchen Wärme und Aufmerksamkeit zu schenken.

Dmitrij Schinkarenko

Übersetzung: Philipp Dippl

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